Jubel vor der Fankurve. Die VfB-Profis kosten den Sieg voll aus. Foto: Baumann/Julia Rahn

Beim 3:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim zeigt sich der VfB Stuttgart gegenüber den zurückliegenden Partien wie verwandelt. Und fährt zum richtigen Zeitpunkt drei verdiente Punkte ein.

Stuttgart - Nach kräfteraubenden 90 Minuten konnten die Sieger den Gang vor die Kurve richtig auskosten. Minutenlang ließen sich die Profis des VfB für das 3:1 (1:0) gegen die TSG Hoffenheim feiern. Trainer Pellegrino Matarazzo verfolgte das Geschehen aus der Distanz – und genoss die Huldigungen sichtbar. In Cannstatt herrschte Volksfeststimmung, und das, obwohl der Wasen erneut Corona zum Opfer gefallen war.

Aus den Arenen der Fußball-Bundesliga verschwindet das Thema Corona hingegen zusehends. Gegen Hoffenheim zelebrierten 24 300 Zuschauer ihre Lust am Fußball – die große Mehrheit von ihnen kam dank drei Toren und drei Punkten gar voll auf ihre Kosten. Marc Kempf (18.), Konstantinos Mavropanos (60.) und Roberto Massimo (81.) schossen einen ungefährdeten Sieg heraus. Das späte Gegentor durch Jacob Bruun Larsen (84.) fiel nicht mehr ins Gewicht. „Die Atmosphäre hat uns heute getragen“, sagte Torschütze Mavropanos. „Mein Tor macht mich glücklich. Noch glücklicher bin ich über den Sieg.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Die Stimmen zum Spiel

Ein Erfolg zum richtigen Zeitpunkt. Nach zuletzt mäßigen Darbietungen mit magerer Punkteausbeute kann der VfB durchatmen. Acht Punkte aus sieben Spielen sind eine solide Bilanz vor der Länderspielpause. So sah es auch Sportdirektor Sven Mislintat: „Wenn du nur fünf Punkte hattest und dann gegen einen Gegner, der ein paar Jahre Vorsprung hat, gewinnst, ist das richtig was wert. Es ist ein verdienter Sieg, wir haben sehr gut gespielt.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Noten für die Roten – bewerten Sie die VfB-Profis!

Gegen das Team aus dem Kraichgau setzte der VfB auf die Waffen des Gegners. Zuletzt brachte frühes Angriffspressing den VfB aus dem Konzept. Am Samstag konzentrierten sich die Jungs aus Cannstatt auf ebendies: Viel Laufarbeit, gutes Spiel gegen den Ball und beharrliches Attackieren der letzten Abwehrreihe. Beides machte auf die TSG Eindruck. Zwar wirkte anfangs vieles noch (vogel-)wild, Ordnung und Struktur war kaum im Spiel.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Unsere Einzelkritik zum Spiel

Das sollte sich ab Minute 18 ändern. Wuchtig versenkte Abwehrspieler Marc Kempf einen Eckball von Omar Marmoush in den Maschen. Mit der Führung erspielte sich der VfB Selbstvertrauen zurück. Vieles von dem, was gegen Leverkusen (1:3) und Bochum (0:0) noch abging, war plötzlich wieder da: Spielfreude, Kombinationsfluss und der Glaube an weitere Tore. Bestes Beispiel: Konstantions Mavropanos. Nach 60 Minuten schnappte sich der Abwehrspieler kurz hinter der Mittellinie den Ball. Lief los, schüttelte auf dem Weg zum Tor mehrere Gegenspieler ab, und als er nur noch Torhüter Oliver Baumann vor sich hatte, zog der Grieche mit links ab – 2:0. Ein Klassetor.

Mavropanos sorgt für den spielerischen und emotionalen Höhepunkt

Es war der spielerische und der emotionale Höhepunkt. Mavropanos brachte das Stadion zum Kochen. Damit nicht genug. Der eingewechselte Roberto Massimo (81.) traf mit seinem ersten Bundesligator zum 3:0. Damit war der zweite Saisonsieg unter Dach und Fach. „Wir haben heute das auf den Platz gebracht, was uns stark macht. Jeder hat für jeden gekämpft und wir haben von Beginn an versucht, Fußball zu spielen. Nach jedem Fehler haben wir uns direkt unterstützt, um den Fehler auszubügeln“, sagte Kempf.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Das sagt Sven Mislintat zur Hitzlsperger-Nachfolge

Pellegrino Matarazzo war ebenfalls voll des Lobes für seine Mannschaft. Dem Trainer imponierte die Leidenschaft und der Mut. „Der Sieg tut auf jeden Fall gut. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.“ Dass einzelne Aktionen ein Spiel manches Mal in eine andere Richtung lenken, daran erinnerte Hoffenheim-Coach Sebastian Hoeneß in seiner Spielanalyse. „Wir hatten gute Chancen, in Führung zu gehen“, verwies der 39-Jährige auf den Lattentreffer von Ihlas Bebou. Unmittelbar danach hatte Kempf zur Führung für den VfB getroffen. „Und auch wenn wir das 1:2 erzielen, glaube ich, dass das was mit dem VfB gemacht hätte.“ Allein, es kam anders. Und so bilanzierte der sichtlich enttäuschte TSG-Coach: „Wir haben es dem VfB in einer für sie nicht einfachen Situation zu leicht gemacht.“