Wird ein Großteil der Erdoberfläche durch den Klimawandelzur Wüste? Die Gefahr ist größer den je. Foto: Imago/Science Photo Library

Nun also steht es fest: 2023 ist das wärmste Jahr seit der Industrialisierung. Eine Wetterkatastrophe reiht sich an die nächste. Wie geht es weiter? Kann die 28. UN-Klimakonferenz überhaupt noch etwas bewirken?

2023 wird nach UN-Angaben höchstwahrscheinlich das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Wie aus dem am Donnerstag (30. November) veröffentlichten vorläufigen Klimazustandsbericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO/World Meteorological Organization) hervorgeht, lag die globale Durchschnittstemperatur schon bis Ende Oktober rund 1,4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.

Der Unterschied zu den bisherigen Rekordjahren 2016 und 2020 sei schon jetzt so groß, dass die Monate November und Dezember nichts mehr am globalen Hitzerekord ändern werden.

Bis zu 2,9 Grad Erderwärmung bis 2100

Ausgetrocknetes Wasserreservoir Vilanova de Sau bei Barcelona in Spanien. ( Foto: Imago/Abacapres

Um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Laut einer aktuellen Prognose der UNO bewegt sich die Erde angesichts weiter steigender Treibhausgas-Emissionen derzeit aber auf eine gefährliche Erwärmung um 2,5 bis 2,9 Grad bis zum Jahr 2100 zu.

Laut der WMO, die ihren endgültigen Klimazustandsbericht für 2023 Anfang 2024 vorlegen wird, waren die vergangenen neun Jahre die neun wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Allein das Jahr 2023 habe bereits eine ganze Reihe von Klimarekorden gebrochen, erklärte die WMO.

„Kakophonie gebrochener Rekorde“

Braunkohle-Kraftwerk Boxberg in der Lausitz in Brandenburg. Foto: Imago/Blickwinkel

WMO-Chef Petteri Taalas spricht von einer „ohrenbetäubenden Kakophonie gebrochener Rekorde“. „Wir müssen jetzt handeln, um die Risiken eines zunehmend unwirtlichen Klimas in diesem und den kommenden Jahrhunderten zu begrenzen.“

Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre, die globalen Temperaturen und der Anstieg des Meeresspiegels hätten neue Höchstwerte erreicht, so Taalas. Das antarktische Meereis sei wiederum auf einen Tiefstwert zurückgegangen.

Diese Entwicklung sei „mehr als nur Statistik“, betont Taalas. „Wir riskieren, den Wettlauf um die Rettung unserer Gletscher und die Eindämmung des Anstiegs des Meeresspiegels zu verlieren.“ Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen hätten auf der Erde in diesem Jahr zudem „eine Spur der Verwüstung und Verzweiflung“ hinterlassen.

Ein Zurück beim Klimawandel nicht mehr möglich

Abgestorbene Bäume Foto: Imago/Cavan Images

Eine Rückkehr zum Klima des 20. Jahrhunderts sei nicht mehr möglich, so Taalas, der von den Delegierten der 28. UN-Klimakonferenz (COP28) in Dubai sofortige Maßnahmen für mehr Klimaschutz verlangte. „Wir müssen jetzt handeln, um die Risiken eines zunehmend unwirtlichen Klimas in diesem und in den kommenden Jahrhunderten zu begrenzen.“

Zu den aktuellen Rekordtemperaturen trägt den Klimaforschern zufolge aber auch das seit dem Sommer andauernde Wetterphänomen El Niño bei. Im Jahr 2024 wird es den WMO-Prognosen zufolge die globalen Temperaturen „wahrscheinlich noch weiter anheizen“.

Was bringt die UN-Klimakonferenz?

Vom 30. November bis 12. Dezember 2023 findet in Dubai die 28. UN-Klimakonferenz statt. Foto: Imago/Zuma Wire

Klimaexperten hoffen, dass die mehr als 190 Staaten bei der 28. UN-Klimakonferenz (COP28) in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten Maßnahmen für eine schnellere Transformation der Wirtschaft hin zu klimaneutralem Wachstum beschließen.

UN-Generalsekretär António Guterres hat sie in einer Videobotschaft zu drastischen Schritten aufgerufen, um das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, einzuhalten. „Es gibt noch Hoffnung.“

Info: 28. UN-Klimakonferenz – COP 28

Klimakonferenz
Ab Donnerstag (30. November) verhandelt die internationale Gemeinschaft bis zum 12. Dezember wieder über die Eindämmung der Klimakrise. Die 28. UN-Klimakonferenz, die sogenannte COP28, findet in diesem Jahr in Dubai statt. Offizielle heißt die Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten „United Nations Framework Convention on Climate Change, 28th Conference of the Parties“.

COP
COP ist die Abkürzung des englischen Begriffs „Conference of the Parties“. Zu der Konferenz kommen die 197 beteiligten Staaten („Parties“) sowie die EU zusammen, die 1992 in Rio de Janeiro die UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel unterzeichnet haben. Die Klima-COPs finden seit 1995 – mit Ausnahme des Corona-Jahrs 2020 – jedes Jahr in einer anderen Stadt statt und werden durchnummeriert. Dieses Jahr findet die COP zum 28. Mal statt und wird daher COP28 genannt.

CMP/CMA
Bei der jährlichen Weltklimakonferenz beraten außerdem die Staaten, die dem Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1997 zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes beigetreten sind. Dieses Format nennt sich CMP. Ein weiteres Format wird mit CMA abgekürzt; es handelt sich um die 195 Staaten, die das Pariser Klimaabkommen ratifiziert haben. Außer den Klima-COPs gibt es auch andere COPs zu anderen UN-Konventionen, wie Konferenzen zum Artenschutz.

Abkommen
Die zweiwöchigen Verhandlungen dienen der Formulierung eines abschließenden Beschlusstextes, der von den Teilnehmern nicht in einer Abstimmung, sondern per Konsensbeschluss angenommen werden soll und der idealerweise zu Fortschritten im Kampf gegen die Klimakrise beiträgt. Dabei ist es üblich, dass bei den Verhandlungen über den Text um einige Stunden oder sogar mehr als einen Tag überzogen wird.

Ergebnisse
Zu der diesjährigen UN-Klimakonferenz wird nach Angaben der Vereinigten Arabischen Emirate eine Rekordzahl von rund 70 000 Teilnehmern erwartet. Dass mit Sultan Ahmed al-Dschaber der Chef des emiratischen Ölkonzerns Adnoc die COP-Präsidentschaft übernommen hat, erregte viel Kritik. Andere sehen darin eine Chance, mit allen Beteiligten über eine Energiewende zu sprechen. Der künftige Umgang mit fossilen Energieträgern wird in jedem Fall auch in Dubai wieder viel Diskussionsstoff liefern. Die emiratische COP-Präsidentschaft hat dazu konkrete Vorstellungen. Bereits bis 2030 sollen demnach weltweit der Ausbau der erneuerbaren Energien verdreifacht und die Energieeffizienz sowie die Produktion von grünem Wasserstoff verdoppelt werden.