Verursachten Diskussionen und Streit: Berliner wie diese, allerdings mit spezieller Dekoration versehen Foto: imago/Rüdiger Wölk

Nachdem er im Gemeinderat beherzte Kritik an der AfD geäußert hat, bekommt ein Stadtrat Post – gerichtet gegen seine zwei Adoptivkinder aus Afrika. Inzwischen hat er Strafanzeige gestellt.

Zwei Tage vor Heiligabend holt Herbert Burkhardt, Heilbronner Stadtrat und Sprecher des Freie-Wähler-Stadtverbands, eine Postkarte aus seinem Briefkasten. Darauf prangt ein Text, der zwei seiner Kinder, die er und seine Frau aus Afrika adoptiert haben, auf üble Weise rassistisch beleidigt. Mittlerweile hat Burkhardt Strafanzeige wegen Beleidigung gestellt.

Die Karte ist der Fortgang mehrerer Ereignisse, die bundesweit Schlagzeilen machten und ihren Anfang in der Faschingszeit 2023 nahmen: Vor knapp einem Jahr hatte ein Bäcker aus dem Landkreis Heilbronn seine Faschingskrapfen, sogenannte Berliner, anlassbezogen dekoriert. Nach Ansicht einer Kundin waren dabei verwendete Deko-Elemente von „schwarzen Menschen mit Knochenkette und Bastrock aus kolonialistischen Zeiten“ herabwürdigend. Sie brachte ihre Beschwerde vor die Antidiskriminierungsstelle (Adi) der Stadt Heilbronn, die daraufhin eine Rüge aussprach. Der folgende Shitstorm war bald bundesweit in den Medien und bei Social Media, richtete sich aber nicht gegen den Bäcker, sondern gegen die Heilbronner Adi und deren Leiterin Mirjam Sperrfechter. Diese hat seither einen schweren Stand, ungeachtet der Tatsache, dass die Adi nie von sich aus, sondern nur auf Beschwerden von außen agieren kann und darf.

Antidiskriminierungsstelle in der Kritik

Ein Antrag im Stadtrat vor Weihnachten, eingebracht von CDU, FDP, AfD und dem Verein „pro Heilbronn“, forderte die Streichung des 10 000-Euro-Zuschusses der Stadt für die Antidiskriminierungsstelle, welche sich durch Stadt und Landkreis (je 10 000 Euro), durch das Land (40 000 Euro) und ihren Träger, den Stadt- und Kreisjugendring (3000 Euro), finanziert.

Die Diskussion verlief kontrovers, die Adi wurde etwa als selbst ernannte und selbstherrliche Tugendwächterin bezeichnet. Vollends heftig aber wurde es, als sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Rainer Hinderer und mehr noch Herbert Burkhardt mit deutlichen Worten gegen die AfD wandten. Die Zuschuss-Streichung fand letztlich keine Mehrheit. Oberbürgermeister Harry Mergel appellierte, die Verlässlichkeit der Stadt gegenüber ihren Partnern nicht infrage zu stellen. Drei Tage später holte Burkhardt die besagte Karte aus dem Briefkasten.

„Wegen Beleidigung gegen die unbekannte Person, die mich mit dem Inhalt der beigefügten Postkarte im Rahmen meiner ehrenamtlichen Funktion als Stadtrat beleidigt hat“ und wegen „aller sonstigen möglichen rechtlichen Straftatbestände gegen den oder die Schreiber/in“ hat Burkhardt Strafanzeige gestellt, unter Verweis auf seine Kinder, die im Alltag immer wieder Rassismus erlebten. Man nehme den Vorfall sehr ernst, teilt die Heilbronner Polizei mit.