Aktivistin am Samstag auf der Konrad-Adenauer-Brücke in Mannheim – kurz bevor sie mit Öl übergossen wird. Foto: Letzte Generation

Eine Polizeibeamtin soll in Mannheim eine Klima-Aktivistin mit Öl übergossen haben. Die Letzte Generation erhebt jetzt weitere Vorwürfe: Es geht um absichtlich zugefügte Schmerzen und sexuelle Demütigung.

Erst ging es nur um einen kräftigen Schuss Öl. Den soll eine Polizistin am Samstag einer Aktivistin der Klimagruppe Letzte Generation bei einer Straßenblockade auf der Konrad-Adenauer-Brücke in Mannheim über den Kopf gekippt haben. Ein im Internet viel diskutiertes Video zeigt die Szene. Doch jetzt legen die Aktivisten nach – und erheben weitere Vorwürfe, die deutlich schwerer wiegen könnten.

In einer am Mittwoch verschickten Mitteilung geben sie an, die besagte Polizeibeamtin habe mehrere der auf der Straße Festgeklebten absichtlich mit Öl und Desinfektionsmittel nass gemacht, sodass sie in Pfützen sitzen mussten. Sie soll zudem den Betroffenen durch Reißen an den Händen Schmerzen zugefügt haben und Kollegen, die Abhilfe schaffen wollten, angegangen sein. Auf einem neuen Video ist zu sehen, wie andere Polizisten eine Aktivistin mit Tüchern abwischen.

Damit aber nicht genug. Mehrere Frauen, die an der Blockade beteiligt waren, beklagen, sie seien später in den Gewahrsamszellen des Polizeipräsidiums Mannheim „entwürdigenden“ Prozeduren unterzogen worden. Sie hätten sich komplett nackt ausziehen müssen und seien unter hämischen Kommentaren auch an intimen Stellen durchsucht worden. Auch dabei soll nach Angabe der Betroffenen die Beamtin, die schon auf der Brücke auffällig geworden war, eine Hauptrolle gespielt haben. Ob Anzeige erstattet wurde, ist unklar. „Bisher hatten wir einen guten Kontakt mit der Polizei in Mannheim. Wir würden uns über ein Gespräch mit allen am Einsatz Beteiligten freuen”, sagte ein Sprecher der Letzten Generation lediglich.

Beim Polizeipräsidium Mannheim hält man sich mit Aussagen noch zurück. Am Dienstag hatte man dort Stellung genommen und angegeben, dass man die Vorwürfe prüfe und sich anschaue, ob sich daraus strafrechtliche oder disziplinarische Folgen für die Polizistin ergäben. Nach der Ausweitung der Kritik am Mittwoch sagte ein Sprecher des Präsidiums unserer Zeitung: „Wir haben die neuen Informationen, die durch die Aktivistengruppe Letzte Generation verbreitet wurden, zur Kenntnis genommen. Wir werden die dort getroffenen Angaben sorgfältig prüfen. Sie fließen natürlich in den bereits eingeleiteten strafrechtlichen und beamtenrechtlichen Bewertungsprozess ein.“ Dieser müsse „mit Sorgfalt und in Abstimmung erfolgen“ und nehme daher Zeit in Anspruch.

Innenministerium hält sich noch raus

Bisher galt das Verhältnis zwischen der Polizei und den Klima-Aktivisten als eher unaufgeregt. Ähnliche Vorwürfe nach anderen Aktionen sind nicht bekannt. Im Innenministerium betont man weiterhin, dass man sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmischen wolle. Es gelte, zunächst dem Polizeipräsidium Mannheim die Zeit zu geben, die Vorkommnisse seriös aufzuarbeiten, sagte eine Sprecherin unserer Zeitung. Erst dann werde man entscheiden, ob es Anlass gebe, einzugreifen.