Weil der Winter mild war, musste in Stuttgart weniger geheizt werden. Auch unabhängig davon konnte die Stadt etwa Heizenergie sparen. Zuletzt ging es aufgrund eines Defekts jedoch gar nicht sparsam zu.
Sind 19 Grad Bürotemperatur im Winter vertretbar? Oder kühlt man bei einer rein sitzenden Tätigkeit dann schon zu sehr aus? Hannes Rockenbauch (SÖS) findet 19 Grad „schon hart“, Christoph Ozasek (Fraktionsgemeinschaft Puls) hält die Temperatur für „zumutbar“, Matthias Oechsner (FDP) findet sie „bedenklich“. Die Stuttgarter Stadträte haben am Freitag über Raumtemperaturen debattiert, weil Jürgen Görres, der Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Amt für Umweltschutz, ihnen Energiesparmaßnahmen vorgestellt hatte, die teils bereits in städtischen Gebäuden umgesetzt werden, teils noch abgestimmt werden müssen.
Streichung des Warmbadetags zeigt Effekt
Im vergangenen Winter hat es die Stadt jedenfalls geschafft, etwas Energie einzusparen. In absoluten Zahlen wurden zwischen Oktober 2022 und März 2023 insgesamt 16 Prozent weniger Heizenergie verbraucht als im Winter 2021/2022. Bereinigt man die Zahlen um die Witterungsverhältnisse, sind es noch 4 Prozent Einsparung – denn der vergangene Winter war recht mild, erklärte Jürgen Görres. Gespart werden konnte unter anderem durch die Streichung des Warmbadetags in Hallenbädern sowie durch die Absenkung der Temperatur in vielen Gebäuden.
Ginge es nach Görres, sollten diese Einsparungen im kommenden Winter weitergehen – auch ohne Verordnung vom Bund. Er plädiert für eine Verkürzung der Heizperiode in städtischen Gebäuden, Schließzeiten über Weihnachten, wo es möglich ist, eine Reduktion der Straßenbeleuchtung, konsequentes Nichtheizen nachts und am Wochenende, eine Absenkung der Temperatur auf 15 Grad in Sporthallen – und eben auf 19 Grad in Verwaltungs- und Kulturgebäuden sowie in Schulen, sofern die Schulgemeinschaften zustimmen.
Im Rathaus wurde am Freitag keine Energie gespart
Doch manchmal würde es auch helfen, „nicht nur den Hahn zudrehen, sondern auch mal zu reparieren“, kommentierte Ioannis Sakkaros, Stadtrat der CDU. Denn im Mittleren Sitzungssaal des Rathauses ist seit 8. Mai die Steuerung der Lüftungsanlage ausgefallen. Diese heizt und lüftet. Am Freitag war es dann unangenehm heiß in dem Raum. Die Anlage sei vorerst „im Hand- beziehungsweise im Notbetrieb“, informierte eine Sprecherin der Stadt. Und am Freitag sei ein Lüftungsventil hängengeblieben und habe warme Luft in den Saal geblasen. Diese wurde dann über geöffnete Fenster wieder nach draußen gepustet – alles andere als energiesparend.
Immerhin: Beim Wettbewerb des baden-württembergischen Umweltministeriums um den sogenannten „Leitstern Energieeffizienz“ hat Stuttgart den ersten Platz unter den Stadtkreisen geholt. Teilgenommen haben 38 Stadt- und Landkreise, bewertet wurden Maßnahmen in den Bereichen Wärme, Strom und Verkehr. Unter den Landkreisen gewann Göppingen.