Am Gebäude in der Rommelstraße nagt der Zahn der Zeit. Foto: Schumacher

Der Bezirksbeirat will das ehemalige Offizierscasino in der Rommelstraße nicht länger verfallen lassen. Das Gebäude wurde 2016 von privaten Eigentümern erworben.

Bad Cannstatt - Vor etwa vier Jahren wurde das ehemalige Offizierscasino in der Rommelstraße im Stadtteil Hallschlag an einen privaten Eigentümer verkauft, der wegen des Datenschutzes nicht genannt werden kann. Passiert ist seither nicht viel. Das Gebäude steht nach wie vor leer, der Zahn der Zeit nagt allmählich an der Substanz: Pflanzen beginnen, die Fassade zu überwuchern, Fensterscheiben wurden eingeworfen, der Eingang mit Graffiti beschmiert. Auch die Fassade weist laut Exposé an einigen Stellen – vor allem im Untergeschoss – Schäden durch Risse auf. 2015 wurden deshalb umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, die ergeben haben, dass sich das Gebäude um mehrere Zentimeter abgesenkt hat.

Dieser Zustand stört die Cannstatter Bezirksbeiräte. Das Gebäude sei „der Witterung und damit dem Verfall durch offene Fenster, Löcher im Dach und manchmal auch offener Eingangstür dem Vandalismus freigegeben“, steht in einem Antrag der SPD-Fraktion, dem einstimmig zugestimmt wurde. So dürfe man nicht mit Kulturgut umgehen. Das Gremium fordert daher, dass die Verwaltung beim neuen Eigentümer zeitnah in Erfahrung bringt, „was mit dem Objekt geplant ist und in welchem Zeitrahmen diese Pläne umgesetzt werden sollen“. Genutzt wird das ehemalige Offizierscasino gegenüber dem Römerkastell schon viele Jahre nicht mehr. Dabei stehen auf vier Stockwerken etwa 20 Räume, mit zirka 1185 Quadratmeter Nutz- und knapp 3000 Quadratmeter Grundstücksfläche sowie 13 Parkplätze zur Verfügung.

Die neuen Besitzer haben das Gebäude im Jahr 2016 erworben. Zuvor wurde es der Stadt zwei Mal erfolglos für 1,5 Millionen Euro angeboten. Die Stadt Stuttgart, vertreten durch den damaligen Ersten Bürgermeister Michael Föll (CDU), habe trotz mehrfachen Angebots seitens der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die den Verkauf geregelt hatte, auf den Kauf verzichtet, monieren die Antragssteller. Die Ablehnung begründete die Stadtverwaltung damals unter anderem mit den hohen Kosten, die für eine Sanierung angefallen wären.

Besonders ärgerlich sei in diesem Zusammenhang gewesen, „dass der Gemeinderat damals in dieser Frage nicht informiert wurde, auch wenn dies ‚formal korrekt’ durch Herrn Föll gewesen war“, schreiben die Antragssteller. Über die Verkaufsdetails sei Stillschweigen mit der BIMA vereinbart worden. Für diese Entscheidung und die Vorgehensweise hagelte es in der Vergangenheit immer wieder massive Kritik vonseiten der Gemeinderatsfraktionen.

Das Gebäude wurde im Jahr 1910 als Offizierscasino der benachbarten Reiterkaserne gebaut. Die ehemalige sogenannte Speiseanstalt der angrenzenden Dragoner-Kaserne wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Verwaltungs- und Bürogebäude für Militär sowie verschiedene Bundes- und Landesstellen genutzt. Seit Ende des Jahres 2012 steht das Haus allerdings leer.

Das ehemalige Offizierscasino ist als Teil der Reiterkaserne ein Kulturdenkmal und steht unter Denkmalschutz. Aus diesem Grund müssen alle baulichen Änderungen amtlich genehmigt werden.