Wespen sind faszinierende Jäger und damit Nützlinge und keine Plagegeister. Foto: JPS-Fotolia

Sie sind gefürchtet: Wespen und Hornissen. Dabei sind die flinken Jäger – vor allem Hornissen – keinesfalls aggressiv. Die Nützlinge sind streng geschützt. Experten geben Tipps für den Umgang mit ihnen.

Untertürkheim - Jetzt fliegen sie wieder. Die gelb-schwarzen Jäger mit der engen Taille. Ob beim Grillfest im Garten oder beim Eisschlemmen im Café. Sommerzeit ist Wespenzeit. Manche versuchen sogar, in Häusern unterzuschlupfen und an denkbar ungeeigneten Stellen einen neuen Staat zu gründen. „Es häufen sich gerade Anfragen von besorgten Bürgerinnen und Bürgern, weil Wespen in Rollladenkästen oder unterm Dach ein Nest bauen“, erzählt Sabine Holmgeirsson. Die Fachbeauftragte des Naturschutzbunds Baden-Württemberg berät die Anrufer und nimmt den meisten die Furcht vor den flotten Insekten. „Wespen sind nicht aggressiv. Sondern sie verteidigen sich, wenn sie in Bedrängnis kommen“, erklärt Holmgeirsson auch bei Führungen. Es gibt also keinen Grund, sie zu töten. Zumal die meisten der 16 heimischen Wespenarten geschützt sind, die Menschen eher meiden und zudem nützlich sind.

Lästig können nur zwei heimische Wespenarten werden: die Gemeine und die Deutsche Wespe. Von Kuchen, Eis oder auch Fleisch angelockt, fliegen sie auf der Suche nach Zucker oder Eiweißhaltigem für ihre Brut die Grillfeste oder Eiscafés an. „Doch auch dabei bilden sie eigentlich keine Gefahr für denjenigen, der Ruhe bewahrt“, sagt Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim BUND Baden-Württemberg.

„Wild um sich zu fuchteln, sie verscheuchen oder gar erschlagen zu wollen, wäre die falsche Reaktion. Dann wollen die Insekten sich mit ihrem Stachel wehren“, sagt Stelzner. Wer die Muse habe, könne die schwarz-gelb geringelten Arbeiterinnen dabei beobachten, wie sie Fleischstückchen aus dem Gegrillten beißen und vom Essensteller wieder in Richtung Nest abheben. Noch bis zum Spätsommer bauen sie an ihrem Nest und müssen ihre Nachkommen mit Futter versorgen. Auch in der Nähe ihres Nestes kennen sie keine Freunde. „Menschen sollten dort auf Abstand gehen“, empfiehlt Stelzner.

Das Ungeschickte: Sowohl die Deutsche als auch die Gemeine Wespe bauen ihre Nester gerne in dunklen Hohlräumen, hinter Verkleidungen oder eben auf Dachböden. Was tun, wenn die Insekten in einem Rollladenkasten oder auf der Bühne Unterschlupf gefunden haben?

Wer frühzeitig eingreift und das Einschlupfloch versperrt, kann das Einnisten noch verhindern. Sobald aber reger Flugbetrieb herrscht, sollte man die Tiere dulden. „Am besten ist, wenn man sich mit den Untermietern arrangieren kann. Beispielsweise, indem man ein Fliegengitter installiert“, meinen beiden Expertinnen. Denn das Mitwohnverhältnis ist nur von kurzer Dauer. Im Herbst stirbt das Volk ab, nur die jungen Königinnen überleben. Sie schwärmen aus, suchen sich ein neues Winterquartier und der Spuk ist vorüber. Das alte Nest wird nicht wiederbezogen“, sagt Stelzner. Nur in Ausnahmefällen, wenn Menschen gefährdet sind, dürfen Nester umgesiedelt werden, und zwar von sachkundigen Experten. „Dafür gibt es speziell ausgebildete, ehrenamtliche Wespenfachberaterinnen und -berater. Ihre Kontaktdaten kann man bei der Unteren Naturschutzbehörde, in Stuttgart beim Amt für Umweltschutz, erfragen“, so Holmgeirsson. Das Wespennest wird dann umgesiedelt und zu einem mehr als zwei Kilometer entfernten Standort gebracht.

Selbstjustiz, wie noch vor wenigen Jahrzehnten oft praktiziert, sei strikt verboten, warnt sie. „Nester dürfen nicht eigenmächtig entfernt, beschädigt oder ausgeräuchert werden. Wespenfallen aller Art sind tabu“, sagt Holmgeirsson. Schließlich sind Wespen und Hornissen keine Plagegeister oder gefährliche Tiere, sondern Nützlinge. Sie bestäuben Blüten, bekämpfen Schädlinge und echte Plagegeister wie Stechmücken, Blattläuse oder Fliegen. „Ein Wespenstaat kann bis zu zwei Kilogramm Insekten, also rund 5000 Fliegen, pro Tag fangen und vertilgen“, sagt Holmgeirsson. Sie unterstützen damit Gartenbesitzerinnen und -besitzer und leisten als eine Art Gesundheitspolizei einen wertvollen Dienst, weil sie tote Insekten wegschaffen.

Noch wertvoller als die Wespen sind zudem ihre großen Verwandten, die Hornissen (siehe Infobox). Wie fliegende Polizeibeamte jagen sie auch große Insekten – darunter auch Wespen. Weil ihre angestammten Lebensräume – beispielsweise hohle Obstbäume oder Scheunen – weggefallen oder weniger geworden sind, werden sie naturschutzrechtlich besonders stark geschützt.