Theresienwiese Heilbronn Foto: Stadt Heilbronn

Die Theresienwiese in Heilbronn ist mit einem klima- und besucherfreundlichen Wäldchen bestückt. Wäre das nicht auch etwas für den Cannstatter Wasen?

Der Cannstatter Wasen misst 35 Hektar, die Heilbronner Theresienwiese nur drei, dennoch hat sie ihm dies voraus: ein Klimawäldchen, mittendrin. Bei großen, besonnten und asphaltversiegelten Flächen rücken die Aspekte Klimaschutz und Aufenthaltsqualität zunehmend in den Blick. Bettina Schmalzbauer, Leiterin der Klimaschutzleitstelle der Stadt Heilbronn, sagt, durch ein Klimawäldchen ließen sich die Temperaturen auf der Theresienwiese um bis zu fünf Grad senken.

Erlebbare Strukturen schaffen

Es ist nach dem Klimawäldchen auf dem Dach der Wollhaus-Tiefgarage das zweite Projekt dieser Art in der Stadt, wie Oliver Toellner, Leiter des Grünflächenamts, berichtet. Mit dem Regionalverband wurde ein Netz definiert, mit dem Ziel, in der ganzen Region so viele solcher Schutzräume zu schaffen, dass sie jeder in der Stadt in fünf Minuten erreichen kann.

In Heilbronn meint man, die Klimawäldchen könnten als Vorbild fungieren für den Cannstatter Wasen. Toellner arbeitete schon bei der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn mit den Stuttgarter Landschaftsarchitekten von frei raum concept zusammen, ist seither mit Christian Böpple in engem Austausch. „Erlebbare Strukturen schaffen und weiter denken“, so beschreiben beide ihre Ambitionen, sehen sich durchaus als bundesweite Vormacher, weil man „eben anders, konzeptioneller, moderner“ denke und mit Projekten Zeichen setze.

Heilbronns erstes Klimawäldchen kostete 150 000 Euro, auf 800 Quadratmetern stehen 200 Bäume, Bänke und Tische, Nebeldüsen kühlen und befeuchten es. Nach diesem Konzept entstand nun auch der „Smart Festival Forest“ auf der Theresienwiese, smart deshalb, weil etwa die Bewässerung digital gesteuert wird. Das passte gut zu der Anfang Juni auf der Theresienwiese veranstalteten „Ecsite 2022“-Konferenz mit den europäischen Wissenschaftsmuseen und dem Science Center, zu der die Experimenta eingeladen hatte. Rund tausend Teilnehmer aus 50 Ländern waren gekommen. Das, so Toellner, brächte die richtigen Bilder, die zur Verbreitung von Klimakapseln beitrügen: von Wissenschaftlern, die sich im Schatten der Bäume entspannten und Wassernebel im Sonnenlicht.

Festwiese als Pausenhof

Böpple erzählt, er habe schon vor Jahren solche Konzepte für den Wasen vorgeschlagen, auch mit Baumbepflanzung. Dass das geht, habe jetzt Heilbronn bewiesen. Dort plant man bereits weiter. Auch die Randbereiche der Festwiese sollen begrünt und das Festgelände noch vielfältiger genutzt werden, etwa als schattiger Pausenhof benachbarter Schulen. Beim Anfang Juli hier stattgefundenen Volksfest, als sich die Besucher auf 800 Quadratmeter in einer „waldähnlichen Struktur“ aufhalten konnten, kam das Klimawälchen sehr gut an. Zustimmung kam auch von Festwirt Karl Maier. Seine Zelte stehen sowohl in Heilbronn als auch auf dem Cannstatter Wasen. Was Letzteren betrifft ist er sehr skeptisch: Da werde um jeden Quadratzentimeter gebuhlt. Er hat in Heilbronn früher schon erlebt, dass beim Heilbronner Juli-Volksfest die Besucher bei großer Hitze ins Freie flüchteten oder ganz ausblieben. Dagegen hilft das Wäldchen auch.