Von Edgar Rehberger

Am vergangenen Freitag endete das Bieterverfahren zum ehemaligen Offizierskasino in der Rommelstraße 4. Das Mindestgebot für das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1910 stand bei 1,5 Millionen Euro. Nicht unter den Bietern war die Stadt Stuttgart - trotz eines Dringlichkeitsantrages der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/Plus im Gemeinderat.

Die Fraktionsgemeinschaft hatte just am Mittwoch noch den Antrag gestellt, die Stadt solle das von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) angebotene Grundstück erwerben. Dann solle geprüft werden, welche kulturelle oder soziale Nutzung (kommunales Filmhaus, Begegnungsstätte) möglich sei oder gegebenenfalls Wohnraum schaffen. Auch SPD und Grüne sprachen sich für eine Kaufprüfung aus. Es wurde angeboten, eine Fristverlängerung beim Bund, dem Besitzer der Liegenschaft, zu beantragen, innerhalb derer die Verwaltung Nutzungsmöglichkeiten prüfen und ein Wertgutachten erstellen könne. „Das ist eine Absichtserklärung“, stellte Thomas Adler, einer der beiden Fraktionsvorsitzenden von SÖS/Linke/Plus, fest. „Die Stadt übernimmt Verantwortung für ein Kulturdenkmal.“

Die Bima gab zum Thema Fristverlängerung keine Stellungnahme ab. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir uns nicht zum laufenden Verfahren äußern“, wird mitgeteilt. Bestätigt wird nur, dass das Bieterverfahren am vergangenen Freitag endete. Dem Vernehmen nach wurde eine Fristverlängerung abgelehnt. Bereits zwei Mal hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Liegenschaft in der Rommelstraße der Stadt angeboten - ohne Erfolg. „Davon hat die Öffentlichkeit nichts erfahren“, so Adler. „Es wird höchste Zeit, dass Bürgermeister Föll den künftig Gemeinderat über solche Angebote informiert.“ Die Geheimhaltungspolitik von Michael Föll sei falsch gewesen, ergänzte der zweite Fraktionsvorsitzende Hannes Rockenbauch. „Der Gemeinderat sollte bei solchen Fragen die Hosen anhaben und darf dies nicht als verwaltungsinterne Angelegenheit behandeln.“

Das Gebäude verfügt über vier Stockwerke mit 19 Räumen, steht auf einem knapp 3000 Quadratmetzer großen Grundstück mit 1185 Quadratmetern Nutzfläche. Gebäude und Grundstück stehen unter Denkmalschutz, die Liegenschaft läuft als Kulturdenkmal. Seit Ende 2012 steht das Gebäude leer. Es wurde 1910 als Offiziersspeiseanstalt der angrenzenden Dragoner-Kaserne errichtet, diente nach den Zweiten Weltkrieg als Verwaltungs- und Bürogebäude für Militär sowie verschiedene Bundes- und Landesstellen. Das Gebäude weist laut Exposé zur Ausschreibung Schäden durch Risse auf. Sie konzentrieren sich vor allem auf das Untergeschoss und nehmen über das Erdgeschoss nach oben hin weitgehend ab. 2015 wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Sie ergaben, dass sich das Gebäude um mehrere Zentimeter abgesenkt hat.