Trinkwasserbrunnen in Stuttgart. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die wiederholten Hitzewellen und -warnungen in diesem Sommer zeigen, dass die Bevölkerung besser geschützt werden muss. Wie die Städte in Baden-Württemberg das Thema angehen.

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 1300 Trinkbrunnen, es sollen 1000 weitere hinzukommen. Denn die Bereitstellung von Leitungswasser durch Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten gehört zur Aufgabe der Daseinsvorsorge. Die Kommunen in Baden-Württemberg sind dabei, Trinkwasserbrunnen aufzustellen, beispielsweise in Parks, Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen. Und sie tun nicht nur das, um dem Klimawandel zu trotzen. Einige Beispiele:

Konstanz

In der Bodenseestadt spenden mehr als 20 Brunnen Trinkwasser. Beispielsweise auf der Marktstätte, dem Augustinerplatz, an der Seehalde und am Fährhafen Konstanz-Staad. „Jährlich sollen für einen noch nicht absehbaren Zeitraum vier bis fünf neue Trinkbrunnen installiert werden“, teilte ein Stadtsprecher mit. Je nach Standort, Ausführung, technischer Anforderung und Gegebenheiten müsse mit Kosten je Brunnen in Höhe von 13 000 bis 17 000 Euro gerechnet werden. Der Hitze trotzt die Stadt noch mit weiteren Mitteln: Im neuen Stadtteil Hafner seien unter anderem ein automatisiertes Bewässerungssystem für Bäume, der Erhalt von Frisch- und Kaltluftschneisen sowie möglichst viel Begrünung und wenig Flächenversiegelung geplant. Ein weiteres Beispiel sei die Sanierung des Bahnhofplatzes, wo 32 Bäume gepflanzt werden. „Installiert wird ein Bewässerungssystem, das an die Regenfallrohre der umliegenden Gebäude angeschlossen ist. Die Bewässerung der Baumquartiere erfolgt also grundsätzlich nicht mit Trink-, sondern über Regenwasser.“

Tübingen

In der Universitätsstadt gibt es bislang zwei Trinkbrunnen - in der Südstadt am Sternplatz und in der Innenstadt (Metzgergasse). Ein weiterer geht nach Auskunft einer Stadtsprecherin in den nächsten Wochen in der Paul-Ehrlich-Straße (Technologiepark) in Betrieb. Die Kosten trage die Stadtverwaltung Tübingen. Der Bau eines Trinkwasserbrunnens in der Altstadt koste bis zu 20 000 Euro pro Brunnen. „Das hat unter anderem mit der Verlegung der Trinkwasserleitungen im Untergrund zu tun und den denkmalschutzrechtlichen Vorgaben. Der Brunnen selbst koste rund 10 000 Euro.“ 2024 sollen fünf weitere Trinkwasserbrunnen in der Altstadt aufgestellt werden. Für den Unterhalt pro Brunnen und Jahr seien mindestens 5000 Euro nötig. Sprühanlagen zur Abkühlung seien aktuell kein Thema in Tübingen. Als Folge des Klimawandels sei ein Straßenbaumpflanzprogramm auf den Weg gebracht worden. „Es sieht vor, dass im Zeitraum von vier Jahren rund 100 Bäume gepflanzt werden - also pro Jahr 25 Stück. Für die Pflanzung und die anschließende Pflege in den nächsten drei Jahren hat der Gemeinderat rund 80 000 Euro bewilligt.“ Die Bäume seien im Hinblick auf den Klimawandel ausgewählt, also robuste Sorten wie Robinie und Sophora.

Freiburg

In Freiburg gibt es drei Trinkstellen und neun Trogbrunnen, die als Trinkbrunnen ausgewiesen wurden. Weitere 25 Trogbrunnen sollen noch dieses Jahr als Trinkbrunnen ausgewiesen und ausgestattet werden - 30 000 Euro lässt die Stadt sich das kosten. Von städtischer Seite gibt es nach Auskunft eines Sprechers keine Pläne für Sprühanlagen. Das Klimaanpassungskonzept sei vielfältig. Am Mundenhof seien zwei Coolspots eingerichtet worden. „Auch konkret zum Schutz gefährdeter Menschen unternehmen wir viel. Mitarbeiter aus dem Bereich Streetwork/Kontaktnetz verteilen auf ihren Touren in der Stadt kleine Flaschen Wasser an Menschen auf der Straße. Die Toilettensituation in der Innenstadt spielt bei Hitze eine Rolle, denn ältere Menschen trinken beispielsweise weniger, aus Sorge mehrfach eine Toilette aufsuchen zu müssen.“ Die Aktion „nette Toilette“ helfe da weiter. Rote Aufkleber an den Eingangstüren zahlreicher Gastronomiebetriebe in der Innenstadt signalisieren: Hier darf die Toilette umsonst benutzt werden.

