Im Neubau verfügt das Gesundheitsamt über moderne Untersuchungsräume. Foto: /Gottfried Stoppel

Seit einigen Monaten residiert das Amt im Neubau an der Rötestraße in Waiblingen. Zum Tag des Gesundheitsamts stellen sich Fachbereiche vor.

Am 19. März steht der „Tag des Gesundheitsamts“ unter dem Motto „Soziale Ungleichheit und Gesundheit“. Anlass für das Gesundheitsamt des Rems-Murr-Kreises, sich in den neuen Räumen im Neubau an der Rötestraße per Pressegespräch und Rundgang in den modern und funktional ausgestatteten Räumen vorzustellen. Schwerpunkt beim Pressegespräch waren eben jene Bereiche, die zum Motto des Tages des Gesundheitsamts passen. Mit dabei im Portfolio des Waiblinger Gesundheitsamts sind die Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit, die Selbsthilfekontaktstelle, die Schwangerenkonfliktberatung, außerdem der Krisen-, Klärungs- und Vermittlungsdienst für psychisch kranke Menschen.

Sozialer Status und Gesundheit

Der soziale Status könne, das belegten Studien, einen negativen Einfluss auf die Gesundheit und Lebenserwartung vieler Menschen haben, berichtete zunächst die Chefin des Gesundheitsamts, Dagmar Behringer. Das Gesundheitsamt leiste dabei tagtäglich einen wichtigen Beitrag, um sozial schwächeren Menschen den Zugang zur gesundheitlichen Versorgung zu ermöglichen und zu erleichtern. Wichtig sei, dass man im Gesundheitsamt seit Corona 25 Stellen mehr zur Verfügung habe als zuvor. „Man hat da festgestellt, dass wir einfach für die Aufgaben unterbesetzt waren.“

Gerade soziale Ungleichheiten seien heutzutage ein brennendes Thema, sagte die Amtsleiterin. Denn: „Armut kann krank machen.“ Nicht nur die Ernährung und fehlender Zugriff auf medizinische Unterstützung seien hier ein Problem, sondern schlicht auch Mangel an Bildung. Ganz wichtig sei unter anderem: „Wir müssen die Gesundheitskompetenz verbessern.“

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Selbsthilfekontaktstelle des Rems-Murr-Kreises freut sich im neuen Gebäude an der Rötestraße unter anderem über einen ebenerdig erreichbaren Besprechungsraum mit Teeküche für „spürbar vereinfachte“ Veranstaltungen und Kontakte. Bekannt seien der Kontaktstelle momentan 124 regionale Selbsthilfegruppen und -initiativen, berichtete Ilse Schmid beim Pressegespräch. 119 davon beschäftigten sich mit gesundheitlichen Themen. Den höchsten prozentualen Anteil haben dabei Gruppen, die sich mit der Suchtproblematik auseinandersetzen, gefolgt von denjenigen, die unter dem Stichwort „Behinderung und chronische Krankheiten“ zusammengefasst werden. Im vergangenen Jahr gab es 310 schriftliche, telefonische oder persönliche Kontakte zur Beratung im Bereich Selbsthilfe.

Oft geht es dabei um Fördermöglichkeiten. Bei chronischen Erkrankungen zeige sich, so Schmid, über die Jahre eine rückläufige Tendenz. Zu den neuen Veranstaltungen der Kontaktstelle gehört unter anderem die Kooperation mit der VHS beim Angebot „Praxiswerkstätten“ zur hilfreichen Führung von Gruppengesprächen. Zum Angebot gehören außerdem Austauschtreffen für Selbsthilfegruppen oder die Fortbildungsreihe „Miteinander Füreinander in Gruppen“ oder das Projekt „Junge Selbsthilfe“, das sich an jüngere Menschen mit chronischen Erkrankungen richtet.

Hilfe für psychisch kranke Menschen

Der Krisen-, Klärungs- und Vermittlungsdienst (KKV) bietet in schwierigen Lebenslagen Krisenintervention, Beratung und kurzfristige psychosoziale Betreuung sowie die Vermittlung an weiterführende Fachdienste oder Fachärzte, berichtete Jochen Seiler. Trotz wachsender gesellschaftlicher Akzeptanz von psychischen Erkrankungen stehe das Klientel „größtenteils noch immer am Rande der Gesellschaft“. Beim KKV können sich all die Personen melden, die auf eine Notsituation eines Menschen aufmerksam machen wollen. Durch den KKV, so Seiler, fänden im Zweifelsfall auch „in enger Kooperation mit den zuständigen Ordnungsämtern eine Abklärung und Einschätzung des Gefahrenpotenzials“ statt.

Schwangerschaft

Die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung fühlt sich für alle Schwangeren, Alleinerziehenden, Paare und Familien im Kreis zuständig, betonten Kathrin Förschler und Annika Siegle. Beratungsgespräche sind außer in Waiblingen auch in Schorndorf und Backnang möglich. Die Schwangerschaftskonfliktberatung ist kostenlos und findet im Zweifelsfall anonym statt. Das Beratungsspektrum: Konfliktberatung, Nachbetreuung nach einem Abbruch, Sexualaufklärung, Familienberatung und Hilfsangebote in sozialen Problemlagen.

Sexuell übertragbare Infektionen

Manch einer „kommt mit Angst vor Aids und geht hinaus mit Chlamydien“, so laute ein geflügeltes Wort über die Aktivitäten der Beratungsstelle für sexuell übertragbare Infektionen, sagte Mathias Pivoto Bolter. Auch bei Syphilis, Hepatitis, Tripper und Co. gelte, dass im Gesundheitsamt auf Wunsch anonym untersucht und beraten wird. Das Thema, so Bolter, sei aus unterschiedlichen Gründen hochsensibel. Zur sexuellen Aufklärung setzt die Beratungsstelle unter anderem auch auf entsprechende Infoveranstaltungen an Schulen. Teil der Arbeit ist auch die Betreuung von Prostituierten im Kreis, die unter anderem gesetzlich zu einer Untersuchung im Jahr verpflichtet sind, die im Gesundheitsamt stattfindet. Da werde, sagte dazu Melanie Fezer, auch versucht, ein Vertrauensverhältnis zu den meist aus Osteuropa oder Südamerika stammenden Frauen aufzubauen.

Infektionsschutz

Beim Schutz vor Infektionen stehe nach wie vor das Impfen im Mittelpunkt, berichtete Tessa Orgassa beim Treffen im neuen Gesundheitsamt. Mit 437 Impfungen im vergangenen Jahr habe das Gesundheitsamt hier die Hausärzte entlastet. Dies sei wichtig in Zeiten, in denen auch altbekannte Infektionskrankheiten wieder an Bedeutung gewinnen. Zuständig ist die Infektionsbehörde aber unter anderem auch für die Hygieneüberwachung und die Wasserqualität.