Für Radfahrer bietet der Flughafentunnel aktuell wenig Platz. Foto: Ines Rudel

Matthias Gastel, Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Filderstadt, kontert die jüngste Kritik der FDP an Verkehrsminister Hermann in Sachen Flughafentunnel. Die Liberalen hätten „null Gestaltungsanspruch“.

Was wird aus dem Straßentunnel unter der Start- und Landebahn des Flughafens zwischen Stuttgart-Plieningen und Filderstadt-Bernhausen? Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) könnte sich vorstellen, den ganz oder zumindest teilweise für den Autoverkehr zu sperren, um dort Radfahrern mehr Platz zu bieten. Seit dem Vorstoß des Ministers reißt die Diskussion nicht ab. Zuletzt kritisierte die FDP im Landtag, dass es an belastbaren Zahlen für das Radverkehrsaufkommen in diesem Bereich fehle.

Gastel berichtet von eigenen Erfahrungen

Rückendeckung erhält Hermann nun von seinem Parteifreund Matthias Gastel. Der Filderstädter ist der bahnpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. „Den Radverkehr gibt es. Wenn ich mit dem Rad auf dem schmalen Weg durch den Tunnel fahre, dann kommt mir bei geschätzt mindestens jeder dritten Fahrt jemand anderes auf dem Fahrrad entgegen oder wartet am anderen Ende, bis der Weg frei ist“, erklärt Gastel. Diese Beobachtung sage „aber so gut wie nichts aus, da viele den Tunnel und leider auch das Radfahren an sich auf dieser Relation vermeiden.“

Gegen die Liberalen teilt Gastel aus. Deren Kritik an fehlenden Zahlen für den Radverkehr sei „halt mal wieder typisch FDP: Sie hat null Gestaltungsanspruch in der Verkehrspolitik. Stattdessen möchte sie auf dem Status Quo verharren“. Es brauche eine Verkehrspolitik, die „die Potenziale des Radverkehrs“ wecke, schreibt Gastel.

Hermanns Amtschef Bernhard Frieß hatte einige Fragen der FDP-Landtagsfraktion zum Stand der Überlegungen beim Flughafentunnel beantwortet. In dem Schreiben des Ministeriums heißt es unter anderem, es lägen keine Zahlen zum Radverkehrsaufkommen für den Tunnel vor. „Eine Erhebung des aktuellen Radverkehrsaufkommens im Flughafentunnel wird auch nicht als zielführend angesehen, da wegen der derzeit nicht attraktiven Führung des Radverkehrs im Flughafentunnel über den vorhandenen ein Meter breiten Hochgehweg der aktuell vorhandene Radverkehr nicht das zu erschließende Potenzial an Radfahrenden abbildet“.

Ministerium verweist auf existierende Studien

Im Landesverkehrsministerium sieht man sich von der FDP zu Unrecht an den Pranger gestellt. Denn in der Antwort von Hermanns Haus wird unter anderem auf die Machbarkeitsstudie „Radschnellweg Filder“ im Auftrag des Landkreises Esslingen vom Januar 2023 verwiesen. Die sehe auf der Nordseite des Flughafens Stuttgart von Degerloch bis zum Flughafen Stuttgart „ein Potenzial von rund 4300 Radfahrenden“ pro Tag. Auf der Südseite des Airportareals sei mit 4800 Radlern zu rechnen. Das passe auch zu einer Machbarkeitsstudie der Landeshauptstadt Stuttgart vom Juni 2020. Die gehe für „den Zulauf von Norden her auf den Flughafentunnel“ für einen Radschnellweg von Stuttgart nach Filderstadt von rund 4800 Radfahrern am Tag aus. Derzeit nutzen täglich rund 16 700 Kraftfahrzeuge den Tunnel.