Von 1982 bis 2018 war Hans-Hagen Bremer Frankreich-Korrespondent. Foto: privat

Hans-Hagen Bremer, der für die Leserinnen und Leser der Stuttgarter Zeitung mehr als 20 Jahre aus Frankreich berichtet hat, ist gestorben.

Wer als Zeitungsleser das Idealbild eines Auslandskorrespondenten im Kopf hat, der kommt vermutlich ziemlich nahe bei Hans-Hagen Bremer heraus: Er war belesen, eloquent, ein brillanter Schreiber und unabhängig in jede Richtung. Für die Leserinnen und Leser der Stuttgarter Zeitung (und anderer Titel wie der „Frankfurter Rundschau“) berichtete Bremer über mehr als 20 Jahre von 1982 bis 2004 aus Frankreich, für andere Medien sogar noch bis 2018. Ob über die Verstaatlichungen in der Präsidentschaft François Mitterrands oder die Privatisierungen unter Präsident Jacques Chirac, das Auf und Ab der deutsch-französischen Beziehungen oder die Jugendkrawalle in den Vorstädten, die Einführung des Euro oder die großen Streiks gegen die Anhebung des Renteneintrittsalters – Bremers Beiträge deckten das komplette politische und gesellschaftliche Spektrum Frankreichs ab.

Vorgefertigte Meinungen waren im ein Graus

Wer seine Artikel las, hatte etwas gelernt, ohne belehrt worden zu sein. Das lag unter anderem daran, dass er sich vor schnellen Urteilen hütete und sich aus seinem Büro in der Pariser Rue Saint Honoré – in dem Haus, in dem einst der Oberjakobiner Robespierre lebte – meist selbst zum Ort des Geschehens bewegte, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen. Vorgefertigte Meinungen waren ihm ein Graus. Wenn er dann schrieb, war es kenntnisreich, hintergründig, ernsthaft und geradeheraus – so wie er selbst.

Erste journalistische Schritte beim SFB

Bremer ist in Hessen aufgewachsen. Vor seiner Zeit in Paris hatte er als Europa- und Nato-Korrespondent in Brüssel für den WDR und „Die Zeit“ gearbeitet. Entsandt worden war er dorthin vom Sender Freies Berlin (SFB), bei dem er auch nach seinem Studium 1971 seine ersten journalistischen Schritte machte. Auf eine andere Stelle bewerben musste sich der Journalist Bremer freilich nie – stets wurde er gefragt, ob er sich auch eine neue Aufgabe vorstellen könne. Mitunter – nicht immer – konnte er. Sein beruflicher Erfolg stieg ihm jedoch nie zu Kopf. Wer ihn traf, der begegnete einem hilfsbereiten, offenen, witzigen und überaus höflichen Menschen.

Hans-Hagen Bremer, der auch nach Ende seiner aktiven journalistischen Zeit in Frankreich blieb, starb vergangenen Freitag im Alter von 83 Jahren nach schwerer Krankheit. Er hinterlässt seine Frau und eine erwachsene Tochter.