Kulturministerin Theresia Bauer Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Die Pläne zur milliardenschweren Stuttgarter Opernsanierung liegen seit zwei Jahren auf dem Tisch. Aber damals war nicht klar, wie lange die Corona-Pandemie fast alle Abläufe in Deutschland bremsen würde. Was bedeutet das heute für den Zeitplan und die Kosten?

Stuttgart - Durch die Corona-Pandemie wird sich die kostspielige und langwierige Sanierung der Staatsoper in Stuttgart nach Angaben von Kulturministerin Theresia Bauer nicht wesentlich verzögern. Die Grünen-Ministerin rechnet bislang auch nicht mit steigenden Kosten, obwohl das Coronavirus auch im Kulturapparat viele Abläufe seit Monaten bremst und zwischenzeitlich sogar zum Stillstand gebracht hat.

Mit dem Zeitplan unter anderem für den Architektenwettbewerb und die Planungen für die Interimsspielstätte sei man nicht in Verzug. „Deshalb gibt es derzeit auch keine Anhaltspunkte dafür, dass der Kostenrahmen, den wir uns gesetzt haben, nicht trägt“, sagte Bauer der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Zudem habe sich die Pandemie bei der Oper vor allem auf den Publikumsbetrieb ausgewirkt. Verwaltung und auch die technischen Mitarbeiter hätten hingegen weiterarbeiten können, sagte die Ministerin.

Monatelanger Streit über Sinn und Nutzen

Nach einer ersten detaillierten und im November 2019 veröffentlichten Schätzung könnte das Vorhaben mehr als eine Milliarde Euro kosten - im ungünstigsten Fall. Dabei werden die reinen Baukosten auf 550 Millionen Euro geschätzt, es kommen zudem unter anderem ein Risikozuschlag und die zu erwartenden Baupreissteigerungen für zehn Jahre hinzu. Die Bauarbeiten sollen nach bisheriger Planung fünf bis sieben Jahre dauern. Erst 2027 soll die Interimsspielstätte fertig sein - frühestens 2037 dann die neue Oper im denkmalgeschützten Littmann-Bau.

Dreh- und Angelpunkt, aber auch Achillesferse des Projekts: die geplante sogenannte Kreuzbühne im größten Dreispartenhaus der Welt, eigentlich zwingend für eine moderne Oper mit wechselndem Programm. Mit ihr sollen schnellere und einfachere Bühnenbildwechsel möglich werden. In dem rund 100 Jahre alten Opernhaus wird außerdem mehr Platz zum Beispiel für Proberäume benötigt. Nach Angaben der Stadt stammt die Bühnentechnik zudem aus den 1980er Jahren, sie ist veraltet und reparaturanfällig, es gibt zudem Mängel beim Brandschutz.

In den vergangenen Monaten war lange und lautstark über Sinn und Nutzen sowie über Größe und Aufwand des Projekts gestritten worden. Zuletzt hatte der Bund der Steuerzahler eine preiswertere Lösung für das Großprojekt gefordert und erneut einen Bürgerentscheid ins Spiel gebracht.

Umbauten auch in Karlsruhe und Mannheim

Bauer bezweifelt, dass die hohen Ausgaben im Kampf gegen die Corona-Pandemie die Akzeptanz für die kostspielige Sanierung einer Kultureinrichtung geschmälert haben könnte. „Corona hat uns gelehrt, wie wichtig es ist, dass wir in unserer Gesellschaft Orte haben, an denen wir real zusammenkommen, an denen wir miteinander ins Gespräch kommen, uns inspirieren lassen, gemeinsame Kulturerlebnisse genießen, die uns ein bisschen aus dem Alltag und dem Klein-Klein herausholen“, sagte die Ministerin. Die Menschen wollten kein Leben führen, das sie auf Kommunikation über Kacheln im Videochat reduziere. „Deshalb bin ich überzeugt, dass die Pandemie die Akzeptanz für ein solches Projekt eher gesteigert als gebremst hat“, sagte sie der dpa.

Neben Stuttgart sind auch in Karlsruhe und dem größten kommunalen Dreispartenhaus in Mannheim kostspielige Umbauten und Sanierungen geplant oder bereits im Gange.