Razzia gegen „Reichsbürger“: Leute wie „Prinz“ Heinrich XIII. (im bürgerlichen Sakko) gibt es auch in Österreich. Foto: dpa/Boris Roessler

Österreich leidet an einer importierten Plage: preußischen „Reichsbürgern“. Sie hatte eine Razzia am Mittwoch im Visier. Gegen 41 der „Staatsverweigerer“ wird ermittelt. Vor kurzem wurde ein solcher zu 24 Monaten Haft verurteilt.

Eigentlich grenzt es in Österreich schon an eine Beleidigung, sich wie ein Piefke aufzuführen. So nennen unsere Nachbarn hochnäsige Deutsche, die in Bayern als „Preißn“ beschimpft werden. Wer in Österreich wiederum behauptet, er lebe in Preußen, macht sich strafbar. Deshalb wird jetzt gegen 41 solcher eingebildeten Exilpreußen ermittelt.

Am Mittwoch gab es dazu eine Razzia in fünf der neun österreichischen Bundesländer mit Schwerpunkt in Kärnten, wo das Denken mit Rechtsdrall eine unselige Tradition hat. Ziel war eine Gruppe, die der Österreichische Rundfunk „Staatsverweigerer“ nennt, die selbst aber unter dem Titel „Bundesstaat Preußen“ auftritt. Diese Leute unterhalten offenbar nicht nur Kontakte zur Szene der deutschen „Reichsbürger“, es scheint sich um einen Export der irren Idee zu handeln, die letzten Jahrzehnte der Geschichte ließen sich schlichtweg ausblenden. Der „Bundesstaat Preußen“ hat tatsächlich einmal existiert, er war Teil des Deutschen Kaiserreichs, ging mit diesem aber im Ersten Weltkrieg unter. Da hilft es auch nichts, den Preußenadler zu digitalisieren. Tatsächlich kamen die Preußen Österreich nie wesentlich näher als in der Schlacht bei Königgrätz anno 1866. Das böhmische Städtchen (heute: Hradec Králové) liegt aber knapp 300 Kilometer vor den Toren Wiens.

Die preußisch etikettierten Österreichsbürger besitzen auch einen eigenen „Reichsanzeiger“, aus dem die Behörden außer dem Wappen aber fast alles gelöscht haben. Zu lesen ist da noch, dass die Herrschaften „nur vier eigenständige Völkerrechtssubjekte“ anerkennen: das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, den Heiligen Stuhl, den Malteser Ritterorden und eben Preußen. Und was ist mit der k. u. k. Doppelmonarchie?