Mannheim

In der dicht besiedelten Innenstadt verschaffen seit wenigen Tagen zwei weitere Trinkbrunnen Abkühlung an heißen Tagen. Am Marktplatz und am Paradeplatz können sich Menschen kostenlos mit frischem Trinkwasser erfrischen. Nach dem Wasserspender am Alten Meßplatz, der seit einem Jahr sprudelt, sind nun drei von der Stadt unterhaltene Trinkwasserbrunnen in Betrieb, wie eine Stadtsprecherin mitteilte. Voraussichtlich im September, würden weitere Trinkbrunnen installiert.Die Investitionskosten für einen freistehenden Trinkbrunnen beliefen sich auf rund 25 000 Euro. Die Betriebskosten ohne Personalaufwand seien rund 1000 Euro pro Trinkbrunnen und Jahr. Derzeit sei eine Sprüh- beziehungsweise Vernebelungsanlage in Betrieb. „Im Rahmen des vom Bund geförderten Projektes „FuturRaum“ ist angedacht, in der Innenstadt Kühlinseln mit Sprühnebler zu installieren. „Immer wieder kommen auch Sprühanlagen bei Veranstaltungen zum Einsatz und sorgen für Erfrischung“, sagte eine Stadtsprecherin. Daneben werde „Die Karte der kühlen Orte“ digital stetig erweitert und solle nun auch Trinkbrunnen mit aufnehmen.

Heidelberg

Die Stadt hat einen Trinkwasserbrunnen an der Providenzkirche in der Altstadt aufgestellt, weitere am Wasserspielplatz an der Neckarwiese sowie auf der Alla-Hopp-Spielanlage in Kirchheim. „Die relativ aufwendigen Anlagen - aus Gründen der Wasserhygiene - sind immer über das Trinkwassernetz der Stadt Heidelberg angeschlossen“, sagte eine Sprecherin. Die Aufstellung kostet einmalig rund 20 000 Euro, die Kosten zur Instandhaltung belaufen sich auf etwa 5000 Euro jährlich. Weitere Trinkwasserspender seien geplant. „Darunter fallen öffentliche Platz- und Parkanlagen, wie beispielsweise der Gadamer Platz, Europaplatz und die Pfaffengrunder Terrasse in der Bahnstadt, der Bismarckplatz, die Schwanenteichanlage, Universitätsplatz, Wilhelmsplatz oder in Nähe der Bürgerämter.“ Sprühanlagen gebe es keine, sie seien auch nicht geplant. Weitere Maßnahmen der Stadt gegen Hitze: Platzflächen begrünen, Erhalt und zusätzliche Pflanzung von Bäumen, Verringerung von Versiegelungen. Um das Gießen im Sommer zu stemmen, habe die Stadt Bürger zur Unterstützung bei der Bewässerung der Stadtbäume aufgerufen.

Stuttgart

In der Landeshauptstadt gibt es mehr als 250 Anlagen und Wasserspiele. Aus einigen sprudelt Mineral- und Heilwasser, andere wurden rein zur Zierde für Gebäude und Parkanlagen erbaut. Vom Tiefbauamt werden laut Stadt 195 Anlagen, davon 13 Mineralbrunnen, 106 Trinkbrunnen und 76 Wasserspiele auf öffentlichen Flächen betrieben. „Dem Tiefbauamt stehen für die rund 180 Brunnenanlagen, die das Amt betreibt, circa 750.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Mit diesem Budget sind die Energiekosten für Strom, Wasser und Abwasser, sowie Reinigung und anfallende Reparaturen abgedeckt“, sagte ein Stadtsprecher. Sprühanlagen seien nicht geplant. Effektive Maßnahmen zur Reduzierung der thermischen Belastung im öffentlichen Raum sollten auf Verschattung abzielen.

Bürgerinnen und Bürgern im öffentlichen Raum soll der Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser ermöglicht werden. Mit der Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes hatte die Bundesregierung einzelne Vorschriften der sogenannten EU-Trinkwasser-Richtlinie umgesetzt. Das Gesetz ist am 12. Januar 2023 in Kraft getreten.