Ein Astronaut beim Weltraumspaziergang. Im Hintergrund ist die Internationale Raumstation (ISS) in der Erdumlaufbahn zu sehen. Foto: Imago/Pond5 Images

Ein ausrangiertes Batteriepaket der Internationalen Raumstation ISS fliegt seit drei Jahren um die Erde. Nun tritt es bald in die Atmosphäre ein. Einige Trümmer könnten die Erdoberfläche erreichen. Könnte auch Deutschland betroffen sein?

Trümmerteile eines ausrangierten, 2,6 Tonnen schweren Batteriepakets der Internationalen Raumstation ISS (International Space Station) könnten am Freitag (8. März) auf die Erde niedergehen. Die Warn-Apps Nina und Katwarn haben entsprechende Warnungen ausgegeben.

Nach Einschätzung von Experten ist es aber nicht sehr wahrscheinlich, dass die Trümmerteile Deutschland treffen. Das teilten das für Raumfahrt zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Donnerstag (7. März) übereinstimmend mit.

Trümmer sollen über Nordamerika runtergehen

Die ISS in der Erdumlaufbahn. Foto: Nasa/dpa
Erstaunliche Aussicht von der ISS auf den Planeten Erde mit Stadtlichtern in der Nacht. Foto: Imago/Chromorange
Ein Spaceshuttle startet in den Orbit zur ISS. Foto: Imago/Zoonar

Laut DLR könnte das Objekt nach jüngsten Berechnungen über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Diese Einschätzung könne sich aber noch kurzfristig ändern. Dass Teile des Batteriepakets über Deutschland niedergehen, sei aber unwahrscheinlich.

„Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können“, hieß es seitens des DLR. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland. Eine Gefährdung hierzulande werde „derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen“.

Gefährdung Deutschlands „unwahrscheinlich“

Ein Spaceshuttle fliegt mit Treibtofftanks bepackt in die Erdumlaufbahn. Foto: Imago//Pond5 Images

Auch das BMWK erklärte, eine Gefährdung für Deutschland sei „sehr unwahrscheinlich“. Weiter teilte das Ministerium mit: „Sollten sich wider Erwarten Hinweise auf eine Betroffenheit Deutschlands abzeichnen, so werden die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern genutzt, um auf eine mögliche Gefährdung entsprechend zu reagieren. Diese ist nach aktuellem Stand allerdings mehr als unwahrscheinlich. Dennoch wird das Objekt eng überwacht.“

Plattform mit Batteriepaketen

Bei dem Objekt handelt es sich den DLR-Angaben zufolge um eine Plattform mit Batteriepaketen, die bereits am 21. März 2021 von der ISS abgetrennt wurde. Das Objekt ist in etwa so groß wie ein Auto und wiegt circa 2,6 Tonnen. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre dürften Teile des Objekts verglühen. Doch einige könnten auch die Erdoberfläche erreichen.

In einem Tweet der Internetplattform X (früher Twitter) vom 13. März 2021 ist das Batteriepaket deutlich zu erkennen:

Das deutsche Weltraumlagezentrum in Uedem werde die weitere Entwicklung des bevorstehenden Wiedereintritts beobachten und an verschiedene Bundesministerien, Landesministerien und Behörden berichten, schreibt das BMWK auf seiner Homepage.

ISS soll über 2030 hinaus betrieben werden

Die Internationale Raumstation ist die größte und langlebigste Raumstation. Zunächst als militärische Station von den USA geplant, wird sie seit Beginn ihres Aufbaus im Jahr 1998 in internationaler Kooperation von 16 Staaten sowie fünf Raumfahrtagenturen betrieben und weiterentwickelt. Sie ist der größte Satellit im Erdorbit und das größte menschengemachte Objekt im Weltall. Die Kosten für Bau und Betrieb beliefen sich bis 2018 auf mehr als 100 Milliarden Euro.

Ursprünglich war ein Betrieb der ISS bis 2020 geplant. 2014 gab die US-Raumfahrtbehörde Nasa bekannt, dass die Station bis mindestens 2024 weiterbetrieben werden solle. 2023 beschlossen die beteiligten Weltraumorganisationen eine Betriebsverlängerung bis mindestens 2028. Die Nasa, CSA (Canadian Space Agcy) und Esa (European Space Agency) wollen die ISS bis 2030 nutzen.

Chinesische Raumstation „Tiangong“

Diese Computersimulation des Beijing Aerospace Control Center vom 18. Januar 2024 zeigt das Raumschiff „Tianzhou-7“ beim Andocken an die Raumstation „Tiangong“. Foto: Imago/Xinhua
Modell der CSS im Raumfahrtmuseum in der chinesischen Stadt Yantai. Foto: Imago/NurPhoto

Neben der ISS existiert noch eine weitere Raumstation im Weltall: die Chinesische Raumstation CSS (China Space Station). Seit dem 5. Juni 2022 ist sie ständig besetzt und kreist in einem erdnahen Orbit von bis 420 Kilometern Höhe.

Das Kernmodul „Tianhe“ ist 16,6 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,2 Metern. Es sorgt für Strom und Antrieb, bietet Unterkünfte für drei Astronauten, die bis zu sechs Monate an Bord bleiben können. Zwei weitere Teile für wissenschaftliche Experimente sind t-förmig angebaut. Mit knapp 70 Tonnen ist der chinesische Außenposten im All „Tiangong“ (Himmelspalast) deutlich kleiner als die 240 Tonnen schwere ISS. Zwar wurde die ISS schon als zu groß kritisiert, doch bietet Größe auch Sicherheit in Notfällen.

Rückkehr auf den Mond

Während Russland und die USA diskutieren, was mit der ISS über das Jahr 2030 hinaus geschehen soll, denken beide an eigene, neue Außenposten im All. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hätte gerne 2030 eine eigene Station in einer Erdumlaufbahn, während die US-Raumfahrtbehörde Nasa den Mond im Blick hat.

Die „Gateway“ (Tor) genannte US-Station soll den Erdtrabanten umrunden und Unterstützung für eine „langfristige Rückkehr von Menschen auf die Oberfläche des Mondes“ sowie eine Basis für die Erkundung des tieferen Weltraums bieten (mit dpa-Agenturmaterial).