Ilka van de Vyver will im Pokalfinale für den MTV aufschlagen – das Spiel steht allerdings auf der Kippe. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Wenn das Spiel tatsächlich stattfindet, werden die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart auf einen ziemlich geschwächten Dresdner SC treffen.

Stuttgart - Das Coronavirus hat den Volleyball-Sport in Deutschland infiziert, und es ist keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil. Fraglich ist nun sogar, was mit dem Pokalfinale an diesem Sonntag in Mannheim passiert. Denn am Wochenende hat es den Dresdner SC erwischt.

Der Bundesligist musste zuerst das Spiel beim USC Münster absagen, ehe am Sonntag die Ergebnisse der PCR-Tests eintrafen. Demnach sind acht Teammitglieder – offenbar fünf Spielerinnen und drei Trainer/Betreuer – positiv, sie alle befinden sich in Isolation. „Dies ist eine beschissene Situation für den Dresdner SC“, sagt Aurel Irion, der Geschäftsführer des Finalgegners Allianz MTV Stuttgart, „das alles tut mir sehr leid.“ Für den Kontrahenten. Aber auch für den gesamten Sport.

Es gibt klare Regeln

Das Pokalfinale in Mannheim ist schließlich Jahr für Jahr das größte Event im Volleyball-Kalender. Frauen und Männer ermitteln ihre Cupsieger, das Fernsehen überträgt live, vor Corona war die Zuschauerzahl fünfstellig. Und nun? Steht womöglich alles auf dem Spiel. Vorgesehen ist, dass um 14 Uhr Allianz MTV Stuttgart auf den Dresdner SC trifft, danach soll um 16.45 Uhr das Männer-Duell zwischen SVG Lüneburg und VfB Friedrichshafen stattfinden. Ob diese Planung angesichts der Coronalage in Dresden haltbar ist, darüber wird derzeit diskutiert. „Verkaufte Tickets, Abmachungen mit Sponsoren, TV-Verträge – an einem derartigen Finaltag hängt so viel dran, dass eine Verschiebung alles andere als einfach ist“, meint Irion, „und auf der anderen Seite verkommt Volleyball zur Lotterie, in der am Ende das Team gewinnt, das mehr fitte Leute auf dem Feld hat.“ Allerdings gibt es klare Regeln.

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Wenn einem Verein „acht Spielerinnen der Stamm-Mannschaftsliste (Stand 1. Februar)“ verbleiben, muss er antreten – sofern darunter zumindest eine Zuspielerin ist. Laut Irion stehen auf der DSC-Kaderliste 17 Volleyballerinnen. Am frühen Montagabend erklärte die Bundesliga (VBL) denn auch, am geplanten Termin festhalten zu wollen: „Aktuell gibt es keinen Handlungsspielraum, um das Pokalfinale zu verlegen. Sollten Testungen in den nächsten Tagen weitere Coronafälle ergeben, wird die Spielleitung eine neue Bewertung vornehmen.“ Diese Beurteilung deckt sich mit der Einschätzung von Allianz MTV Stuttgart. „Die VBL hat die Regeln erlassen, nun muss sie sich dran halten“, sagt Sportdirektorin Kim Renkema. Auch auf Kosten der sportlichen Qualität.

Heftige Diskussionen

Der Dresdner SC kann in dieser Woche nicht wie gewohnt trainieren, die Ausfälle treffen das Team hart, es wird am Sonntag auf jeden Fall stark geschwächt sein. Was aus Sicht von Kim Renkema schade ist – aber eben auch nicht zu ändern. „Wir erleben nun schon die dritte Saison, in der das Streben nach sportlichen Erfolgen zum Glücksspiel wird“, sagt die MTV-Sportchefin. Trotzdem wäre ein Pokalsieg gegen ein DSC-Rumpfteam nach Meinung von Renkema kein Triumph mit Corona-Sternchen: „In der letzten Play-off-Serie um die Meisterschaft haben uns Juliet Louhis in allen fünf und Krystal Rivers in drei Spielen gefehlt, und dennoch war der Titel für den Dresdner SC deshalb nicht weniger wert.“

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Es kann gut sein, dass über diesen Punkt noch einmal heftiger diskutiert wird. Allerdings erst nach dem Rückspiel im CEV-Cup an diesem Dienstag. Ab 19 Uhr trifft das MTV-Team, das nur zwei Sätze gewinnen muss, um ins Endspiel einzuziehen, in der Scharrena auf Mladost Zagreb – sofern das Virus mitspielt. Kurz vor der Busabfahrt in Kroatien wurde eine Spielerin positiv getestet.