Der Reiz der Nachsaison soll künftig mehr Urlauber ins Land locken. Foto: imago//Nicolas Economou

Der Klimawandel verändert die Urlaubsgewohnheiten. Die Reisebranche in Griechenland stellt sich darauf ein und verlängert die Saison.

Im Oktober begann bisher in vielen griechischen Urlaubsorten der Winterschlaf: Hotels, Strandbars und Geschäfte machten dicht. In den wenigen geöffneten Tavernen traf man fast nur Einheimische. Doch das beginnt sich zu ändern. „Zum ersten Mal haben wir Buchungen bis weit in den November hinein“, berichtet Pavlos Filippou, Inhaber eines Drei-Sterne-Hotels unweit des antiken Olympia an der Westküste der Halbinsel Peloponnes. „Früher haben wir Mitte Oktober geschlossen, in diesem Jahr wollen wir bis Ende November offen halten, wenn genug Gäste kommen, auch länger“, sagt der Chef des Familienbetriebs.

Griechenland steuert in diesem Jahr auf einen Reiserekord zu. In den ersten sieben Monaten lagen die Touristenzahlen und Einnahmen um rund 20 Prozent über dem Vorjahr. Branchenexperten erwarten 2023 rund 35 Millionen Besucher, eine Million mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr sollen von 18,2 auf 20 Milliarden Euro steigen.

Hitzewellen im Hochsommer vergraulen Urlauber

Seit Jahren bemühen sich die griechischen Tourismusstrategen, die Saison zu strecken – um das große Gedränge in den traditionellen Ferienmonaten Juli und August etwas zu mildern, aber auch, um ihre Hotels besser auszulasten. Die Folgen des Klimawandels könnten helfen, dieses Konzept umzusetzen.

Im Juli stöhnten Einheimische und Urlauber in Griechenland zwei Wochen lang unter der schlimmsten Hitzewelle seit Jahrzehnten. Mancherorts stiegen die Temperaturen auf 45 Grad. Auf der Insel Rhodos wüteten riesige Waldbrände. 20 000 Touristen mussten evakuiert werden. Und dann kam der Mittelmeer-Zyklon Daniel, der auch auf Ferieninseln wie Skiathos und Skopelos Überschwemmungen auslöste.

Auch Städtereisen gewinnen offenbar an Bedeutung

Solche Erlebnisse können die Ferien zu einer traumatischen Erfahrung machen. Und selbst wenn es nicht zu Katastrophen kommt: Bei 40 Grad am Strand zu liegen macht nicht jedem Spaß. Besonders für ältere Menschen und kleine Kinder sind diese Temperaturen schwer zu ertragen. Meteorologen erwarten, dass solche Hitzewellen infolge des Klimawandels künftig häufiger auftreten werden. Neben Sonne, Strand und Meer werden deshalb andere Aspekte wie Wellness, Kultur und Gastronomie eine größere Rolle spielen, glaubt man beim griechischen Tourismusverband Sete.

Auch Städtereisen gewinnen offenbar an Bedeutung. Die Hotels in Athen meldeten im ersten Halbjahr eine um 30 Prozent höhere Auslastung als 2022.

Der Reiz der Nachsaison

November
  Viele Hoteliers halten im Herbst länger offen und wollen im nächsten Jahr früher öffnen. Einige Veranstalter haben ihre Griechenland-Programme bis in den November verlängert.

Charme
Auf Rhodos ist das Meer selbst im November und Dezember noch über 20 Grad warm. Antike Stätten entfalten gegen Ende des Jahres ihren Charme, wenn nach den ersten Herbstschauern überall frisches Gras und Blumen sprießen.