Plötzlich kostet das Würstchen fast doppelt so viel. Foto: dpa/Oliver Berg

Die Aktion des Discounters Penny, für neun Produkte die „wahren Preise“ zu verlangen, wird begrüßt, zieht aber auch Kritik auf sich.

Viele Lebensmittel sind eigentlich zu billig. Denn die bei ihrer Produktion entstehenden Umweltschäden finden im Preis keinen Niederschlag. Darauf macht in dieser Woche der Discounter Penny aufmerksam, indem er für neun seiner mehr als 3000 Produkte die „wahren Preise“ verlangt. Umwelt- und Verbraucherschützer sehen in der Aktion aber nur einen ersten Schritt und verlangen von Politik, Industrie und Handel weitergehende Maßnahmen. Es gab aber auch deutliche Kritik.

Greenpeace lobte: „Die wahren Preise bei Penny machen anschaulich, dass viele Nahrungsmittel ohne Rücksicht auf Umwelt und Klima erzeugt werden.“ Doch reiche dies nicht aus. „Der Aktion im Supermarkt müssen endlich grundlegende Maßnahmen folgen. Die Supermarktketten sind dabei ebenso in der Pflicht wie die Bundesregierung“, so der Landwirtschaftsexperte der Umweltorganisation, Matthias Lambrecht. Greenpeace schätzt die Umwelt- und Klimaschäden durch die Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten in Deutschland auf rund sechs Milliarden Euro im Jahr.

Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel abschaffen

Um dies zu ändern, plädiert die Organisation dafür, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel abzuschaffen. Parallel könne die Mehrwertsteuer auf Fleisch und Milchprodukte, deren Produktion wesentlich umweltbelastender sei als die von Obst und Gemüse, kräftig erhöht werden.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bundesverband der Verbraucherzentralen fordern, das Problem der verdeckten Umweltkosten bei der Lebensmittelproduktion müsse endlich konsequent angegangen werden. „Wir halten es für notwendig, dass Produkte zu Preisen verkauft werden, die deutlich näher an ihrem wahren Preis liegen“, erklärte der BUND. Dabei müsse jedoch zwingend ein sozialpolitischer Ausgleich für finanziell schwächer gestellte Menschen stattfinden, betonte der Verband.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) sieht die Politik in der Pflicht: Sie müsse höhere gesetzliche Standards für eine umwelt- und tiergerechte Lebensmittelproduktion durchsetzen. Gleichzeitig müsse es ihr aber gelingen, die Preissteigerungen bei Lebensmitteln für die Menschen finanziell abzufedern.

Auch Kritik an der Aktion

Der Hintergrund der Diskussion: Seit Montag verlangt der Discounter Penny für neun seiner Produkte eine Woche lang die „wahren Preise“. Die Produkte vom Käse bis zum Wiener Würstchen werden dadurch um bis zu 94 Prozent teurer. Am Montag waren allerdings in der Region Stuttgart aufgrund von Druckschwierigkeiten nicht überall die „wahren Preise“ ausgezeichnet.

Doch gab es auch Kritik an der Aktion. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken: „Die Penny-Aktion zu „wahren Kosten“ ist vor allem ein auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert.“ Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sprach von einem reinen PR-Gag. Tatsächlich drücke der Discounter die Preise für klima- und umweltschädliche Lebensmittel wie Fleisch aufs Minimum.