Stuttgarter Hochgefühle: Die VfB-Spieler lassen sich nach Schlusspfiff feiern. In unserer Bildergalerie blicken wir auf die Partie gegen Werder Bremen zurück. Foto: Baumann

Beim 2:0 gegen Werder Bremen fährt der VfB Stuttgart einen hochverdienten Sieg ein. Einzig die Chancenverwertung muss er sich ankreiden lassen. Torjäger Serhou Guirassy erlebt einen merkwürdigen Abend.

„Guirassy, Guirassy“, rief die prall gefüllte Fankurve, als der Torjäger des VfB Stuttgart nach 75 Minuten bereit stand, den Deckel auf dieses Spiel zu machen. Guirassy stand am Elfmeterpunkt und tat, was er in dieser Saison fast in jedem Spiel tat, nur in diesem Spiel bis zu ebenjener 75. Minute nicht: Er traf ins Tor. Per Lupfer in die Mitte, 2:0, nächster Sieg perfekt.

Bremens Elfmeter-Ärger

„Abgezockt“, nannte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth die Ausführung des Elfmeters, der eine kuriose Situation und heftige Beschwerden der Bremer vorausgegangenen war. Der kurz zuvor neben dem Spielfeld behandelte Chris Führich war circa 30 Meter vor dem Tor von Schiedsrichter Bastian Dankert wieder aufs Feld gewunken worden – just in dem Moment, als Bremens Torwart Michael Zetterer einen Ball in Führichs Richtung spielte. Der Ball landete beim Stuttgarter Mittelfeldspieler und wenig später bei Guirassy, der von den Beinen geholt wurde.

„Wahnsinn“, nannte Werder-Coach Ole Werner die Entstehung. Unglücklich aus Bremer Sicht – aber regelkonform, entgegnete Dankert. Guirassy nahm den Elfmeter dankend an und brachte seine Mannschaft damit auf die Siegesstraße. Zuvor hatte der Toptorjäger eine Reihe bester Chancen ausgelassen. Zum ersten Mal in dieser Saison war er von Trainer Sebastian Hoeneß gemeinsam mit Deniz Undav als Doppelspitze von Beginn an aufgeboten worden. Das Duo harmonierte gut – bis vor dem Tor. Dort hatte der Guineer irgendwie nicht seinen besten Tag erwischt. Mal verstolperte er Bälle, mal setzte er sie knapp neben das Tor.

Undav: Mehr schießen als zocken

Aber es gab ja noch seinen Sturmpartner. Dieser brachte den VfB nach 17 Minuten in Führung, als er nach einem Distanzschuss von Waldemar Anton den Abpraller über die Linie stocherte. „Wir hätten ein bisschen mehr schießen müssen, anstatt immer zu zocken mit Doppelpass, Doppelpass. Aber das kommt mit der Zeit. Am Ende sind die drei Punkte das Wichtigste,“ sagte Undav, der gegen seinen Ex-Club extra motiviert ans Werk gegangen war.

Hochüberlegen war der VfB den Gästen von der Weser, die vom Tabellen-Dritten in seinen schwarzen Sondertrikots zeitweise schwindelig gespielt wurden. „Vor allem in der ersten Halbzeit“, sagte Hoeneß, „war es ein richtig gutes Spiel von uns.“ Gut im Pressing, gut im Gegenpressing, lauffreudig, zweikampfstark – der VfB war Werder in allen Belangen überlegen. Was auch Ole Werner so sah, der hinterher von einem „hochverdienten Sieg“ sprach. Allein, die Chancenverwertung ließ an diesem kalten Abend Zweifel aufkommen, ob der letztjährige Fast-Absteiger tatsächlich schon zur von vielen Experten apostrophierten Spitzenmannschaft taugt.

Der VfB steht bei 30 Punkten – Ende vergangener Saison hatte er 33

„Wir haben versäumt, das Spiel früher zu zu machen“, kritisierte Hoeneß. Der sich aber mit Blick auf die Tabelle schnell versöhnt zeigte. Mit 30 Punkten festigten die Stuttgarter hinter Bayer Leverkusen und Bayern München Rang drei der Fußball-Bundesliga.

Zum Vergleich: In der vergangenen Saison hatten sie nach 34 Spieltagen 33 Zähler auf dem Konto. Kein Wunder also, dass die Fans im ausverkauften Stadion am Samstagabend wieder ihren Europapokal-Song anstimmten („Stuttgart International“). Darauf angesprochen, tat Hoeneß das, was er in den vergangenen Wochen stets tat: Er schmunzelte und verweigerte sich jedweden europäischen Ambitionen. „Es wäre nicht schlau, jetzt etwas hinauszuposaunen. Wir möchten weiter gute Spiele machen. Wenn wir im März immer noch da oben stehen, werde ich mich dem sicher nicht verweigern.“

Die nächsten Gegner heißen Dortmund, Leverkusen, Bayern

Nun stehen erst einmal Festwochen mit den Knallerspielen gegen Borussia Dortmund im Achtelfinale des DFB-Pokals und den darauf folgenden Aufeinandertreffen mit Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München an. „Meine Konzentration gilt allein dem Mittwoch und dem Pokalspiel gegen den BVB“, hielt auch Wohlgemuth den Ball flach. Das Träumen überlässt er den Fans