Stefanie Sailer-Puritscher und Jörg Sailer nehmen Friedrich Haag in die Mitte. Foto: z

Steigende Energiekosten bringen auch die Bäckerei Sailer an ihre Grenzen. Die Geschäftsführerin hat sich nun an den FDP-Landtagsabgeordneten Friedrich Haag gewandt und hofft auf Unterstützung.

Die steigenden Energie- und Rohstoffkosten könnten bald den regionalen Bäckereibetrieben an den Kragen gehen. Mit einem Hilferuf wendete sich die Bäckerei Sailer aus dem Hallschlag an den Stuttgarter Landtagsabgeordneten Friedrich Haag. Prompt machte sich der FDP-Abgeordnete auf den Weg, um sich ein Bild von der prekären Situation des Bäckereihandwerks zu machen. Die Familie Sailer betreibt das Unternehmen bereits seit 1931, mittlerweile in der dritten Generation. 120 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen insgesamt, 30 Bäcker in der Bäckerei und Konditorei. Arbeitsbeginn für die Bäcker ist um 3 Uhr morgens.

Heizölkosten um fast 100 Prozent gestiegen

Damit die frischen Backwaren pünktlich morgens in der Auslage liegen, ist Geschäftsführerin Stefanie Sailer-Puritscher aus gebäudetechnischen Gründen auf Heizöl für ihre Öfen angewiesen. Immerhin unabhängig von der Gasversorgung, könnte man denken. Doch die Heizölkosten steigen ins unermessliche. Gleichzeitig sind die Umsätze noch nicht wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie. Im Vergleich zu 2019 hat das Familienunternehmen fünf Prozent an Umsatz verloren, trotz notwendiger Preiserhöhungen an der Ladentheke. Währenddessen sind die Heizölkosten um fast 100 Prozent gestiegen, ganz zu schweigen von steigenden Stromkosten. An Gewinn ist da nicht mehr zu denken. „So kann es nicht weitergehen, wir können nicht jeden Monat drauflegen. Wir hangeln uns gerade von Monat zu Monat“, sagt Sailer-Puritscher.

Fachkräftemangel ein großes Problem

Der FDP-Politiker Haag ist der Überzeugung, dass „wir das Bäckerhandwerk, genauso wie viele andere Handwerksbetriebe, wie beispielsweise die Logistik, unterstützen müssen. Es kann nicht sein, dass regionale mittelständische Unternehmen ins Ausland abwandern oder Angst um ihre Existenz haben müssen, weil es sich hierzulande für sie nicht mehr lohnt“, sagt Haag.

Etwa 50 Prozent der Kosten gehen für die Mitarbeiter ab. Zusätzlich zum Fachkräftemangel leidet die Firma Sailer unter den steigenden Personalkosten für geringfügig Beschäftigte. Der Gehaltsabstand zu Festangestellten könne nicht mehr gerechtfertigt werden. „Handwerk muss mit der Hand hergestellt werden. Wir können nicht einfach alles auf Maschinen umstellen“, sagt Sailer-Puritscher.

Friedrich Haag ergänzt: „Wenn wir jetzt auch noch mit dem Gedanken spielen, die Atomkraftwerke abzuschalten, zerstören wir langsam aber sicher unser eigenes Handwerk. Wir müssen die Laufzeiten der drei am Netz verbleibenden AKWs unbedingt verlängern, um die Strompreise zu senken und die Gefahr eines möglichen Blackouts zu reduzieren.“

Discounter sind große Konkurrenz

Während auf den Wein- und Volksfesten in der Region die Zelte gut gefüllt sind, bemerkt die Unternehmerin in ihren Filialen weiterhin pandemiegetrübte Zurückhaltung. Die steigenden Kosten komplett an die Kunden weiterzugeben, sei für sie keine Option. Zu gefährlich sei dafür die Konkurrenzsituation zum Discounter. Im Gegensatz zur großindustriellen Konkurrenz gestaltet sich das Einsparpotenzial für mittelständische Unternehmen wie Sailer deutlich geringer, genauso wie Expansions- oder Ausweichmöglichkeiten ins Ausland.

Bisherige Corona-Hilfsprogramme sahen keine Unterstützung des Bäckerhandwerks vor. „Im Lockdown waren wir systemrelevant, warum gilt das jetzt nicht mehr?“, fragt sich Sailer-Puritscher. Ihr Wunsch an die Politik lautet daher: Das Bäckerhandwerk darf in künftigen Hilfsprogrammen nicht außen vorgelassen zu werden.