Blick auf die Hubbrücke in Mittersill, die über die Salzach führt. Die Hubbrücke wurde wegen des steigenden Pegelstandes angehoben. Aufgrund der anhaltenden Regenfälle hat sich die Lage im Bundesland Salzburg zugespitzt. Foto: Expa/ Jfk/APA/dpa

Von Norditalien aus zieht Tief „Erwin“ in Richtung Nordosten und bringt zum Teil ergiebigen Dauerregen in die Alpenländer mit. Auch Bayern ist von steigenden Flusspegeln und Überschwemmungen betroffen. Das ist die aktuelle Lage.

Vom nordwestitalienischen Genua aus zieht Tief „Erwin“ in Richtung Nordosten und bringt zum Teil ergiebigen Dauerregen mit. In Summe sind teils mehrere Hundert Liter Regen zu erwarten.

Was macht das Hochwasser in Deutschland aktuell?

Die Hochwasserlage in Bayern hat sich etwas beruhigt. In der Nacht zum Dienstag (29. August) standen Parkplätze unter Wasser und die dort parkenden Autos wurden von den Einsatzkräften umgestellt, wie mehrere Polizeidienststellen am Morgen berichteten. Größere Schäden oder Verletzte gab es demnach aber nicht.

Der Hochwassernachrichtendienst (HND) erwartet am Dienstag noch Dauerregen und Ausuferungen an der Donau und an den Flüssen südlich davon. Streckenweise sei dabei die Warnstufe 3 zu erwarten, sagt ein Sprecher des HND.

Die Pegel der meisten Flüsse sind leicht fallend, kritisch kann es am Dienstag vor allem am Inn zwischen Wasserburg und Passau sowie an der Donau in Passau werden. Die Höchststände werden hier im Laufe des Tages erreicht, bleiben aber voraussichtlich knapp unter der Meldestufe 4. Vom HND werden vier Meldestufen ausgegeben. Bei Warnstufe 1 sind kleine Ausuferungen zu erwarten, bei Stufe 4 können bebaute Gebiete in großem Umfang überflutet werden.

Feuerwehrleute sind am Ufer des Inn in Wasserburg auf Kontrollgang. Der Inn führt aufgrund andauernder starker Regenfälle in Tirol und Bayern momentan sehr viel Wasser. Foto: dpa/Uwe Lein
Ein Mann steht im Führerhaus eines Schiffes, das gegenüber der Wasserburger Altstadt am Ufer liegt. Foto: dpa/Uwe Lein
Nur noch ein wenig mehr und die Altstadt von Wasserburg steht unter Wasser. Foto: dpa/Uwe Lein

Wie wird das Wetter in den kommenden Tagen?

Der Deutsche Wetterdienst warnt im Süden und Westen Bayerns weiter vor Dauerregen. In Alpennähe wird mit ergiebigem Dauerregen mit Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Litern pro Quadratmeter gerechnet.

Auch am Mittwoch (30. August) soll es vereinzelt noch zu Schauern und Gewittern kommen. Am Donnerstag (31. August) zeigt sich im Tagesverlauf oft die Sonne. Zum Freitag (1. September) wird wieder mehr Sonne bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad erwartet.

Wie viel Regen ist in Deutschland möglich?

Südlich der Donau sind nochmals 30 bis 70, in Alpennähe bis 100 Liter pro Quadratmeter möglich. Noch intensiver wird es sich vom Allgäu bis zum Karwendel einregnen, wo in Staulagen örtlich bis zu 150 Liter pro Quadratmeter zu erwarten sind.

Wie stark regnet es in der Schweiz?

Der Schwerpunkt des Niederschlags in der Schweiz liegt im Tessin. Örtlich drohen nochmals 200 bis 300 Liter Regen pro Quadratmeter. In den vergangenen 48 Stunden sind teilweise schon bis zu 350 Liter gefallen – beispielsweise in Frasco und Biasca im Nordtessin. In Locarno waren es 200 Liter pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Berlin fallen 580 Liter Regen pro Quadratmeter – und zwar im ganzen Jahr.

