Hitze wie in diesem Sommer wird Städte im Südwesten langfristig beschäftigen. (Symbolfoto) Foto: dpa/Jens Büttner

Wie werden Städte künftig mit Hitze umgehen? Im Sommer wird es vor allem in Städten ungemütlich, hier sind die Temperaturen höher als im landesweiten Durchschnitt.

Der Hitzesommer macht vielen Menschen zu schaffen – besonders in Städten. Laut dem Biometeorologen Andreas Matzarakis vom Deutschen Wetterdienst (DWD) sei die Temperatur in Städten rund drei Grad höher als im landesweiten Durchschnitt. Und Hitze wie in diesem Sommer werde künftig häufiger, intensiver und länger andauernd auftreten. Wie gehen die Städte in Baden-Württemberg damit um?

Mannheim gehört zu den wenigen Kommunen im Südwesten, die bereits einen Plan speziell für den Umgang mit Hitze haben. Nach Angaben eines Sprechers möchte die Stadt mit einem sogenannten Hitzeaktionsplan etwa auf kühle Orte hinweisen und von Hitze besonders betroffene Gruppen wie Ältere oder Kranke vor Hitzewellen gezielt ansprechen. Dies sei besonders wichtig, da Ältere und Kranke sich nur noch eingeschränkt an Hitze anpassen könnten, erklärt DWD-Experte Matzarakis. Auch Kinder zählten zur gefährdeten Gruppe, da ihre Anpassungsfähigkeiten noch nicht ausgebildet seien.

Mannheim baut Trinkwasserbrunnen aus

Als weitere Maßnahmen baut Mannheim etwa seine Trinkwasserbrunnen aus, wie zuletzt Mitte Juli mit einem neuen am Alten Meßplatz, und achtet bei Gebäuden wie Kitas und Schulen auf helle Farben und Materialien, die Sonnenstrahlung weniger stark aufnehmen und speichern. Zudem solle ein Sensormessnetz im Stadtgebiet punktgenauere Prognosen liefern, um künftig Linderungsmaßnahmen angehen zu können, so der Sprecher. Die Stadt soll mit einem Pflanzprogramm Baum um Baum grüner werden, und in Wäldern versucht die Fächerstadt auf hitzebeständigere Pflanzen umzuschwenken.

Auch Karlsruhe wünscht sich einen Hitzeaktionsplan, sagt Umweltamtsleiter Norbert Hacker. Mit Förderung des Bundes könnte im Herbst der Startschuss dafür fallen. Dann dauere es noch rund drei Jahre, bis der Plan stehe. Doch solange steht Karlsruhe in Sachen Hitzevorsorge nicht still. Bereits jetzt werde ein Konzept für Trinkwasserbrunnen erarbeitet. Dabei gelte es unter anderem, den Bedarf und die Finanzierung zu klären, sagt Hacker.

An Umsetzung hapert es laut Biometeorologe noch

Laut Biometeorologe Matzarakis ist das Bewusstsein für Hitze bei den Kommunen mittlerweile da. Es hapere aber noch bei der Umsetzung. Zum einen brauche es Personal, da die Vorhaben oft sehr viele Maßnahmen umfassten. Zum anderen müsse auch die Wirksamkeit überprüft werden. Nur einen Trinkbrunnen zu bauen helfe nicht, wenn es am Bedarf vorbeigehe.

Auch in Karlsruhe stellt sich die Frage, welche Bäume in der Stadt wie in den Stadtwäldern künftig bei Hitze bestehen. In diesem Sommer habe es ein großes Baumsterben gegeben, sagt Hacker. Bewohnerinnen und Bewohner seien aufgerufen worden, Bäume in ihrer Nachbarschaft zu gießen. Keine leichte Aufgabe, brauche ein Baum doch rund 100 Liter Wasser am Tag. Generell sei die Bewässerung in der Stadt ein großer auch personeller Aufwand. Eine Idee sei deshalb, künftig unterirdisch für Bewässerung zu sorgen, sagt Hacker. Konkrete Pläne gebe es dazu aber noch nicht.

Mithilfe einer Infobroschüre erklärt die Landeshauptstadt den Menschen in Stuttgart, wie sie mit der Hitze im Kessel umgehen sollen. Konkrete Tipps lauten etwa viel trinken und auf leichte Kost achten. Um über Hitzewellen informiert zu sein, empfiehlt Stuttgart die Smartphone-App des DWD und die Nina-Warn-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die beide bei Hitze auch regionale Warnungen versenden.

Laut Studie doppelt so viele Hitzetage in Stuttgart

Laut einer Sprecherin gebe es keinen eigenen „Notfallplan Hitze“. Doch im Zusammenhang mit zahlreichen bereits getroffenen Maßnahmen für den Klimaschutz wird den Angaben zufolge auch die Hitzevorsorge berücksichtigt. Eine Studie sage für Stuttgart künftig doppelt so viele Hitzetage mit mehr als 30 Grad vorher, sagt die Sprecherin. Die Stadt reagiere darauf etwa mit Begrünungsmaßnahmen und bereite sich perspektivisch auch auf Waldbrände vor. Trockenheit und Hitze können die Ausbreitung von Waldbränden begünstigen.

Wie eine Sprecherin mitteilt, verlässt man sich in Tübingen bei der Warnung vor Hitze vor allem auf die Presse und Warn-Apps. Einen Hitzeaktionsplan gebe es nicht, ein solcher sei auch nicht geplant. Zum Beispiel könnten aber Obdachlose bei Hitze weiter in die Tagesstätten kommen und erhielten dort kostenlos Trinkwasser sowie Aufklärung über Hitze. In der Stadt gebe es zudem mehrere öffentliche Trinkwasserbrunnen. Damit es in der Stadt grüner wird, sollen in den nächsten vier Jahren jährlich 25 neue Bäume gepflanzt werden. Ausgewählt werden robuste Sorten, die gut mit Hitze klarkommen - etwa Robinie oder Sophora.

Hitzeaktionsplan steht auf Agenda der Umweltämter

Auch wenn ein Hitzeaktionsplan in Tübingen derzeit nicht auf der Agenda steht: Beim nächsten Treffen der Umweltämter des Städtetags im September stehe das Thema auf der Tagesordnung, teilt eine Sprecherin mit. Denn viele Städte wollten sich auf den Weg machen, solche Pläne zu erstellen oder seien schon dabei. Hitzevorsorge und Klimawandelanpassung seien bisher vielerorts noch nicht so intensiv behandelt worden, findet der Kommunalverband. „Die Städte sehen den Handlungsbedarf – doch gegenüber dem Klimaschutz mit all seinen Herausforderungen und der aktuellen Energiekrise rückt das oft in den Hintergrund“, teilt die Sprecherin des Städtetags mit.