Sie tanzen und geben alles: Frl.Wommy Wonder und Schwester Bärbel bei der Premiere von „Hereinspaziert“ im Theaterhaus. Foto: engelhard-photography-/ENGELHARD

Seit 39 Jahren steht Frl. Wommy Wonder auf der Bühne – und feuert die Pointen immer noch schneller ab. Bei der Premiere der Sommershow im Theaterhaus erweist sich die Travestielady als unberechenbar. Die Fans feiern sie mit Standing Ovations.

Warum denn in den Urlaub fahren, sich am Strand langweiligen, in überfüllten Zügen hocken? Frl. Wommy Wonder hat Besseres vor! Da Stuttgart jeden Ferienort toppt, die Travestielady am liebsten auf der Bühne ihre Batterien auflädt und dort am besten dem Alltag entfliehen kann, tobt sie sich als goldene Stimme vom Pragsattel für drei Wochen im Theaterhaus aus. In der kulturell schwierigen Zeit, wenn der Biergarten lockt, wenn viele in die Ferne ausgeflogen sind, ist’s ein hartes Unterfangen. Doch ein Stuttgarter Sommer ohne wuchtige Wommy-Wonnen ist möglich, aber sinnlos.

„Hereinspaziert“ – so heißt die Show, die am Donnerstagabend im T 3 Premiere gefeiert hat (im Publikum: bekannte Gesichter der Stuttgarter Kulturszene). Das Hereinspazieren lohnt in diesem Sommer besonders. Denn die hochgewachsene Maestra des Wortwitzes erweist sich als unberechenbar.

Wenn die Alarmsirene anschlägt

Die Pointendichte ist enorm. Großartig ist aber auch ein Alarmmelder, der angeht, wenn’s nicht politisch korrekt ist. Zu brav, zu einwandfrei wär’ ja auch viel zu langweilig. Als Wommy sagt, ihr Sekt sei warm, meint Schwester Bärbel, das passe doch zu ihr. Und schon geht die Sirene an! „Homophob“ sei diese Äußerung, ruft’s wütend aus dem Off.

Wommy entgegnet, sie fühle sich aber gar nicht beleidigt. Darauf die tiefe Stimme aus der Regie: Unglaublich, dass sie nicht mal kapiere, wenn man sie beleidigt.

Der Alarmmelder müsste bereits beim Namen der Künstlerin anschlagen. Geht er aber nicht! Stammt der veraltete Begriff Fräulein, der seit 39 Jahren fester Bestandteil bei Wommys Auftritten ist, nicht aus einer Zeit, als Frauen unterdrückt wurden?

Mit Elfriede Schäuffele (in Bestform!) langt die Wonder heftig zu. Als eine Barbekanntschaft sagt, er suche nichts Festes, bekommt dieser zu hören: „Dann werden dir meine Schenkel gefallen.“ Das Lebensmotto des schwäbischen Travestiewunders ist auch nicht schlecht: „Wenn jemand mit Steinen nach mir wirft, werf ich Blumen zurück – aber mit dem ganzen Topf dran.“ Als Vegetarierin gebe es bei ihr nur dann Fleisch, „wenn ein Kerl dranhängt“. Rutscht der Travestiekünstler Michael Panzer in seinen beiden Frauenrollen mal unter die Gürtellinie, findet er rasch hoch zurück zum Hirn. So ist der Wechsel in der Show immer wieder überraschend, herzergreifend, äußerst lustig, mitunter poetisch gar. „Hereinspaziert“ bietet also alles, was ein guter Sommer braucht.

Gespielt wird bis zum 20. August. Karten für die Wommy-Show „Hereinspaziert“ gibt es im Netz unter: https://theaterhaus.reservix.de/events