1929 der Hit: Zweimann-Kettensäge mit Benzinmotor und schwenkbarem Schwert. Obwohl satte 46 Kilo schwer, war sie doch eine Erleichterung bei der Arbeit. Foto: Jan Potente

Das neue Stihl-Museum in Waiblingen hat am Wochenende erstmals ihre Türen für reguläres Publikum geöffnet. Nicht nur Männer sind begeistert.

Der kleine Viktor ist aus dem Häuschen. Wie eine wilde Hummel rennt er mit seiner frisch abgesägten Holzscheibe auf der Terrasse vor der neuen Stihl-Markenwelt herum und jubelt. „Super, toll hier!“ Es hat ihm wohl gefallen im Reich der Motorsägen. Rund zwei Stunden lang war er mit seiner Mutter im Firmenmuseum an der Badstraße in Waiblingen-Neustadt.

„Wir sind Anwohner und haben heute freien Eintritt erhalten, da dachte ich, wir schauen uns das mal an“, sagt Serafine Conradt. „Es ist wirklich eine schöne und toll gemachte Ausstellung, sehr informativ und technisch hochmodern.“ Von der Technik über die Firmengeschichte bis hin zu Naturschutz und Nachhaltigkeit reiche die Palette der Themenfelder. Es gehe nicht nur um die Darstellung der Produkte. Wenngleich ihr Sprössling Spaß hatte, eigne sich der Besuch eher für etwas ältere Kinder. Obwohl es viel zum Anfassen und Anhören gibt. „Ideal ist, wenn sie schon gut lesen können.“

Gefallen hätten ihnen wohl die speziellen Vorführungen historischer Sägen am Eröffnungswochenende; von der 46 Kilogramm schweren Zweimann Säge Typ A, über die legendäre Stihl „Contra“ (der ersten getriebelosen Ein-Mann-Benzinmotorsäge, „nur“ zwölf Kilo schwer mit sechs PS, die 1959 eingeführt wurde und Stihl zum Weltmarktführer machte), bis hin zu modernen Sägen mit Einspritzmotor, Griffheizung oder Akku.

Ideal für Kinder ab dem späten Grundschulalter

Den Motorsägenschein werde sie nach dem Besuch zwar nicht machen, mit einer Anschaffung liebäugelt sie dennoch. „Die neueste, kleinste Akkusäge gibt’s ohne Schein. Sie wäre sicher eine Hilfe im Garten, bislang hat uns ihr Preis abgeschreckt, aber da kommt halt auch keine andere ran.“

Auch Rick Dingler findet die Ausstellung „astrein“. Der 24-Jährige ist Ausbilder bei Forst BW und schaut mit einem Azubi in der Markenwelt vorbei. „Zweieinhalb Stunden sind wir schon hier und haben noch nicht alles gesehen.“ Neben der ausführlichen Tour mit Audio-Guide und App zum Vertiefen der Infos, etwa über „die interessante Firmengeschichte“, reizten die vielen Mitmachstationen. „Ich bin jemand, der gern anfasst, und dass ist hier ausdrücklich erwünscht.“

1500 Quadratmeter Ausstellung für alle Sinne

Tatsächlich haben sich die Macher einiges einfallen lassen, um auf den rund 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche den Transport von Wissen nicht auf Lesen und Hören zu reduzieren. Hier soll man drücken, da heben, dort ziehen, fühlen und riechen. Für alle Sinne wird etwas geboten.

Das findet auch Astrid Zagrodnik, die mit ihrem Mann den Eröffnungstag für einen ausgiebigen Besuch nutzt. Ihr gefällt nicht nur das Konzept. „Schon wie das Museumsgebäude hier in die Natur eingebettet ist, gefällt mir“, sagt sie und schwärmt, ebenso wie ihr Mann und dessen Studienfreund, der sie begleitet, von der Lage und eindrucksvollen Architektur. „Man hat das Gefühl, man steht hier mitten in der Natur. Es ist schon von außen sehr beeindruckend, sehr modern, sehr futuristisch und innovativ, das passt zu Stihl.“ Wolfgang Zagrodnik muss es wissen. Er hat mehr als 30 Jahre bei dem Waiblinger Unternehmen die Instandhaltungsabteilung geleitet. Zur Kettensäge greift der Rentner allenfalls noch in seiner Freizeit – oder bei einem Besuch in der Markenwelt.