Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW: „Das ganze Vorhaben ist schon jetzt ein Desaster.“ Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wo bleiben die Härtefallhilfen des Bundes für kleinere und mittlere Betriebe? Mittelstand und Handwerk in Baden-Württemberg sind verärgert. Immerhin kann das Land mit eigenen Förderprogrammen punkten.

Die Wirtschaft dringt weiter auf die Härtefallhilfen, die als Überbrückung dienen sollen, bis Gas- und Strompreisbremse greifen – und sieht nach der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz das Land in der Pflicht. Unverschuldet in Not geratene Betriebe bräuchten schnelle, direkte Zuschüsse, um ihren Fortbestand zu sichern, sagte Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW, unserer Zeitung. „Es ist nicht akzeptabel, dass Handwerk und Mittelstand nach Monaten des Vertröstet-Werdens kurz vor Weihnachten immer noch im Wartesaal der Politik sitzen.“ Der Bund mache sich einen schlanken Fuß, und die Länder hätten noch keine gemeinsame Linie gefunden. „Das Vorhaben ist schon jetzt ein Desaster.“ Er hoffe, dass zumindest das Wirtschaftsministerium des Landes über den Jahreswechsel ein pragmatisches Verfahren entwickle.

Krisenberatung Energiekostenentlastung ist „gut gestartet“

Ein Ministeriumssprecher sagte, dazu gebe es keinen neuen Stand. Das Land hatte Ende November aber eigene Programme zur Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen, Soloselbstständigen und Freiberuflern initiiert. Die „Krisenberatung Energiekostenentlastung“ sei „gut gestartet“, so der Sprecher. Täglich gingen vier bis fünf Anfragen nach kostenfreien Beratungstagen bei den Beratungsorganisationen ein. Gut 20 Anträge seien bewilligt worden, etwa 40 weitere Anträge würden geprüft, drei seien abgelehnt worden. Im Januar werde die Nachfrage vor allem aus der Metallbranche, den Unternehmensdienstleistungen und dem Gastgewerbe wohl stark anziehen.

Förderprogramm „Liquiditätskredit (Plus)“ soll rasch helfen

Das Förderprogramm „Liquiditätskredit (Plus)“ soll mit Zinsverbilligung und Tilgungszuschüssen rasch helfen. Zu dem bis Ende März 2023 befristeten Angebot erreichen die L-Bank täglich zwischen vier und sechs Anträge. Bisher liegen dort rund 35 Anträge auf einen Liquiditätskredit im Gesamtvolumen von gut elf Millionen Euro vor – davon 13 mit Tilgungszuschuss in Höhe von gut 600 000 Euro. In diesen Tagen erfolgen die ersten Bewilligungen der L-Bank.