Die Aktienkurse – hier an der Frankfurter Börse – kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben. Foto: AFP/DANIEL ROLAND

Unsere Börsenexperten blicken auf die neue Woche: Die Phase der Leitzinserhöhungen scheint sich dem Ende zuzuneigen. An den Aktienmärkten ist die Party zurückgekehrt.

An der Börse regiert die Sorglosigkeit. Zu diesem Schluss kamen die Wochenresümees gleich mehrerer Finanzinstitute in der vergangenen Woche. „Die Anleger sind sogar so entspannt wie zuletzt vor Ausbruch der Coronapandemie“, schreibt etwa die LBBW. Und in der Tat haben sich sowohl in den USA als auch im Euroraum die Aktienmärkte nicht nur vom – zugegebenermaßen erwarteten – Schritt einer erneuten Leitzinserhöhung im Euroraum bemerkenswert schnell erholt: Sie haben am Freitag sogar neue Rekordstände erreicht. Dabei mag sicher auch die (teils begründete) Hoffnung eine Rolle spielen, die derzeitige Phase der steten Leitzinserhöhen finde in absehbarer Zeit ein Ende.

Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der privaten Baader Bank sieht sowohl rationale als auch emotionale Gründe für den Bullenmarkt: „Die gute Aktienstimmung wird breiter“, schreibt er. „Fundamentaler Rückenwind kommt dabei von den Gewinnerwartungen, die weltweit ihre Talsohle durchschritten haben und für die nächsten zwölf Monate in den USA, der Eurozone und Deutschland wieder aufwärtsgerichtet sind.“

Zugleich verweist Halver auch auf den vom US-Sender CNN veröffentlichten Fear & Greed-Index (Furcht & Gier-Index), der derzeit mit 81 von 100 Punkten im Bereich „extreme Gier“ steht: „Immer mehr Anleger leiden unter Fomo („fear of missing out“) und geben aus Angst, die Rallye zu verpassen, ihre defensive Haltung auf. Dadurch steigt der Überdruck im Aktien-Kessel.“ Die LBBW warnt entsprechend: „Vor allem die hoch bewerteten US-Aktien sind anfällig für eine Korrektur. Wir empfehlen daher mit Blick auf die kommenden Monate eine defensivere Positionierung.“

Die neue Woche dürfte immerhin eine etwas ruhigere Nachrichtenlage mit sich bringen als die vergangene. Weitere Konjunkturdaten lassen am Dienstag die Erzeugerpreise für Deutschland erwarten, am Donnerstag folgen die Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung für die USA und am Freitag die Einkaufsmanagerindizes für die USA und Deutschland. Bereits am Donnerstag wird wohl auch die Bank of England die Leitzinsen erhöhen.