Der Erhalt des Renninger Waldes ist eines von vielen Vorhaben. Foto: Jürgen Bach

Das Klimaschutzkonzept der Stadt Renningen ist fertig. Es umfasst 200 Seiten und enthält einige große Ziele – und viele Wege, diese zu erreichen.

Es sind große Ziele, die sich die Stadt Renningen mit ihrem neuen Klimaschutzkonzept gesetzt hat: Dazu gehört eine klimaneutrale Verwaltung und eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung der Gesamtstadt bis zum Jahr 2040. Und idealerweise maximal eine Tonne CO2-Ausstoß je Einwohner und Jahr. Ein umfangreicher Maßnahmenkatalog in Bereichen wie Bauen, erneuerbare Energien, Mobilität und natürlich Zusammenarbeit mit den Bürgern soll den Weg dorthin bereiten. Die Klimaschutzmanagerin Ina Reinhard hat das 200-seitige Schriftstück am Montag im Gemeinderat vorgestellt. Auch mehrere interessierte Bürger waren dabei. Das Konzept wurde einstimmig angenommen.

Rund 366 Gigawattstunden verbrauchen die Renninger pro Jahr (Messung aus dem Jahr 2019) und stoßen mehr als 121 000 Tonnen CO2 aus. Für etwa 30 Prozent davon sind private Haushalte verantwortlich, für 25 Prozent der Verkehr. Auf alle Arten von Gewerbe entfallen 35 bis 40 Prozent.

Städtische Gebäude fallen kaum ins Gewicht

Gebäude im Besitz der Stadt fallen mit zwei bis drei Prozent nur wenig ins Gewicht. Dennoch will die Stadt hier ansetzen und ein gutes Beispiel geben, sagt der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Dass das nicht einfach und vor allem nicht günstig wird – eine vollständige Ertüchtigung sämtlicher städtischer Gebäude käme nach Einschätzung des Stadtkämmerers und Ersten Beigeordneten, Peter Müller, auf einen neunstelligen Betrag –, ist klar. Es sei daher immens wichtig, aus den energetischen Maßnahmen auch Einnahmen zu generieren, sagte Peter Müller. Als Beispiel nannte er eine Beteiligung an möglichen Windrädern auf städtischem Gebiet.

Der Maßnahmenkatalog umfasst ein breites Feld, bei dem die Stadt auch die Renninger Bürger mit ins Boot holen will und muss. Es geht unter anderem um den Ausbau und die Förderung von Windenergie und Photovoltaikanlagen unter dem Motto „Eine PV-Anlage für jedes Dach“. Eine Energiespar-Challenge für private Haushalte soll diese spielerisch an das Thema heranführen. Um den Energiebedarf ortsansässiger Firmen zu senken, setzt die Stadt auf die Bildung eines Unternehmensnetzwerks, auf Beratung und Sensibilisierung. Projekte für mehr Stadtgrün und zum Erhalt des Renninger Waldes verstehen sich quasi von selbst. Mehrere kleinere Projekte wie ein Repaircafé, das es in vielen anderen Orten schon gibt, reihen sich als Bausteine mit ein.

Regelmäßige Kontrolle ist wichtig

Die Gemeinderäte unterstützten das Konzept durch die Bank. Als A und O bezeichneten einige die regelmäßige Kontrolle, die bereits gemachten Schritte den gesteckten Zielen gegenüberzustellen, um zu sehen, wie weit man zwischenzeitlich gekommen ist. Die CDU befürchtete allerdings, dass man bei diesen hehren Zielen „an die Grenzen der Machbarkeit“ stoße. „Die Herausforderungen werden sein, die Themen richtig zu priorisieren, das konsequente Controlling der Umsetzung und die Finanzierung der Maßnahmen“, fasste es Ralph Geyer, Sprecher der Fraktion, zusammen. „Hier stellt sich für uns die Frage, wie realistisch es ist, dass wir das schaffen und finanzieren können.“ Nichtsdestotrotz sollte das die Stadt und die Bürger nicht davon abhalten, „uns heute auf diesen Weg zu begeben“.

Dennis Metzulat (SPD) und Resi Berger-Bäuerle (Frauen für Renningen) betonten nochmals, wie wichtig die Einbeziehung der Bürger und eine gute Kommunikation nach außen sei. Denn gerade auf die Unternehmen und Bürger der Stadt kommt es für das Erreichen der Ziele an. „Und es gibt auch einige kritische Themen, gerade Innenverdichtung oder Windenergie“, so Dennis Metzulat. Neue Protestbewegungen müsse man unbedingt vermeiden und die Menschen sehr frühzeitig ins Boot holen. In diesem Zusammenhang brachte er erneut den Vorschlag ein, Gemeinderatssitzungen online zu übertragen sowie weitere Online-Kanäle wie Youtube einzubeziehen.

Andreas Kindler (CDU) erinnerte daran, wie stark die Flächenversiegelung in den vergangenen 70 Jahren vorangeschritten ist, Stichwort: regionale Versorgung. Auch Baumaterialien für energetische Sanierungen wie Dämmstoffe kämen oft von irgendwo weit weg aus Übersee, mit fragwürdigen Inhaltsstoffen. „Nach dem Abriss wird das dann zu Sondermüll, den wir in diesen Ländern wieder entsorgen, davon müssen wir wegkommen und mehr in der Regionalität denken“, mahnte er.