Die Spieler waren hoch motiviert und kickten für den guten Zweck. Foto: privat/Michael Paradiso

Das Restaurant Paradiso gibt es bereits seit 30 Jahren. Das Jubiläum sollte natürlich groß gefeiert werden. Da kam es wie gerufen das Gastronom Vincenzo Paradiso auch in der Deutschen Nationalmannschaft der Köche kickt.

Was für ein Name! Eigentlich blieb der Familie Paradiso aus Italien ja kaum etwas anderes übrig, als irgendwann mal ein Restaurant zu eröffnen, das diesen Namen trägt. Vor genau 30 Jahren war es dann soweit. In der Pizzeria Paradiso kam zunächst Leckeres „alla Mamma“ auf den Tisch. Und die Mama heißt in diesem Fall Anna Paradiso.

Über Berlin, Lugano und Sankt Moritz nach Waiblingen

Vor ein paar Jahren hat Sohn Vincenzo Paradiso dann die Vereinsgaststätte des TSV Aldingen von seiner Mutter übernommen – längst kommt auch die sogenannte gehobene Küche auf den Tisch. Der Filius, 43 Jahre jung, hat nach dem Schulabschluss im Adler in Asperg selbst Koch gelernt. Für ihn, erzählt der Mann, der sich mit einem Augenzwinkern einen „sizilianischen Schwaben“ nennt, sei immer klar gewesen: Er wird Wirt. Nach der Lehre war Vincenzo Paradiso viel unterwegs, hat unter anderem im Sternelokal des Intercontinental in Berlin gekocht, in Lugano, in Sankt Moritz und in Gstaad.

Seit seiner Rückkehr ins Ländle hat der in Ludwigsburg geborene Mann unter anderem im Mille Miglia gearbeitet, dem Restaurant im Autohaus Lorinser in Waiblingen. Er kennt im Raum Stuttgart gefühlt jeden, unter anderem viele frühere Profikicker vom VfB Stuttgart. Und nun stand also das Jubiläum an: 30 Jahre Paradiso sollten groß gefeiert werden. Vincenzo Paradiso kennt Sportler, ist Koch – und kickt selbst auch in der Deutschen Nationalmannschaft der Köche. Was lag da also näher, als ein hochklassiges besetztes Benefiz-Spiel auszurichten?

Wenn Köche im Spiel sind, gibt es eine dritte Halbzeit

Gesagt, getan: Vincenzo Paradiso stand im Tor. Er hat acht Schüsse durchgelassen, aber seine Mitspieler haben eben auch achtmal getroffen. Unentschieden! Im gegnerischen Team spielten etwa der zweifache Vizeweltmeister Karl-Heinz Förster, der Europameister Hansi Müller, Ex-Nationalspieler Timo Hildebrand und Vizeeuropameister Kevin Kurany. Die Köche, die in diesem Mai zum fünften Mal Europameister geworden sind, haben sich bei dem Benefiz-Spiel am 18. Juni insgesamt recht wacker geschlagen.

Bei dem Kick vor rund 1200 Zuschauern sind satte 41 000 Euro eingespielt worden. Das Geld, erzählt Vincenzo Paradiso, gehe an die Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp. Das besondere an Stelp sei, dass alle Einnahmen, die bei verschiedenen Aktionen zusammen kommen, zu 100 Prozent in die geförderten Projekten fließen, unter anderem im Jemen und in der Ukraine. Stelp betreibt in Stuttgart mit Ehrenamtlichen das Café Natan.

Wenn Spitzenköche mit im Spiel sind, so Vincenzo Paradiso ein paar Tage nach dem Kick, „dann gibt es natürlich immer auch eine dritte Halbzeit“. Sprich: Gutes Essen nach dem Abpfiff. Dieses Mal wurde aber nicht im eigenen Restaurant, sondern im Mille Miglia aufgetischt.

Spagat zwischen Vereinsheim und gehobener Gastronomie

In der Pizzeria Paradiso in Aldingen ist die Gründerin Anna Paradiso zwar in die zweite Reihe getreten. Die 74-Jährige, die 1960 als Teenager mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen ist, steht aber noch immer regelmäßig in der Küche. Ihr Sohn hat das Geschäft zur Coronazeit übernommen, den Laden, wie er sagt, etwas „aufgepeppt und moderner gemacht“. Das Paradiso sei nach wie das Vereinsheim des TSV, aber eben „kein klassisches Vereinsheim“. Man leiste hier täglich einen „schönen Spagat“. Einen Spagat zwischen einfacher, guter Küche und gehobener Gastronomie.

Im großen Biergarten des Paradisos kann mit einer eigens entwickelten App, mit Hilfe von QR-Codes und mit PayPal bestellen und bezahlen. Zudem sind der Chef und seine Mitarbeiter öfters mit Foodtrucks unterwegs zu den Kunden. Vincenzo Paradiso erklärt, die Branche sei „schwierig“. Ob eines seiner Kinder das Restaurant einmal übernehmen wolle, stehe in den Sternen: „Ich wäre nicht böse, wenn nicht.“ Für den Spitzenkoch ist aber klar: Er will noch lange weiter machen, „weil ich nichts anderes kann“.