Die Polizei durchsuchte vier Objekte in Thüringen. (Symbolbild) Foto: dpa/Carsten Rehder

Vor dem Oberlandesgericht Jena wird seit einigen Wochen mutmaßlichen Führungsfiguren der rechtsextremen Kampfsportgruppe „Knockout 51“ der Prozess gemacht. Nun wurde ein weiterer mutmaßlicher Rädelsführer festgenommen.

– Justiz und Polizei sind erneut gegen die rechtsextreme Kampfsportgruppierung „Knockout 51“ vorgegangen. Am Morgen habe es im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die Gruppe drei Festnahmen gegeben, sagte eine Sprecherin des Generalbundesanwalts am Donnerstag in Karlsruhe. Zwei Menschen seien wegen ihrer mutmaßlichen Mitgliedschaft bei „Knockout 51“ festgenommen worden, der dritte Mann wegen seiner mutmaßlichen Unterstützung der Gruppe. Vier Objekte in Thüringen seien durchsucht worden. Nach dpa-Informationen fanden diese Durchsuchungen in Erfurt und Eisenach statt.

In den Reihen von „Knockout 51“ hatten sich in den vergangenen Jahren besonders gewaltbereite Rechtsextremisten gesammelt. Die Gruppe war vor allem im Raum Eisenach aktiv. Bei „Knockout 51“ handele es sich um eine rechtsextremistische Kampfsportgruppe, „die unter dem Deckmantel des gemeinsamen körperlichen Trainings junge, nationalistisch gesinnte Männer anlockte, diese bewusst mit rechtsextremem Gedankengut indoktrinierte und für körperliche Auseinandersetzungen mit Polizeibeamten, Angehörigen der politisch linken Szene und sonstigen als bekämpfenswert erachteten Personen ausbildete“, heißt es in einer Mitteilung des Generalbundesanwalts.

Mutmaßlicher Rädelsführer festgenommen

Nach Angaben des Generalbundesanwalts soll einer der nun Festgenommenen zu den Führungsfiguren der Gruppe gehört haben. Er habe „Knockout 51“ spätestens im März 2019 gemeinsam mit drei der vier Angeklagten gegründet, gegen die vor dem Oberlandesgericht Jena seit einigen Wochen schon ein großer Staatsschutzprozess läuft. Der Mann habe Mitglieder und Anwärter der Gruppierung im Sinne ihrer rechtsextremistischen Ideologie geschult und auch sogenannte „Kiezstreifen“ angeführt.

Bei dem Mann, der als Unterstützer von „Knockout 51“ festgenommen wurde, handelt es sich um eine langjährige Führungsfigur der rechtsextremen Szene bundesweit. Er steht nach Angaben des Generalbundesanwalts im Verdacht, die Immobilie „Flieder Volkshaus“ in Eisenach als Trainingsort für „Knockout 51“ zur Verfügung gestellt zu haben. „Dort stellte er ihnen auch einen Raum als Waffenlager zur Verfügung“, heißt es in der Mitteilung.

Die Linke-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss sagte, die neuerlichen Razzien müssten für die Behörden in Thüringen Anlass sein, das „Flieder Volkshaus“ dicht zu machen und damit der bundesweiten Neonazi-Szene einen wichtigen Treff- und Rückzugsort zu nehmen. „In Eisenach wurden über Jahre Menschen durch Neonazis terrorisiert“, sagte sie. Ausgangspunkt solcher Angriffe sei regelmäßig diese Immobilie gewesen.

Tödlicher Angriff geplant

Der dritte Festgenommene soll sich der Gruppe im März 2019 angeschlossen und an Kampfsport- und Schießtrainings teilgenommen haben. Gemeinsam mit dem nun festgenommenen mutmaßlichen Rädelsführer soll er im September 2021 geplant haben, einen tödlichen Angriff auf Linksextremisten durchzuführen. Der Plan misslang. Er hätte dabei mit einem Auto in die Gegner fahren sollen.

Die drei Festgenommenen sollen im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden. An ihrer Festnahme waren den Angaben nach Beamte des Bundeskriminalamts, Spezialkräfte der Bundespolizei sowie Polizisten aus Thüringen und Sachsen-Anhalt beteiligt.

Einstufung als terroristische Vereinigung

Abgeschlossen seien die Ermittlungen gegen „Knockout 51“ auch mit diesen Durchsuchungen und Festnahmen nicht, sagte die Sprecherin in Karlsruhe. Entgegen der vorläufigen Rechtsauffassung des Oberlandesgerichts Jena stufe der Generalbundesanwalt „Knockout 51“ nach wie vor als terroristische Vereinigung ein.

Vor dem Oberlandesgericht Jena müssen sich derzeit vier mutmaßliche Mitglieder von „Knockout 51“ verantworten. Die Männer hätten unter anderem geplant, ihre politischen Gegner durch den Einsatz von Messern, Äxten und Macheten zu töten, hieß während der Verlesung der Anklage. Solche Waffen hätten sie auch bereits besessen. Das Gericht hatte die Anklage gegen die Männer nur unter der Maßgabe zugelassen, „Knockout 51“ zumindest vorübergehend nur als kriminelle und nicht als terroristische Vereinigung einzuordnen.

Die Angeklagten hatten zum Prozessbeginn geschwiegen. Später forderte der Verteidiger des Hauptangeklagten das Ende des Verfahrens gegen seinen Mandanten. Das Gericht lehnte diesen Antrag ab.

Zuletzt gingen Ermittler Ende November mit einer großen Aktion in Thüringen und Hessen gegen die Gruppe vor. Schwerpunkt der Maßnahmen war Eisenach, weitere Objekte wurden im Raum Jena und im hessischen Bad Wildungen durchsucht, wie das Landeskriminalamt Thüringen (LKA) und die Staatsanwaltschaft Gera dazu mitteilten.