Bei extremem Starkregen drohen in Renningen in den Gebieten um den Rankbach potenziell Schäden durch Überschwemmungen. Foto: Jürgen Bach

Hitze, Starkregen und Hochwasser: Dass Modellprojekt KlimaBB will Kommunen bei der Anpassung an Folgen des Klimawandels unterstützen. Auch in Renningen gibt es einige Hotspots für Hitze und Wetterextreme.

Den Renninger Gemeinderat beschäftigte vor Kurzem das Wetter – genauer Hitze, Starkregen und Hochwasser als Folgen des Klimawandels. Martin Wuttke, der erste Landesbeamte beim Landratsamt, und Christoph Hemberger vom Verband Region Stuttgart präsentierten dort das Modellprojekt „Klimaanpassung im Landkreis Böblingen“ (KlimaBB). Es soll Städte und Gemeinden unterstützen, sich Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen.

„Wir müssen die Städte klimafit und resilient machen“, erläutert Christoph Hemberger. Wie er mit Bezug auf Daten der Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg erläutert, soll sich die Zahl der Hitzetage mit über 30 Grad bis 2050 im Land verdoppeln.

Schätzungen des Statistischen Landesamtes zufolge werden in Baden-Württemberg jedes Jahr etwa 1500 Todesfälle durch Hitze mitverursacht. Wie es im Projektbuch heißt, steigen mit der Erderwärmung auch Häufigkeit und Intensität von Starkregen und Hochwasser, da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann.

Hotspots in Städten und Gemeinden aufzeigen

KlimaBB soll Risikogebiete in den Kommunen verorten und sie für das Thema Klimaanpassung sensibilisieren. Dazu wurden unter anderem Karten für alle Städte und Gemeinden entwickelt, die aufzeigen, wo sich Hitze staut und in welchen Teilen der Siedlungen bei Starkregen oder Hochwasser Überschwemmungen drohen. Zusätzlich gibt das Projekt den Kommunen mögliche Maßnahmen an die Hand. „Klimaanpassung in kleinen oder mittelgroßen Gemeinden müssen nicht weltbewegend sein“, erläutert Christoph Hemberger. Schon ein Sonnensegel könne helfen. Es sei auch wichtig, bei Neubauprojekten Klimaanpassung zu bedenken.

In Renningen weisen laut dem Projektbuch etwas weniger als 40 Prozent der bebauten Fläche ein Klimatop mit eher schlechter Qualität auf: Dort bilden sich Wärmeinseln, die Gebiete werden schlecht durchlüftet. Damit schneidet die Stadt im Vergleich zu den übrigen Kommunen im Landkreis relativ schlecht ab. Verglichen mit Großstädten sei die Situation in Renningen im Sommer aber immer noch eher moderat, erklärt Christoph Hemberger.

Hitze sammelt sich im Stadtkern

Auf den Karten wird deutlich, dass sich vor allem im Renninger Stadtkern um den Ernst-Bauer-Platz Hitze staut. „Dieser Bereich ist sehr dicht bebaut, es kommt wenig Frischluft an aus dem Umland und es gibt wenig Grünfläche“, erläutert die Renninger Klimaschutzbeauftragte Ina Reinhard, die dieser Tage ihre Stelle verlässt.

Im Projektbuch von KlimaBB wird für solche Gebiete beispielsweise empfohlen, Fassaden zu begrünen, Sonnensegel anzubringen, Stadtbäume zu pflanzen oder helle Bodenbeläge zu nutzen. Durch die dichte Bebauung lasse sich die Hitze jedoch nicht ganz kompensieren, erläutert Reinhard. „Da müsste man alle Fassaden begrünen.“

Auch im Gewerbegebiet ist es heiß

Hitze sammelt sich laut den Karten außerdem unter anderem im Norden von Malmsheim, wo einige Firmen ihren Sitz haben, und im Gewerbegebiet nördlich des Renninger Bahnhofs. „Im Gewerbegebiet ist fast nichts grün, es gibt viel versiegelte Fläche und große Gebäude, die den Luftaustausch blockieren“, erläutert Reinhard. Um der Hitze entgegenzuwirken, sei es am sinnvollsten, dort die Fassaden zu begrünen.

Auch in Bezug auf extremes Hochwasser und Starkregen identifiziert das Modellprojekt für Renningen Punkte, in denen Überschwemmung drohen kann. „Renningen gehört zu den potenziell gefährdeten Städten im Landkreis“, erläutert Christoph Hemberger. Wie die Karten zeigen, sind bei extremem Hochwasser die Gebiete um den Rankbach potenziell gefährdet. „Wenn er durch die Stadt fließt, besteht bei einem Jahrhunderthochwasser die Gefahr, dass es Schäden gibt“, sagt Ina Reinhard.

Renningen laut Wolfgang Faißt nicht bei null

Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) lobte das Projekt KlimaBB im Gemeinderat als „wichtiges Handwerkszeug, wenn es um die künftige Entwicklung der Stadt geht“. Klimaanpassung sei ein wichtiges Thema im Renninger Klimaschutzkonzept, das die Stadt im März verabschiedete. Die Stadt sei aber in Bezug auf die Anpassung an Folgen des Klimawandels nicht bei null. Faißt nennt den Stadtteilpark Schnallenäcker II, wo es zahlreiche Bäume gebe.

Der Bürgermeister verweist auch darauf, dass die Stadt am Ernst-Bauer-Platz zwei Bäume gepflanzt hat. Einer von ihnen musste gefällt werden, ein neuer wurde schon eingesetzt. Außerdem wurde ein Viertel des Platzes bepflanzt, wie Wolfang Faißt erklärt. „Das soll das Kleinklima in diesem städtischen Bereich positiv beeinflussen.“ Die Stadt wolle weitere Bäume pflanzen, etwa an der Park-and-Ride-Anlage in Malmsheim.

Beim Hochwasserschutz geht es voran

Um das Hochwasserrisiko um den Rankbach zu minimieren, ist die Stadt schon tätig geworden. In Malmsheim und im Gebiet zwischen Renningen und Malmsheim sei der Schutz vor Hochwasser bereits ausgebaut, schildert Bürgermeister Wolfgang Faißt.

Auch für die Gebiete östlich von Renningen am Rankbach und am Maisgraben sind seit längerem Hochwasserschutzmaßnahmen vorgesehen. Nachdem sich die Planung jahrelang hingezogen hatte, rechnet Faißt nun damit, dass ab Mitte des Jahres die Ausschreibungen für die Arbeiten beginnen können. Diese sollen laut ihm im nächsten Frühjahr oder Sommer abgeschlossen sein. Dann werde es eine öffentliche Klimaradtour geben, bei der dann auch auf das Projekt KlimaBB und die Klimaanpassung in Renningen eingegangen werden soll, erläutert der Bürgermeister.