Die Löwen zählen in der Wilhelma zu den bedrohten, aber auch bedrohlichen Tieren. Foto: Iris Frey

Spannung pur gibt es im Stuttgarter zoologisch-botanischen Garten tagtäglich zu erleben. Denn in der Wilhelma leben bedrohte, aber auch für den Menschen bedrohliche Tiere.

Nicht jedem ist sofort klar, dass es in der Wilhelma auch einige sehr gefährliche Tiere gibt. Immerhin leben hier rund 11 000 Tiere aus aller Welt auf insgesamt 30 Hektar Fläche. Unter den 1200 Tierarten in den 17 Revieren gibt es also auch bedrohliche Tiere, deren Art jedoch wichtig für die Tier- und Pflanzenwelt ist und die vor dem Aussterben bewahrt werden müssen. Wir zeigen die sechs gefährlichsten Tiere und erklären, was sie für Menschen so bedrohlich macht.

Leistenkrokodil – mit riesiger Bisskraft

Frederick – das Leistenkrokodil in der Wilhelma. Foto: Iris Frey

Das gefährlichste Tier in der Wilhelma heißt Frederick. Es ist das größte Krokodil in Deutschland und, wie Direktor Thomas Kölpin erklärt, ein „Großsäugerfresser“, es kann also auch Menschen fressen. Natürliche Vorkommen dieser Krokodilart gibt es in Nordaustralien, Indonesien und Indien. Frederick in der Wilhelma ist an seiner dunklen Hautfarbe erkennbar und misst laut Zoo 4,35 Meter in der Länge. Der Rekordhalter ist im übrigen auch ein ganz schönes Schwergewicht, weil er rund 600 Kilogramm auf die Waage bringt. Das Gefährliche: Leistenkrokodile können sehr lange unter Wasser bleiben, bis zu zwei Stunden, dann plötzlich auftauchen und ihre Beute schnappen. Sie haben einen enormen Kieferdruck. Ein Leistenkrokodil kann nach Angaben von Wikipedia mit einer Kraft von etwa 40 Kilonewton (4,08 Tonnen) zubeißen.

Jaguar – keine Angst vorm Menschen

Der Jaguar ist eine gefährliche Katze. /Lisa-Marie Grimmer

Der Jaguar zählt zur Familie der Katzen, darf aber nicht unterschätzt werden in seiner Gefährlichkeit. „Er ist sehr selbstbewusst. Er hat keine Angst vor dem menschlichen Gesicht. Das ist das Entscheidende“, sagt Kölpin. Der Löwe hat Angst, der Tiger auch. Aber der Jaguar greift den Menschen trotzdem an. Er kann mit einem einzigen Sprung seine Beute töten. Jaguare leben ursprünglich in Süd- und Mittelamerika. Sie sind bis zu 70 Kilogramm schwer. Sie haben eine große Reißkraft und der Jaguar frisst alles, was er töten kann. Die IUCN (International Union for Conservation of Natur und Natural Resources) führt die Großkatze in der Roten Liste als „potenziell gefährdet“.

In der Wilhelma lebt seit 2019 das Jaguar-Weibchen Taima aus Ungarn. Der dreijährige Kater Milagro ist aus einem Zoo in Salzburg zwei Jahre später, nämlich im Dezember 2021, dazugekommen. In Amerika sind Jaguare übrigens die größten Raubkatzen des Kontinents.

Gabunviper – mit dem längsten Giftzahn der Welt

Die Gabunviper hat den längsten Giftzahn der Welt. /Lisa-Marie Grimmer

Die Gabunviper zählt ebenfalls zu den gefährlichsten Tieren, nicht nur im Zoo. „Es ist eine Schlange, die den längsten Giftzahn der Welt hat“, berichtet Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. Und diesen Zahn kann sie ausklappen. Sie hat sehr große Giftdrüsen. Die Schlange sondert ein gewebezerstörendes Gift ab, das extrem starke Schwellungen hervorruft, innere Blutungen verursacht und am Ende zu Nierenversagen führen kann. Bei einem Biss ohne Gegengift müssen gegebenenfalls Hand, Arme und Beine amputiert werden. Die Pfleger in der Wilhelma sind äußerst vorsichtig beim Umgang mit dieser Schlange, die gerne Mäuse und Ratten frisst.

