Bald ist es wieder soweit, und alle wollen eine Nordmanntanne. Foto: dpa/Robert Michael

Der heiße Sommer hat dem Wald allgemein, aber auch den jungen Christbäumen zugesetzt. Einen Mangel muss man nicht befürchten, aber der Preis dürfte steigen.

Hans Fischer hat so etwas noch nie erlebt: In diesem Sommer sind 50 Prozent seiner Setzlinge von Nordmann-, Kork- und Frasertannen eingegangen – schuld waren die große Hitze und der ausbleibende Regen. Normal sei der Verlust von etwa einem Prozent in einem Jahr, erklärt er. Das Problem sei vor allem der so lange ausbleibende Regen gewesen: „Ein ordentliches Gewitter hätte schon gereicht.“ Fischer züchtet bei Lichtenstein im Landkreis Reutlingen Weihnachtsbäume. Es handelt sich um einen kleinen Betrieb mit rund 3000 Bäumen.

Im Boden habe es große Risse gegeben, erzählt Hans Fischer, die man mit einem Hackgerät nicht habe zumachen können. Zum ersten Mal habe er deshalb Humus gekauft, um die Risse zu füllen. Und er habe von Hand bewässert: „Wenn ich nichts getan hätte, hätte es 100 Prozent Ausfall gegeben.“ Um ein permanentes Bewässerungssystem anzulegen, sei sein Betrieb aber zu klein – die Kosten würden sich nicht rentieren. Schon im vergangenen Jahr habe er, ebenfalls wegen der Trockenheit, hohe Verluste gehabt.

Ein Weihnachtsbaum wird etwa zehn Jahre alt

Auch andere Betriebe klagen über Probleme wegen des heißen Sommers. Das bedeutet aber nicht, dass es in diesem Advent einen Mangel an Weihnachtsbäumen geben wird. Denn der Verlust betrifft vor allem junge Setzlinge im Freiland, die noch keine tiefen Wurzeln entwickelt haben und das Wasser in größeren Tiefen nicht erreichen können. Die älteren Bäume haben die Trockenheit im Frühjahr und Frühsommer deutlich besser vertragen; ihnen hat auch der viele Regen im August gutgetan. Ein Weihnachtsbaum bleibt ungefähr vier Jahre in der Obhut einer Baumschule, dann erst wird er ins Freie verpflanzt, wo er ungefähr sechs weitere Jahre heranwächst. Dann wird er geschlagen und steht für einige Woche im Wohnzimmer.

Nicht allen Züchtern ist es aber wie Hans Fischer ergangen. Dieter Schweizer aus Filderstadt im Kreis Esslingen hatte keinerlei Einbußen. Er arbeitet allerdings etwas anders. In der Baumschule wachsen die jungen Bäume im Topf auf und werden bewässert. Zudem pflanzt er die Setzlinge erst im Herbst in der Natur aus: So werde die Hitze im Sommer vermieden. Im Winterhalbjahr gebe es meistens genügend Feuchtigkeit. Zu diesem neuen Rhythmus seien viele übergegangen, bestätigt Thomas Emslander vom Verein Bayerische Christbaumanbauer.

Auch der Betrieb von Peter Geiß im bayerischen Peiting – er ist der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer mit 60 Mitgliedern im Bundesgebiet – vermeldet einen gewissen Ausfall wegen des trockenen Sommers. Aber man sei darauf eingestellt und pflanze jedes Jahr entsprechend mehr Setzlinge. Viele seien mittlerweile dauerhaft dazu übergegangen, die Bäume zu bewässern.

Beim Preis wird man in diesem Jahr mit einer gewissen Steigerung rechnen müssen. Dazu tragen die höhere benötigte Zahl junger Setzlinge bei, aber auch der gestiegene Mindestlohn und höhere Energiekosten. Dieter Schweizer spricht von fünf Prozent, Hans Fischer von einem Euro pro Meter Höhe. Schön gewachsene Weihnachtsbäume mit zwei Metern aus deutscher Herkunft können deshalb dieses Jahr zwischen 42 und 56 Euro liegen. Die Blaufichte ist nicht einmal halb so teuer.

Die Nordmanntanne stammt aus dem Kaukasus

Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald stammen 90 Prozent der Christbäume in Deutschland aus dem Inland; ungefähr die Hälfte davon wachse in Nordrhein-Westfalen. Wichtigstes Importland ist Dänemark. Die Samen des mit riesigem Abstand beliebtesten Weihnachtsbaumes, der Nordmanntanne, stammen allerdings nach wie vor aus Georgien. Dort ist die Heimat dieser Baumart, und dort wachsen noch immer die besten Samen heran. Der Name dieser Tanne hat demnach nichts mit Nordmännern oder dem hohen Norden zu tun, sondern der Baum ist nach dem Botaniker Alexander von Nordmann benannt. Er entdeckte diese Art 1835 im Kaukasus.

Insgesamt sei der Anbau von Christbäumen schwieriger geworden, betont Hans Fischer. Im Frühjahr könnten Spätfröste die Bäume schädigen. Und man müsse mehr in einen nährstoffreichen Boden investieren.