Die Pandemie hat bei manchen Schülerinnen und Schülern tiefe Spuren hinterlassen. Nicht wenige von ihnen leiden bis heute unter den Folgen Foto:  

Manche Kinder und Jugendliche leiden bis heute an den Folgen der Coronapandemie. In Leinfelden-Echterdingen hat eine Schulpsychologin Schülerinnen und Schülern geholfen, diese Zeit zu bewältigen. Nun ist ihre Stelle nicht mehr besetzt.

Die Symptome sind vielfältig. Sie reichen von diffusen Angstgefühlen über Traurigkeit bis hin zu körperlichen Leiden wie Kopfschmerzen, Bauchweh oder Muskelschmerzen. Dahinter können depressive Verstimmungen liegen. „Auch Appetitverlust oder Schlafstörungen können Hinweise sein“, erklärt Christiana Berner. Sie ist die Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle Filder, die vom Kreisdiakonieverband Esslingen getragen wird. Zur Unterstützung der Kinder und Jugendlichen wurde in Leinfelden-Echterdingen vergangenes Jahr eine befristete Stelle für einen Schulpsychologen eingerichtet. Die Stelle ist seit vergangener Woche jedoch nicht mehr besetzt, weil die Stelleninhaberin aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann. Ein Ersatz wird dringend gesucht.

Die Folgen der Pandemie

Seit der Coronapandemie leiden mehr Kinder und Jugendliche an psychischen Problemen als zuvor. Die Bertelsmannstiftung hat im Jahr 2021 Jugendliche zu den Auswirkungen der Pandemie befragt. 68 Prozent der Befragten gaben an, Zukunftsängste zu haben. 60 Prozent beklagten Einsamkeit. Die Zahl der stationären Behandlungen von Kindern und Jugendlichen ist von 2020 auf 2021 rasant angestiegen. Der Kinder- und Jugendreport der DAK zählte einen Anstieg von 27 bis 28 Prozent bei den Zehn- bis 17-Jährigen, die wegen Depressionen stationär behandelt wurden.

Obwohl die Schulschließungen, Kontaktverbote, Tests und Masken der Pandemiezeit bereits einige Monate zurückliegen, scheinen die Nachwirkungen nicht immer rasch abzuklingen. „Die psychischen Folgen von Schulschließungen und Lockdowns machen sich zeitverzögert insbesondere bei vielen Kindern und Jugendlichen bemerkbar“, klagt der Kreisdiakonieverband. Er geht sogar davon aus, dass der Bedarf an psychologischer Unterstützung weiter wächst. „Wir sehen viele Kinder und Jugendliche, deren Vertrauen in die Welt als einen sicheren Ort stark beeinträchtigt ist, die sich zurückziehen, die sich selbst und dem Leben nicht mehr vertrauen können und manchmal ihr Leben und die Zukunft als sinnlos empfinden“, berichtet Christiana Berner.

Beratungsangebot für 3555 Schülerinnen und Schüler

Um den rund 3555 Schülerinnen und Schülern in Leinfelden-Echterdingen bei psychischen Problemen rasch unter die Arme zu greifen, hatte die Stadt Ende 2021 beschlossen, zusammen mit dem Kreisdiakonieverband ein Beratungsangebot für alle zehn Schulen mit einer Vollzeitstelle einer Schulpsychologin zu besetzen. Das Angebot war zunächst bis zum Ende des Schuljahres 2023/2024 befristet. Den betroffenen Kindern und Jugendlichen sollte mit Gesprächen und Workshops zu Themen wie Stressbewältigung, Medienkonsum oder Umgang mit Ängsten geholfen werden. Im Mai 2022 nahm die Schulpsychologin ihre Tätigkeit auf. Allerdings ist sie nun bereits nicht mehr tätig. Wann Ersatz kommt, ist ungewiss.

Ganz alleine werden die Betroffenen freilich nicht gelassen. Schulsozialarbeiter, Vertrauenslehrer oder der schulpsychologische Dienst helfen weiter. Sie können die Probleme der Kinder und Jugendlichen aber nicht allein auffangen. Der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen sieht den Bedarf an psychischer Betreuung weiter als gegeben an. Es wurde ein interfraktioneller Antrag an die Verwaltung gestellt, das Projekt „#stabil – Läuft bei Dir!“, welches die Stelle der Schulpsychologin beinhaltet, fortzuführen. Der Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell betont: „Die Stelle wird so schnell wie möglich wieder ausgeschrieben.“ Die Schulleitungen in Leinfelden-Echterdingen ließen keinen Zweifel daran, dass sie weitere psychologische Unterstützung für die Schulen benötigten. Finanzieren möchte die Stadt die Stelle zunächst für weitere drei Jahre. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass die Stelle trotzdem unbefristet von der Diakonie ausgeschrieben werde.

Kreisdiakonieverband

Mitarbeiter
Etwa 120 haupt- und 100 ehrenamtliche Mitarbeiter des Kreisdiakonieverbandes bieten im Landkreis Esslingen Unterstützung in schwierigen Lebenslagen.

Themen
Die Themen reichen von psychologischer Unterstützung über Schuldnerberatung, Suchtberatung, Sozial- und Lebensberatung bis hin zur Wohnungslosenhilfe. Der Kreisdiakonieverband ist Teil der evangelischen Landeskirche Württemberg.