Ist fast weg: Die Leiterin des Ditzinger Stadtmuseums, Nina Hofmann, zieht es für die Promotion nach Slowenien. Foto: Jürgen Bach

Die Leiterin des Stadtmuseums in Ditzingen, Nina Hofmann, arbeitet künftig in Slowenien. Damit erfüllt sich die 51-Jährige einen Traum. Eine Nachfolge gibt es noch nicht, dafür steht die nächste Ausstellung weitgehend. Es ist eine der anderen Art.

Stefanie Köhler

Die Sonderschau über das „Phänomen Sherlock Holmes“ läuft noch, die nächste Ausstellung steht in weiten Teilen – eröffnen wird Nina Hofmann sie im neuen Jahr aber nicht, obwohl die 51-Jährige eine Menge Arbeit reingesteckt hat. „Das wird hart“, weiß die Leiterin des Stadtmuseums bereits jetzt. Doch „mich zieht es woanders hin“. Nämlich nach Slowenien, in die Hafenstadt Koper. Dort promoviert Nina Hofmann von Oktober an. Sie arbeitet vier Jahre lang in einem Projekt, das sich mit der Erforschung von Ländergrenzen beschäftigt. „Ich freue mich auf den fachlichen Austausch.“

Nina Hofmann erzählt, sie habe immer davon geträumt, in Slowenien zu leben und zu arbeiten. Ihre Mutter ist ursprünglich aus dem Land, weshalb sie die Sprache lernte, Slawistik im Nebenfach studierte und viel Zeit in Slowenien verbrachte. Zuletzt war sie im Mai dort – und merkte, ihren Traum gibt es weiter. Sie schaute sich nach Jobs um – und entdeckte jenes Forschungsprojekt. „Mir war klar, dass ich mich immer ärgern werde, wenn ich die Chance nicht ergreife. Man lebt nur einmal“, sagt Nina Hofmann – zumal sie das Phänomen des Zusammenlebens an der slowenisch-kroatischen Grenze seit jeher fasziniere.

„Das Museum ist offener und leichter zugänglich geworden“

Nun möchte Nina Hofmann herausfinden, wie sich das Leben der Menschen an der Grenze gewandelt hat, wie die Veränderungen den Alltag beeinflusst haben. Das macht die 51-Jährige mit leitfadengestützten Interviews. Die Methode beherrscht sie im Schlaf, denn sie hat sie oft bei den Menschen in Ditzingen angewandt. Als sie vor neun Jahren die Stelle im Stadtmuseum antrat, lautete ihr Ziel: mehr Beteiligung durch einfachere Beteiligung. Nicht nur sollen mehr Menschen ins Museum gehen, sondern sie sollen auch an den Ausstellungen mitwirken. „Das Museum ist offener und leichter zugänglich geworden“, meint Nina Hofmann. Die Ausstellungseröffnungen seien ebenso gut besucht wie die Führungen. „Die Menschen merken, dass man im Museum etwas lernen und sich gut unterhalten lassen kann“, sagt Nina Hofmann. Das mache gute Laune.

Die Kulturwissenschaftlerin setzt auf einen „Austausch auf Augenhöhe“ – und darauf, die Bevölkerung, die Besucher „als Experten ihrer Stadtgeschichte und Kultur wahrzunehmen und zu würdigen“. So rief Nina Hofmann die Menschen dazu auf, ihr über ein Thema zu berichten und Exponate beizusteuern. Die Leute würden sich mit ihrem Ort, seiner Geschichte und damit auch mit dem Museum und der Ausstellung besser identifizieren, mehr befassen, wenn sie Anteil daran haben, feststellen, dass das Thema auch etwas mit ihnen zu tun hat, sagt Nina Hofmann. Außerdem sei es Wertschätzung, wenn man Objekte aus dem Alltag rausnimmt – sie vom Dachboden oder aus dem Keller holt – und hinter Glas stellt. „Man entlockt ihren Wert und zeigt die Gegenstände.“

1000 Bierdeckel lagern im Depot

Mit Alltagskultur, authentischen Berichten aus dem Leben lässt sich laut Hofmann Geschichte einfacher vermitteln. Dafür fand die 51-Jährige viele Menschen, die „ihr Leben vor mir ausbreiten“. Manche einmal, andere für mehrere Schauen. Das Vertrauen sei groß gewesen, so Hofmann, selbst bei heiklen Themen. Sie denkt an „Plumpsklo & Katzenwäsche – zur Vorgeschichte von Bad und WC“. Auch die Schau über Trauerkultur – Hofmanns Liebling – bot kein ganz einfaches Thema. Die Exponate der Bevölkerung füllen auch das Depot, nachdem das verheerende Hochwasser im Jahr 2010 Archivgut und Museumsgegenstände zerstörte. Nina Hofmann unterstützte beim Aufbau des neuen Depots im Stadtteil Hirschlanden.

Dort landen auch die etwa 1000 Bierdeckel, die Teil der nächsten Ausstellung über die Gaststättenkultur in den Ortsteilen sind. Es ist eine Schau der anderen Art, weil Nina Hofmann die Zukunft des Stadtmuseums mit noch mehr Beteiligung sieht. Die neue Ausstellung dient als Testballon. Sie öffnet mit wenigen Objekten, die dank des Einsatzes der Besucher dann stetig wächst. „Wir wollen weg vom starren Gerüst, weg von jährlich zwei Schauen mit einer festgelegten Dauer“, sagt Nina Hofmann. Stattdessen fange man mehr im Kleinen an und gestalte dynamischer. Die Kommentare der Besucher zur Ausstellung sollen darüber hinaus auch digital sichtbar sein. Nina Hofmann kann sich einen Social-Media-Kanal vorstellen und einen Bildschirm im Museum. Wann die Ausstellung endet, bestimmt damit auch die Bevölkerung mit. „Wir wollen ein offenes Museum sein“, betont Nina Hofmann.

Abschiedsfeier geplant

Nina Hofmann verabschiedet sich an diesem Donnerstag, 14. September, um 18 Uhr auf dem Platz vorm Stadtmuseum.