Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will Haushaltsprobleme durch Einsparungen bei der Rente lösen (Archivfoto). Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Nicht das ganze Land besteht aus Dachdeckern, findet der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann. Er ist überzeugt: Menschen, die noch könnten, sollten auch länger arbeiten als 63.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann fordert auch angesichts der Sparzwänge neue Rentenmodelle für die Republik. „Wir brauchen andere Rentenmodelle. Wir haben eine höhere Lebenserwartung. Ein Großteil derer, die früher in Rente gehen, sind gesund, verdienen gut - und sind eigentlich leistungsfähig“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Das sind nicht die Dachdecker. Bei der Debatte denkt man oft, die Nation besteht nur aus Dachdeckern.“

Kretschmann hatte sich bereits in der Vergangenheit kritisch über die vorgezogene Rente mit 63 geäußert. Dem „Tagesspiegel“ (Freitag) sagte er: „Jedes Jahr kostet das den Staat einen zweistelligen Milliardenbetrag, insgesamt machen die Rentenzuschüsse des Bundes fast ein Viertel des Haushalts aus. Das sind Posten, die man sich genau anschauen müsste.“ Kretschmann kritisierte in der Zeitung auch die Gewerkschaften für ihre Forderungen nach weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Das sei „unrealistisch“.

Mit „Rente mit 63“ ist die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren gemeint, weil zunächst Menschen mit Geburtsjahr vor 1953 so bereits mit 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen konnten. Im vergangenen Jahr lag die Altersgrenze laut Rentenversicherung bei 64 Jahren. Ab Geburtsjahrgang 1964 gibt es die abschlagsfreie Rente dann frühestens mit 65 Jahren.