Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger würdigt den verstorbenen Papst. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Trauer um den „deutschen Papst“ und prägenden Charakter für die katholische Kirche – in die Würdigungen mischen sich im Land aber auch kritische Töne.

Der Südwesten trauert um den verstorbenen Papst Benedikt XVI.: Die Bischöfe im Land würdigten ihn als „deutschen Papst“ und prägend für die katholische Kirche. Für den Freiburger Erzbischof Stephan Burger war Benedikts Pontifikat geprägt durch geistige Brillanz und Klarheit des Theologieprofessors sowie durch Warmherzigkeit und fromme Tiefe. Bei aller Trauer dürften aber auch die schmerzlichen Ereignisse im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen und -tätern nicht ausgeblendet werden, die Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising betreffen, so Burger. Als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst habe er klare Maßstäbe in der Aufarbeitung gesetzt.

Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst würdigte den verstorbenen Benedikt als Mann, der die katholische Kirche nachhaltig geprägt habe. Zwei Sätze aus dem Vermächtnis von Benedikt XVI. sind für ihn heute besonders bedenkenswert: „Am Anfang steht nicht die Lehre, sondern die Person Jesus von Nazareth.“ In einem Brief an die irische Kirche zum dortigen Missbrauchsskandal im Jahr 2010 habe er zudem darauf hingewiesen: „Wir brauchen eine neue Vision, um zukünftige Generationen zu inspirieren, das Geschenk unseres gemeinsamen Glaubens zu schätzen.“

„Sein Leben hat er der Kirche gewidmet“

Der Freiburger Verlag Herder erinnert sich an Benedikt als „Papst der Bücher“. Wie kein anderer Papst stehe Benedikt XVI. für ein Christsein, in dem Inhalt zähle. Joseph Ratzinger habe 1956 seinen ersten Verlagsvertrag mit dem Verlag Herder abgeschlossen. Mit mehr als 60 Publikationen sei er einer der langjährigsten und prägendsten Autoren des Verlags, so Verleger Manuel Herder. Die CDU-Baden-Württemberg twitterte: „Sein Leben hat er der Kirche gewidmet. Ruhe in Frieden, Papst.“

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Samstagmorgen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan gestorben. Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayern hatte sich zuletzt verschlechtert. Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren.

Amtszeit von Missbrauchsskandalen überschattet

In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Die anfängliche Begeisterung der Deutschen schwand. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchsskandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.

2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor.

Benedikt war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising gewesen.