Die U 16 verkehrt zwischen Fellbach und Giebel und entlastet dadurch die U 1, U 13 und die U 6. Foto: /Sebastian Gall

Ein Fraktionsbündnis stellt im Gemeinderat den Antrag, die Stadtbahnlinie U 16 auszuweiten und gleichzeitig den Verkehrszufluss nach Bad Cannstatt weiter zu beschränken.

Bad Cannstatt - Wer sich in den Hauptverkehrszeiten in der Cannstatter Innenstadt bewegt, sieht vor allem eins: Chaos. Vor allem um das Cannstatter Herzstück – den Wilhelmsplatz. Fußgänger, Fahrradfahrer, Autos, Lastwagen, Busse und Stadtbahnen drängen sich aneinander vorbei. Staus sind üblich. Dies ist auch der Stadtverwaltung nicht verborgen geblieben. Seit Jahren wird versucht, die Probleme zu beheben. Im Dezember 2017 wurde an der Pförtnerampel an der Beskidenstraße die Grünphase für Autos verkürzt, um den Zufluss in die Cannstatter Innenstadt zu verkürzen. Ein Erfolg. Ein Jahr später wurde die Stadtbahnlinie U 16, die seitdem zwischen Giebel und Fellbach pendelt und die U1 sowie die U13 entlasten soll, eingeführt. Auch diese Maßnahme war erfolgreich, die Linie wird gut angenommen. So jedenfalls der Kenntnisstand eines Fraktionsbündnisses aus Grünen, FrAktion, SPD und PULS, das nun die Ausweitung der beiden Maßnahmen fordert. Das Ziel: Die Verkehrsmengen auf Cannstatts Zufahrtsstraße sollen nochmals verringert werden.

Eine Forderung mit langer Vorgeschichte. Denn schon vor Jahrzehnten forderten Cannstatts Lokalpolitiker, die Einfahrt von Pendlern aus dem Remstal nach Stuttgart zu „erschweren“. Mit der Einrichtung der Radfahrstreifen auf der Waiblinger/Nürnberger Straße wurden die Forderungen immer lauter. Der Grund: Die allmorgendlichen Staus brachten viele Autofahrer dazu, die Hauptverkehrsstraße über das Wohngebiet Espan zu umfahren. Den dortigen Anwohnern war das ein Dorn im Auge. Mit Einrichtung der Pförtnerampel wurde die Menge der Autos, die pro Stunde in die Sauerwasserstadt einfahren können, auf 888 statt 1013 begrenzt. Die Verkehrsbelastung im Espan nahm daraufhin um 20 Prozent ab. „Die Pförtnerampel war das richtige Mittel“, so die Bilanz des Bezirksbeirats Bad Cannstatt.

Die Antragssteller wollen nun noch einen Schritt weiter gehen. Sie wollen, dass nur noch 760 Kraftfahrzeuge in der Stunde einfahren dürfen, also eine zusätzliche Reduktion der Verkehrsmenge um 128 Autos in der Stunde. Dies hätte „eine Reihe von Vorteilen“, wie es im Antrag heißt. Am Wilhelmsplatz könne die Wartezeit für Busse und Stadtbahnen reduziert werden. Und die immer noch zu hohe Verkehrsbelastung im Espan und inneren Bad Cannstatt könne verringert werden.

Wollen die Fraktionen die Zahl der Autos also beschränken, sollen gleichzeitig mehr Bahnen auf der seit Dezember 2018 fahrenden Linie U 16 verkehren. Diese ist bisher nur im Berufsverkehr von 6 bis 8.30 und von 16 bis 18 Uhr unterwegs. Die knapp zwei Jahre alte Verbindung soll vor allem die U 1 und U 13 entlasten, doch auch die U 6 im Norden profitiert von der Linie. „Ein wichtiges zusätzliches Angebot“, so die Antragsteller. Vor allem auch für Mitarbeiter der großen Firmen Mahle, Bosch und Sparkassen-Versicherung. Auch die Verantwortlichen der Stuttgarter Straßenbahnen AG sind offenbar vom Erfolg ihrer „jüngsten Stadtbahnlinie“ angetan und bezeichnen sie auf ihrer Homepage als „Rushhour-Retter“. Eine gute Grundlage für den Antrag des Fraktionsbündnisses: „In den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags wird das Angebot der U 16 um mindestens eine Stunde ausgeweitet, wobei auch ein Angebot für das 9-Uhr-Ticket dabei sein sollte.“

„Die SSB hat uns mitgeteilt, dass die Nachfrage von Fahrgästen da wäre“, sagt Cannstatts Grünen-Stadtrat Björn Peterhoff. Das Verkehrsunternehmen sei selbst an einer Ausweitung der zusätzlichen Linie interessiert, allerdings fehle es, so Peterhoff, an Mitteln, um mehr Fahrzeuge anzuschaffen und Fahrer einzustellen. „Die Strecke lässt mehr Stadtbahnverkehr zu“, so der Stadtrat, der gute Chancen zur Realisierung sieht.