Dmytro Kuleba (links) fordert bei der Nato-Tagung in Brüssel von Generalsekretär Jens Stoltenberg mehr Waffen für sein Land. Foto: dpa/Olivier Matthys

Die Ukraine befürchtet eine russische Großoffensive im Osten des Landes. Noch scheut das Bündnis davor zurück, das Land mit schweren Kampfpanzern zu unterstützen.

Die Botschaft von Dmytro Kuleba ist sehr deutlich. Schon vor seiner Ankunft bei der Nato-Tagung in Brüssel schrieb der ukrainische Außenminister auf Twitter, sein Land benötige jetzt vor allem „Waffen, Waffen und Waffen“. Seine Kollegen erhörten den Ruf und planen nach Aussage von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine deutliche Ausweitung der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Er sprach allerdings lediglich von „leichteren und schwereren Waffen“ und nannte Luftabwehrsysteme und Panzerabwehrwaffen. Details zu den geplanten neuen Waffenlieferungen aus Nato-Staaten gab es am Donnerstag zunächst nicht – wohl auch, um Russland im Unklaren darüber zu lassen, mit welchen zusätzlichen Systemen es seine Streitkräfte bald zu tun bekommen könnten.

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Kiew macht Druck auf Deutschland

Kritik kam von Kuleba vor allem an Deutschland, das „angesichts seiner Reserven und Kapazitäten“ mehr machen könne. Man arbeite mit der deutschen Regierung zusammen. Das Problem, das ihn am meisten beunruhige, sei die Dauer der Verfahren und Entscheidungsfindung in Berlin. „Während Berlin Zeit hat, hat Kiew keine.“ Man schaue sich mit den Partnern an, wie man die Ukraine zukünftig intensiver und koordinierter unterstützen könne, erwiderte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne).

Immer lauter werden die Forderungen der Ukraine nach schwerem Gerät wie Kampfpanzer oder auch Flugzeuge. Kuleba sagte, der beste Weg, der Ukraine nun zu helfen, sei, dem Land alles Notwendige zu stellen, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Schranken zu weisen und die russische Armee in der Ukraine zu besiegen, damit der Krieg nicht weiter ausufere.

Je mehr und je schneller die Ukraine Waffen erhalte, desto mehr Leben würden gerettet und desto weniger Städte würden zerstört. Damit traf er einen wichtigen Punkt, denn die 30 Nato-Außenminister standen alle noch unter dem Schock der Gräuelbilder aus den Vororten von Kiew, aus denen sich die russischen Truppen inzwischen zurückgezogen haben.

Russische Truppen ziehen sich zurück

Stoltenberg wiederholt in Brüssel auch mehrfach, dass der Abzug der Angreifer nur eine trügerische Ruhe sei. Nach den Niederlagen in Kiew konzentriere Russland seine Truppen im Moment im Osten und im Süden. Die ukrainische Regierung beobachtet diese Aktivitäten mit großer Sorge und befürchtet jetzt eine groß angelegte Offensive im Donbass im Osten des Landes. Nach Erkenntnissen des britischen Geheimdienstes kam es in dem Gebiet am Donnerstag wieder zu schwerem Artilleriebeschuss und Luftangriffen.

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Aus den Reihen der Nato hieß es, dass der Rückzug der russischen Verbände nun genutzt werden könne, die ukrainischen Truppen verstärkt mit Waffen zu versorgen. Dabei scheint das westliche Bündnis kurz davor zu sein, bald auch die gewünschten Kampfpanzer zu liefern. Am Rande der Tagung bestätigten Teilnehmer, dass sich mehrere Panzer aus dem Nato-Land Tschechien bereits auf dem Weg in die Ukraine befänden.