Das neue Zentrale der Volksbank Stuttgart in der Daimlerstraße wurde im Herbst 2019 bezogen. Foto: Volksbank Stuttgart

Die Volksbank Stuttgart kann – trotz schwieriger Rahmenbedingungen – auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Eine der Herausforderungen für die Zukunft bleibt die Digitalisierung.

Bad Cannstatt - Für die Volksbank Stuttgart eG war das vergangene Jahr in zweierlei Hinsicht sehr erfolgreich: Der Einzug von insgesamt 400 Mitarbeitern samt der Chefetage in den 70 Millionen Euro teuren Neubau im Neckarpark ging im Herbst ohne Probleme über die Bühne. Und auf der wirtschaftlichen Seite konnte das Kreditinstitut seinen Wachstumskurs fortsetzten.

Mit Blick auf das Kundengeschäft verbuchten das genossenschaftliche Institut sogar ein Rekordjahr. Die Kundenkredite legten um 7,7 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zu. „In den vergangenen zehn Jahren ist das Kreditgeschäft um 70 Prozent gewachsen – das zeigt, dass wir Marktanteile gewinnen konnten“, sagt der Vorstandsvorsitzende Stefan Zeidler. Auch das Vermittlungsgeschäft im genossenschaftlichen Verbund – etwa Versicherungen, Bausparen, Ratenkredite und Fonds – habe sich gut entwickelzt und sei um 9,5 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro gewachsen. Das schlage sich auch im Provisionsergebnis der Volksbank nieder. Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise 3145 Ratenkredite neu abgeschlossen im Volumen von 28 Millionen Euro. Das war ein Zuwachs von 7,6 Prozent.

Bei den Kundeneinlagen, „dem Kern unseres Geschäftsmodells“, so Zeidler, war der Zuwachs mit 6,9 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro stärker als geplant. Angesichts des negativen Kapitalmarktzinsniveaus könne sich die Bank darüber nicht uneingeschränkt freuen. Zeidler betont erneut, die Volksbank plane momentan „nicht, die Kunden mit Negativzinsen zu belasten“.

Schwieriges Zinsumfeld

Das schwierige Zinsumfeld hat im vergangenen Jahr bei der Volksbank Stuttgart den Zinsüberschuss – die wichtigste Ertragsquelle der Bank – deutlich sinken lassen. Er fiel um sieben Prozent auf 124,3 Millionen Euro. Hier wirkte sich auch ein Sondereffekt aus, man habe stille Lasten bereinigt, so Zeidler. Der Rückgang konnte zum Teil durch ein verbessertes Provisionsergebnis und striktes Kostenmanagement kompensiert werden. Angesichts des schwierigen Umfelds als „sehr respektabel“ bezeichnet Zeidler das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit in Höhe von 47,6 Millionen Euro. Das entspricht einem Minus von 5,7 Prozent. Gleichwohl soll die Dividende für Genossenschaftsmitglieder, die am 27. April bei der Vertreterversammlung im Bürgerhaus Waiblingen vorgeschlagen wird, erneut vier Prozent betragen.

Erfolgreich war das Unternehmen auch in Sachen Umzug. „Ein weitere großer Schritt in die Zukunft“, betont Zeidler, der im Sommer vergangenen Jahres in die Fußstapfen von Hans-Rudolf Zeisl getreten war und nur wenige Wochen später seinen neuen Arbeitsplatz zusammen mit rund 400 weiteren Volksbank-Mitarbeitern im Neckarpark in Beschlag nehmen durfte. Bekanntlich hatte die Dibag zwei Gebäude an der Daimlerstraße errichten. Ein mit gut 70 Millionen Euro sehr teurer, aber für die Zukunft der Bank wichtiger Schritt. Denn hier wurden sechs Verwaltungsbereiche wie etwa Rechnungswesen, Controlling und Marketing, die zuvor in dem riesigen Geschäftsgebiet verteilt gearbeitet hatten, an einen Standort zusammengelegt.

Erneut Mitgliederzuwachs

Die Attraktivität des genossenschaftlichen Geschäftsmodells zeigte sich auch in der Entwicklung der Mitgliederzahlen: die Zahl stieg 2019 auf mittlerweile 176 435 Bankiers (plus 1,7 Prozent), wie die Volksbank Stuttgart ihre Mitglieder aufgrund deren Teilhaberschaft an der Bank nennt. Damit steht sie bei den Mitgliederzahlen weiterhin an erster Stelle unter den Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg.

Doch die Herausforderungen werden künftig nicht geringer: Neben den Belastungen aus Negativzinsen sieht Stefan Zeidler vor allem die voranschreitende Digitalisierung des Bankgeschäftes als Treiber von Veränderungen. Darauf würde man sich nicht nur als genossenschaftliche Finanzgruppe, sondern auch individuell als Volksbank Stuttgart einstellen. „Wir müssen uns jedoch nicht neu erfinden, sondern an veränderte Gegebenheiten – sprich den Kundenbedürfnissen – orientieren“, betont der Vorstandsvorsitzende. Dazu gehöre auch, dass das Filialnetz samt Öffnungszeiten angepasst werden müssen. Aus diesem Grund wurden sämtliche Standorte – was die Kundenfrequenz angeht – unter die Lupe genommen und was Öffnungszeiten angeht angepasst. Ein wichtiger Faktor sei hierbei laut Zeidler das zentrale Kundendialog-Center mit seinen 51 Mitarbeitern. „Dadurch können wir auch Standorte mit geringerer Kundenfrequenz wirtschaftlich betreiben“, so Stefan Zeidler. An zehn Standorten sei dies aber auch in dieser Form nicht mehr möglich; sieben davon sind seit Freitag nur noch eine SB-Filiale ohne Schalter, auch der Standort Obere Ziegelei in Bad Cannstatt.

„Wir bleiben weiterhin in der Fläche präsent“, betonte der Vorstandsvorsitzende die regionale Nähe der Bank zu ihren Kunden. Noch in diesem Jahr geht deshalb die „Mobile Volksbankfiliale“ auf Tour. Dabei handelt es sich um einen rund 200 000 Euro teuren umgebauten Kleinlaster, der nicht nur mit einem SB-Schalter ausgestattet ist, sondern auch über ein kleines Büro verfügt, in dem Beratungsgespräche geführt werden können. Ob die „Mobile Bankfiliale“, die im Neckarpark stationiert ist, auch in den Neckarvororten – etwa in Rohracker oder Sommerrain – eingesetzt werden, steht noch nicht fest.