Das Video hat den SPD-Landtagsabgeordneten Philipp da Cunha unfreiwillig bekannt gemacht. Foto: Jens Büttner/dpa/Jens Büttner

Wie weicht man einer unangenehmen Interview-Frage aus? Ganz einfach: Man redet so viel wie möglich, ohne wirklich was zu sagen. Doch genau das ist bei dem SPD-Politiker Philip da Cunha jetzt schiefgegangen.

Er wollte einfach nicht antworten. Und versuchte, einfach möglich lange nichts zu sagen – immer wieder. Das Ergebnis war ein Nonsense-Interview, das im Internet nach kurzer Zeit viral ging. Es ist ein Lehrstück für Politiker, die gern versuchen, kritische Fragen mit Nicht-Antworten auszuweichen. Dass das nicht immer funktioniert, kann man an dem kurzen Video gut erkennen.

Interviewt wurde Philip da Cunha. Er ist Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Journalist des NDR fragte ihn nach einem Bürgerforum, das die SPD Mecklenburg-Vorpommern kürzlich veranstaltet hatte – und zwar in dem Vier-Sterne-Hotel Golchener Hof, das dem Ehemann der SPD-Vize-Fraktionschefin gehört. Was das gekostet habe und warum man sich gerade für diesen Veranstaltungsort entschieden habe, war die Frage.

Ausweichende Antwort

Da Cunha antwortete ausweichend. Die SPD führe seit 15 Jahren solche Bürgerforen durch, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Das sei der Fraktion wichtig, um Fragen zu beantworten und sie mitzunehmen. Der Ort sei nicht die erste Wahl gewesen. Es habe aber viele Absagen gegeben, deshalb habe er sich als Parlamentarischer Geschäftsführer sich für den Ort entschieden. Sie hätten dafür einen ortsüblichen Preis gezahlt.

Als der Journalist darauf erneut fragte, wie teuer das gewesen sei, wiederholte da Cunha einfach erneut dieselben Sätze: „Wir haben als SPD-Fraktion viele Bürgerforen gemacht. Das machen wir seit 15 Jahren. Wir haben überall im Land Gespräche gesucht. Der Golchener Hof war nicht unsere erste Wahl. Wir haben vorher von anderen Lokalitäten auch Absagen bekommen. Es war ein ortsüblicher Preis.“

„Okay, Sie beantworten es nicht“

Immer wieder fragt der Journalist nach den konkreten Kosten – und erhält nur diese Sätze als Antwort, teilweise in verschiedener Reihenfolge. Knapp vier Minuten geht das so. Irgendwann bricht der Journalist schließlich ab und sagt: „Okay, Sie beantworten es nicht, also vergessen wir’s.“

Auf Twitter verbreitete sich das Video schnell. Viele Leute reagierten amüsiert darauf, andere verärgert. „Ist das ein echter Mensch oder eine KI…?“, fragte ein Nutzer. Viele machten sich einen Spaß daraus, rhetorische Nachfragen zu stellen: „Und seit wie viel Jahren veranstaltet die SPD jetzt die Bürgerforen?“ Manche warfen da Cunha aber auch vor, mit solchen Auftritten zur Politikverdrossenheit beizutragen.

„Ungeschnittenes Rohmaterial“

Da Cunha äußerte sich später gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ zu dem Interview – dieses Mal in schriftlichen Antworten. Darin räumt er ein, dass das Interview „unglücklich in seiner Wirkung“ sei. Er warf dem NDR aber auch vor, „ungeschnittenes Rohmaterial der Frage-Antwort-Schleife“ ohne Kontext veröffentlicht zu haben. Da Cunha schrieb zudem auf Twitter, dass dem Sender bereits vor dem Interview eine ausführliche schriftliche Antwort vorgelegen hätte, später habe man auch die Kosten pro Person vorgelegt.

Inzwischen ist auch bekannt, was die Veranstaltung konkret gekostet hat: Wie der NDR schreibt, zahlte die SPD 15.000 Euro für das Bürgerforum, knapp 60 Euro pro Person.