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Weil weniger Gas aus Russland kommt, muss der Verbrauch gesenkt werden. Einige Maßnahmen können wirkungsvoll dazu beitragen.

Auf 40 Prozent der möglichen Kapazität hat Russlands Präsident Wladimir Putin kürzlich die nach Deutschland gelieferte Gasmenge gekürzt – als Reaktion auf die Sanktionen des Westens. Und es steht zu befürchten, dass er den Gashahn in naher Zukunft ganz zudrehen könnte. Als schnelle Gegenmaßnahme ruft die Bundesregierung dazu auf, so viel wie möglich Energie einzusparen. Während grundlegende Sparmaßnahmen wie die Dämmung von Altbauten oder der Einbau neuer Heizanlagen nicht so schnell zu verwirklichen sind, lässt sich mit unseren Tipps sofort und effektiv Energie einsparen – und das ohne großen Aufwand und Komforteinbußen.

Wo kann man jetzt am meisten Energie sparen?

Das größte Potenzial, da sind sich Fachleute einig, liegt im Sommer beim Verbrauch an Warmwasser. Laut Dirk Müller, Professor für Gebäude- und Raumklimatechnik an der RWTH Aachen, liegt der Anteil für die Erwärmung von Trinkwasser am Gasverbrauch bei älteren Gebäuden bei ungefähr 20 Prozent. Bei sehr gut gedämmten Gebäuden sind es bis zu 50 Prozent. Es lohnt sich also, hier anzusetzen, etwa indem man auf das Vollbad verzichtet, seltener und weniger heiß duscht und sich mit kürzeren Duschzeiten begnügt. Zusätzlich kann man das Wasser kurzzeitig ganz abstellen, wenn man sich einseift oder das Shampoo auf den Haaren verteilt. Mit keinem großen Komfortverlust verbunden sind auch wassersparende Duschköpfe und Armaturen, mit denen sich der Energiebedarf für die Warmwasserbereitung laut Müller um bis zu 50 Prozent verringern lässt. Weiterhin kann man prüfen, ob sich die Warmwasserzirkulation – sie bewirkt, dass stets schnell warmes Wasser aus dem Hahn fließt – nicht zumindest über Nacht abschalten lässt. Außerdem kann man sich die Hände auch mit kaltem Wasser waschen.

Wo lässt sich effektiv Strom sparen?

Da in Deutschland rund 13 Prozent des Stroms mithilfe von Gas produziert wird, lohnt es sich, den Stromverbrauch zu senken. Am wirkungsvollsten gelingt dies, wenn man Wäsche draußen auf der Leine trocknet anstatt im elektrischen Trockner. Auch beim Kochen lässt sich vergleichsweise viel Energie sparen, etwa wenn man Wasser nicht auf der Herdplatte, sondern im Wasserkocher erhitzt – und zwar immer nur so viel, wie man tatsächlich auch braucht. Zudem sollte man den Deckel auf den Kochtopf legen, außerdem kann man die Restwärme der Herdplatte sowie des Backofens nutzen. Beim Waschen reichen auch niedrigere Waschtemperaturen von etwa 30 Grad – 60 oder gar 90 Grad sind in aller Regel reine Energieverschwendung. Bei Wasch- wie auch Spülmaschinen gilt: Die Maschinen ganz befüllen und den Energiesparmodus wählen, auch wenn die Arbeitsgänge dann länger dauern.

Wie lässt sich bei Hitze am besten die Wohnung kühlen?

Auch wenn es bei einer langen Hitzeperiode schwerfällt: Auf mobile Klimaanlagen zur Kühlung einzelner Zimmer sollte man verzichten, weil die ziemlich ineffektiv sind und viel Energie benötigen. Die klassischen Methoden helfen ebenfalls weiter. Also tagsüber Rollläden runter, abends die Fenster auf Durchzug – und wenn die heiße Luft trotzdem in der Wohnung förmlich steht, verhilft ein Ventilator wenigstens zu ein bisschen Kühlung.

Wie spart man am besten beim Heizen?

Am schnellsten und meisten spart man, wenn man weniger heizt: Üblicherweise geht man von sechs Prozent Einsparung pro Grad niedrigerer Raumtemperatur aus. Experte Müller hält sogar acht bis elf Prozent weniger Heizenergie für möglich, wenn man auf 20 statt auf 21 Grad heizt. Bei einer Absenkung auf 19 Grad sollen es sogar bis zu 30 Prozent sein. Zudem muss nicht jeder Raum gleich warm sein. Weiterhin lassen sich nachts die Temperaturen per Steuerung an der Heizanlage absenken. Tagsüber kann man auch bei Abwesenheit mit zeitlich steuerbaren Thermostaten an den Heizkörpern die Heizleistung individuell verringern. Und natürlich sollte man die Rollläden runterlassen – je nach Zustand der Fenster sind dann laut Müller zwischen vier und zehn Prozent Einsparung möglich. Im Sommer sollte die Heizung ganz aus sein. Erreichen lässt sich dies bei modernen Heizungen wie auch bei Wärmepumpen, wenn man den Betriebsmodus „Nur Trinkwarmwasser“ wählt.

Was kann man jetzt tun, um im Winter weniger heizen zu müssen?

Noch bleibt Zeit, den Heizbedarf im Winter zu verringern – und diese Zeit sollten Verbraucher jetzt auch nutzen. So kann man vom Fachmann die sogenannte Heizkurve auf geringeren Energieverbrauch optimieren lassen. Dabei kann man gleich den sogenannten Hydraulischen Abgleich in Auftrag geben. Dieser regelt, dass jeder Heizkörper im Haus die richtige Warmwassermenge bekommt – was fünf bis zehn Prozent an Heizenergie spart. Eine erhebliche Menge Strom lässt sich zudem einsparen, wenn man die normalen Umwälzpumpen im Heizkreislauf durch Hocheffizienzpumpen austauscht. Zudem kann man die Heizungs- und Warmwasserrohre im Keller mit Dämmmaterial ummanteln. Weiterhin lohnt es sich in Altbauten, besonders neuralgische Stellen von innen zu dämmen, also vor allem die Fensternischen hinter den Heizkörpern. Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich auch die Kellerdecke dämmen, was bis zu neun Prozent Heizenergie einspart. Bei der Dämmung des Dachbodens sind es sogar bis zu 15 Prozent.