BEE-Vorsitzende Simone Peter. Foto: BEE

Simone Peter, Vorsitzende des Bundesverbands Erneuerbare Energien, mahnt Bund und Länder, mehr für den Ausbau der Windkraft zu tun.

Simone Peter ist Vorsitzende des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE). Die ehemalige Grünen-Vorsitzende spricht im Interview darüber, welche Hürden fallen müssen, damit der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie noch schneller vorangeht.

Frau Peter, die Bundesregierung hat sich ehrgeizige Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien gesetzt. Bereits bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus grünen Quellen stammen. Schaffen wir das angesichts des derzeitigen Ausbautempos?

Dieses Ziel wird locker erreicht, wenn die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung greifen und bestehende Hemmnisse noch beseitigt werden. Im ersten Halbjahr 2023 lagen wir bereits bei über 50 Prozent. Aber die Energiewende ist auch kein Selbstläufer. Manche Hemmnisse wiegen schwer, wie zum Beispiel die Genehmigungspraxis von Schwerlasttransporten.

Woran liegt das?

Die Straße bleibt ein Flaschenhals beim Ausbau der erneuerbaren Energien, der schnell geweitet werden muss. Zwar gibt es die Idee, künftig verstärkt auf die Binnenschifffahrt zu setzen. Das wird aber ad hoc keine Verbesserung bringen. Zudem sind viele Orte über Kanäle und Flüsse natürlich nicht zu erreichen, sodass es am Ende doch einen Straßentransport braucht. Darüber hinaus gibt es auch dort bei der Infrastruktur große Probleme, etwa was die Schleusen oder bestimmte Hafenanlagen angeht.

Die Infrastruktur ist also ein Problem. Was muss noch passieren, um den Ausbau zu beschleunigen?

Es braucht schneller mehr geeignete Flächen, und Genehmigungen generell dauern zu lange. Die Laufzeiten liegen im Moment bei einem Höchstwert von 24,5 Monaten für eine Windkraftanlage. Das muss sich rasch ändern. Es gab eine Ansage des Kanzlers, diese auf ein halbes Jahr zu reduzieren. Dazu müssen die Verfahren digitalisiert werden, außerdem braucht es mehr Personal in den Behörden und Handlungsleitfäden, die die Vielzahl der beschlossenen Maßnahmen praxisnah vermitteln. Außerdem muss man aufpassen, dass durch neue Gesetze nicht neue Hürden geschaffen werden.

Was meinen Sie?

Derzeit wird ein neues Luftverkehrsgesetz diskutiert. Das Gesetz soll das Bauverbot um Anlagen zur Kontrolle des Flugverkehrs und in der Nähe von militärischen Einrichtungen erweitern. Wenn die Gesetzesreform in der gegenwärtigen Fassung durchgeht, wäre ein Drittel der Landfläche für Windräder gesperrt.

Wie sieht es mit den Leitungen aus?

Auch der Stromnetzausbau ist entscheidend, auf Verteil- wie auf Übertragungsnetzebene. Denn es kommt immer wieder vor, dass Windräder im Norden abgeregelt werden müssen, weil sonst die Netze regional überlastet sind. Damit das seltener passiert, braucht es mehr Leitungen, um den Strom besser zu verteilen. Aber die Energiewende ist nicht nur Aufgabe des Nordens, sondern der gesamten Republik. Auch im Süden muss der Ausbau des Zugpferds Windkraft vorangehen. Gerade Bayern, aber auch Baden-Württemberg hinken beim Ausbau der Windenergie hinterher. Die Komplettblockade Bayerns ist nicht mehr hinnehmbar.