Felicitas Schwarzhaupt will nach ihrem Abitur Medizin studieren. Foto: /Simon Granville

Was leisten die kirchlichen Dienste? Felicitas Schwarzhaupt, Schülerin aus Leonberg, beschäftigte sich für einen Wettbewerb mit der Rolle der christlichen Seelsorge im Krankenhaus. Dafür hat sie den ersten Preis gewonnen. Was sind ihre Erkenntnisse?

Als die Leonberger Schülerin Felicitas Schwarzhaupt den Brief öffnet, muss sie zwei Mal hinschauen. „Der Überraschungsmoment, war enorm groß“, erzählt die 18-Jährige, die die Kursstufe zwei des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Leonberg besucht. Der Inhalt: Schwarzhaupt hat den ersten Preis beim landesweiten Schülerwettbewerb „Christentum und Kultur“ gewonnen. Ausgezeichnet wurde sie für ihre Arbeit zur christlichen Seelsorge im Krankenhausalltag.

Die katholischen und evangelischen Kirchen in Baden-Württemberg veranstalten seit dem Schuljahr 2003/2004 regelmäßig diesen Wettbewerb. Schüler der Kursstufe des Gymnasiums können eine schriftliche Arbeit, einen Film oder einen künstlerischen Beitrag zu einem Thema ihrer Wahl einreichen. Der Wettbewerb soll laut Organisatoren dazu anregen, sich mit dem Zusammenhang von Religion und Kultur in der Gesellschaft zu beschäftigen und soll zudem „Interesse an religiösen Fragestellungen“ wecken. Ein nicht uneigennütziger Wettbewerb: Den christlichen Kirchen brechen bekanntlich seit Jahren die Mitglieder weg – das gilt für Protestanten wie für Katholiken. Allein im Jahr 2022 traten bundesweit laut der katholisch Deutschen Bischofskonferenz mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche aus. Jugendliche für die Arbeit der Kirchen zu interessieren, bleibt ein wichtiges Anliegen.

Deshalb nahm die Schülerin am Wettbewerb teil

„Christentum und Kultur“ wurde im Religionsunterricht beworben, erinnert sich Felicitas Schwarzhaupt. Sie fand das gleich interessant. Der Beitrag für den Wettbewerb kann eine mündliche Abiturprüfung ersetzen. „Das hat es für mich ebenfalls attraktiv gemacht.“ Außerdem gab ihr das weite Feld des Wettbewerbs die Möglichkeit, sich auf ein Thema zu konzentrieren, dass ihr gefällt.

Und die 18-Jährige interessiert sich besonders für die Arbeit im Krankenhaus, nach ihrem Abitur will sie Medizin studieren. Deshalb wollte sie sich für den Wettbewerb auch mit diesem Bereich beschäftigen. „Ich habe die Schnittstelle von Krankenhaus und Christentum gesucht. Und da bin ich schnell auf die Seelsorge gestoßen.“ In ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigte sie sich schließlich mit der Rolle der Seelsorge als Ergänzung zu den medizinischen Prozessen im Krankenhaus. Dafür bezog sie sich unter anderem auch auf die Erfahrungen von Ansprechpersonen aus dem Diakonie-Klinikum in Stuttgart mit ein.

Warum christliche Seelsorge im Krankenhaus wichtig ist

Ihr Fazit: Christliche Seelsorge im Krankenhaus sei ungeheuer wichtig. „Es ist meine Meinung, dass ein Krankenhaus das unbedingt braucht.“ Der naturwissenschaftliche Bereich der Ärzte und die Seelsorge gehören in der Theorie eigentlich nicht zusammen, erläutert sie. Beides zusammenzubringen, sei eine Herausforderung – aber eine, die sich lohnt. Das Zusammenspiel sei für beide Seiten bereichernd.

„Die Pflege kann sich auf das Medizinische konzentrieren und die Zeit, die ihr fehlt, um mit den Patienten zu reden, kann die Seelsorge ausgleichen“, erläutert Schwarzhaupt. Außerdem könne die Gesellschaft insgesamt von der Seelsorge lernen. „Seelsorge ist Ausdruck von Menschlichkeit. Ihre Art, auf Menschen zuzugehen ohne Vorurteile, ist das was wir brauchen in den jetzigen Krisenzeiten und Zeiten von zunehmendem Hass und Rassismus“, erläutert sie.

Schülerin ist vom eigenen Sieg überrascht

Damit gerechnet, dass sie den Wettbewerb gewinnt, hat Felicitas Schwarzhaupt jedoch nicht. Andere hatten sich auf aktuelle Ereignisse bezogen, der Schülerin selbst erschien ihr Thema recht simpel. Doch die Jury sah das anders: „Die Preisträgerin entwickelte ein weltoffenes und christliches Profil von Seelsorge im Krankenhaus und lotete die konkreten Herausforderungen aus, die zwischen fehlenden klaren Aufgaben und funktionierender Kooperation liegen“, heißt es in der Pressemitteilung zum Wettbewerb. Außerdem lobte die Jury den Praxisbezug ihrer Arbeit.

Die 500 Euro Preisgeld würden erst einmal auf ein Sparkonto wandern. Nach dem Abitur plant sie ein Auslandsjahr in Afrika in einem Krankenhaus in Togo. Aus ihrem Projekt für den Wettbewerb kann sie manches für ihren späteren Traumberuf mitnehmen. „Die Gespräche mit Seelsorgern haben mir gezeigt, dass man trotz der stressigen Arbeit freundlich und herzlich bleiben kann.“