Diepoldsau: Im Rheintal fluten die Wassermassen das Land zwischen den Dämmen beim schweizerischen Diepoldsau. Foto: Keystone/Yanik Buerkli/dpa
Malvaglia: Der Legiuna-Bach im Kanton Tessin führt nach heftigen Regenfällen viel Wasser, wodurch es zu Überschwemmungen und Schäden im umliegenden Gebiet kommt. Foto: Keystone/Ti-Press/Pablo Giananazzi/dpa
Der Rhein führt nach starken Regenfällen Hochwasser. Besonders im Süden und Osten der Schweiz kam es zu starken Regenfällen. Foto: Keystone/Yanik Buerkli/dpa

Wie sind die Regen-Prognosen für Österreich?

Meistens drohen in den betroffenen Regionen nochmals 40 bis 80 Liter, in Vorarlberg stellenweise 100 bis 200 Liter. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in den Urlaubsregionen in Kärnten. Hier sind ebenfalls verbreitet bis 100 Liter in Spitzen bis zu 200 Liter pro Quadratmeter drin.

Dabei waren schon die bisherigen Niederschlagsmengen schon sehr ergiebig. In Huben (Ötztal) erreichte die Ötztaler Ache einen Pegelstand, der nur alle 100 Jahre auftritt. Solche extremen Zuflüsse haben parallel ebenfalls den Inn anschwellen lassen, so dass in Innsbruck vorsorglich der mobile Hochwasserschutz aufgebaut wurde. Im nahegelegenen Stubai hat sich die Lage ebenso zugespitzt, so dass die Stubaitalstraße ab Neder gesperrt wurde.

Die hochwasserführende Salzach und die gesperrte B 311 bei Oberhof im Salzburger Pongau. Foto: APA/Expa/ Jfk/dpa
Überflutete Felder in Uttendorf. Aufgrund der anhaltenden Regenfälle hat sich die Lage im Bundesland Salzburg zugespitzt. Foto: APA/Expa/ Jfk/dpa
Der durch lang anhaltende starke Regenfälle angeschwollene Inn fließt in Schwaz unter einer Brücke. Foto: dpa/David Pichler

Wie ist die Hochwasserlage in Italien?

Durch starke Niederschläge hat das Wasser an einer Pegelmessstation die Vorwarnstufe überschritten. Norditalien ist am Montag erneut von schweren Unwettern heimgesucht worden. Foto: LFV Südtirol/dpa
Ein Motorradfahrer fährt eine überschwemmte Straße in Mailand entlang. Foto: LaPresse/Zuma Press/Claudio Furlan/dpa

Auch Norditalien ist erneut von schweren Unwettern heimgesucht worden. Insbesondere die Region Lombardei mit der Metropole Mailand sowie Ligurien und Piemont sind von heftigen Regenfällen, Hagel sowie starkem Wind betroffen gewesen.

Wie ist die Situation in Venedig?

Barrieren des Hochwasserschutzprojekts „Mose“ ragen aus dem Wasser. Die Behörden in Venedig erwarten in den kommenden Tagen wieder steigende Meeresspiegel. Foto: Claudio Furlan/LaPresse/AP//dpa

Durch Regen, starken Wind und hohen Wellengang erwartet außerdem Venedig Hochwasser und fährt ihre Flutschutztore aus. Der Pegel hat einen Stand von etwa einem Meter über dem Normalstand erreicht, wie die Kommune mitteilt. Am Montagabend begannen die Behörden der Lagunestadt deshalb vorsorglich, den Mechanismus für Flutschutz, abgekürzt „Mose“, auszufahren. Es brauche etwa 48 Stunden Vorlauf, um das Flutschutz-System komplett hochzufahren.

Das System aus 78 gelben, an drei Zugängen zur Lagune installierten Klappen ist seit 2020 in Betrieb. Vor allem im Herbst, wenn Regen und Stürme die Wasserstände steigen lassen, fährt Venedig das milliardenschwere Bauwerk hoch. Seitdem wurden größere Hochwasser in der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt vermieden.

Das Salzwasser des Meeres ist ein Problem für die historischen Bauwerke, vor allem für die Mosaike und Fresken an Kirchen. Eine größere Hochwasserlage gab es zuletzt 2019, als ein Pegelstand von 187 Zentimetern über dem Normalwert gemessen wurde. Das historische Jahrhunderthochwasser in Venedig ist auf das Jahr 1966 datiert, damals schwoll das Wasser auf 194 Zentimeter an.