Traktoren, wohin das Auge reicht: Die riesige Kolonne hat am Donnerstag die gesamte Stuttgarter Innenstadt in Beschlag genommen, auch die Planie. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Protest der Landwirte in Stuttgart übertrifft offenbar alle Erwartungen. Polizei wie Veranstalter gehen von einer vierstelligen Zahl an Nutzfahrzeugen aus, die die Stadt lahmlegen.

Die Wut ist groß auf die Bundesregierung. Und die Angst vor der Zukunft ist es auch. Vor wenigen Tagen haben Landwirte die Bundeshauptstadt Berlin in Beschlag genommen. 1700 Traktoren schätzte da die Polizei, die Bauern sprachen von über 3000. Am Donnerstag in Stuttgart nimmt der Protest ähnliche Ausmaße an – offenbar zur Überraschung vieler Beteiligter.

Mit einigen Hundert Fahrzeugen war zuvor bei der kurzfristig anberaumten Demonstration geplant worden. Die Stadt hatte für den Kernerplatz, wo die Kundgebung vor dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz stattfand, aufgrund der beengten Verhältnisse nur 150 Fahrzeuge genehmigt.

Was dann aber in die Stadt rollte, übertraf alle Erwartungen. „Noch während der Veranstaltung haben sich zwei Kolonnen über die B 14 vom Heslacher Tunnel aus und über die B 27 aus Degerloch in die Innenstadt bewegt“, sagt eine Polizeisprecherin. Hunderte Landwirte mit ihren Traktoren trafen sich auf dem Cannstatter Wasen, andere stellten ihre Fahrzeuge direkt in der Innenstadt ab, auch rund um Planie und Schlossplatz.

Protest gegen Bundesregierung

Die Polizei ging am Nachmittag schließlich von rund 2000 Traktoren aus. Von den Veranstaltern des Protests war zunächst keine Zahl zu bekommen. Man darf aber davon ausgehen, dass sie – wie üblich bei Demonstrationen – eher noch höher liegen dürfte. Vereinzelt war von Teilnehmerseite gar die Rede von 3000 Fahrzeugen. Am Morgen hatte man dort rund 1000 Fahrzeuge erwartet. Was die Teilnehmer an der Kundgebung selbst betrifft, schätzt die Polizei die Zahl auf 800 bis 1000 Menschen.

Grund der Proteste ist das geplante Aus für Steuervergünstigungen – etwa für Diesel – in der Landwirtschaft. Das Vorhaben ist Teil der Sparpläne im Bundeshaushalt 2024. Die deutschen Landwirte fühlen sich dadurch in ihrer Existenz bedroht.