Brillenschlange – kann den Atem lähmen

Die Brillenschlange Naja Naja Naja ist extrem gefährlich. /Andreas Heilgeist

Noch eine Schlange ist extrem gefährlich: die Brillenschlange, welche auch Südasiatische Kobra, Indische Kobra oder kurz Kobra genannt wird. Wer mit den Exoten umgeht, muss sehr aufmerksam sein. Das wusste schon der legendäre Tierpfleger Harry Aberle, der sich jahrzehntelang in der Wilhelma um die Tiere gekümmert hat, von den Reptilien fasziniert war und sie den Besuchern gerne gezeigt hat. Die Brillenschlange gibt es in Südasien und Indien. Dort lebt sie in feuchten Gebieten wie Flussbetten und Reisfeldern. Sie ist tagsüber und in der Dämmerung aktiv und jagt vorwiegend nachts. Das Gift der Natter wirkt auf das zentrale Nervensystem und führt meist zu Atemlähmung oder Herzstillstand. Wenn die Schlange richtig zubeißt, werden bis zu 200 Milligramm Gift injiziert. Allein 20 Milligramm reichen aus, um einen Menschen zu töten. Übrigens heißt sie Brillenschlange, weil sie auf ihrem Halsschild eine Markierung hat, die einer Brille gleicht. Wenn sie sich aufrichtet, ist dieses Schild gut zu sehen. Es soll die Feinde einschüchtern.

Löwen – mit gefährlichen Zähnen

Auch die Löwen sind bedrohlich. Foto: Wilhelma Stuttgart

Auch die Löwen sind gefährliche Tiere, nicht nur wegen ihres Gewichts von weit mehr als hundert Kilogramm, sondern auch wegen ihrer Zähne, mit denen sie ihre Beute zerfleischen können. In der Wilhelma leben Kajal und Shapur. „Beiden geht es gut“, sagt der Zoodirektor. Kajal war kürzlich in der Klinik, wie die Wilhelma auf Instagram berichtete:

Von den asiatischen Löwen gibt es weltweit nur noch 500. Ursprünglich war die Tierart bis nach Südosteuropa verbreitet sowie in den Mittleren und Nahen Osten. Heute kommen Löwen in freier Wildbahn noch in Indien und auf der Halbinsel Kathiawar vor.

Der asiatische Löwe lebt normalerweise in Rudeln. Die Tiere jagen meist bei Dunkelheit, sie fressen Hirsche, Gazellen, Antilopen oder auch Aas.

Die Klapperschlange – erst klappern, dann zubeißen

Die Klapperschlange klappert mit dem Schwanz. Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Klapperschlange – noch ein Reptil – zählt auch zu den gefährlichen Tieren der Wilhelma. Sie gehören zur Gattung der Grubenottern und können bis zu zwei Meter lang werden. Das Gift von Klapperschlangen schädigt das Gewebe um den Biss herum. Es verursacht Veränderungen von Blutzellen und verhindert die Blutgerinnung. Deshalb tritt das Blut aus den Blutgefäßen aus. Klapperschlangen greifen an, wenn sie gereizt werden.

Ihr Name rührt daher, dass sie mit der Schwanzklapper rasselt und so ihre potenziellen Angreifer warnt. Ursprünglich leben Klapperschlangen in Amerika, vor allem in Mexiko, sie kommen in der Savanne, Steppe, Halbwüste und Wüste vor. Übrigens werden sie mit ihren gefährlichen Fangzähnen geboren und sind von Geburt an giftig. Klapperschlangen fressen Mäuse, Ratten und Kaninchen.