Stets adrett und höchstprofessionell: In Dänemark ist man stolz auf die neue Königin Mary. Foto: IMAGO/Ritzau Scanpix/IMAGO/Mikkel Berg Pedersen

Sie ist glamourös, mag das Rampenlicht, engagiert sich für die Umwelt und Soziales. Mary ist in Dänemark sehr beliebt. Am Montag feiert sie ihren ersten Geburtstag als Königin.

An der Königin hat’s nicht gelegen: Mary von Dänemark war in Fanfarben – roter Blazer, weiße Bluse – gekleidet, sang „Sweet Caroline“ und machte an der Seite von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch brav die La-Ola-Welle mit, die durch die Kölner Lanxess-Arena rollte. Dennoch verlor die dänische Handball-Nationalmannschaft am vergangenen Sonntag das EM-Finale gegen Frankreich. Marys erste Auslandsreise als Königin hätte schon ein bisschen besser laufen können – zumindest aus sportlicher Sicht.

Erst starke zwei Wochen ist es her, dass Marys Ehemann Frederik auf dem Balkon von Schloss Christiansborg in Kopenhagen zum dänischen König proklamiert wurde. Seine Mutter Margrethe II. hatte nach 50 Jahren den Thron freigemacht für ihren Sohn, der jetzt König Frederik X. heißt. Am Montag feiert Mary Geburtstag. Es ist ihr 52. – und ihr erster als Königin.

Als Kind wollte sie Tierärztin werden, aber vermutlich nicht Königin eines kleinen Landes am anderen Ende der Welt. Mary Donaldson wuchs in Hobart, der Hauptstadt der Insel Tasmanien, auf. Ihre Eltern sind eigentlich Schotten, die Jahre vor Marys Geburt nach Australien auswanderten. Ihr Vater John arbeitete als Mathematikprofessor. Mary ist die Jüngste von vier Geschwistern. An der Universität von Tasmanien machte sie 1994 einen Bachelor in Wirtschaft und Recht, ehe sie sich auf Werbung und Marketing spezialisierte. 1999 zog sie nach Sydney, während der Olympischen Sommerspiele im Jahr drauf ging sie dort auf ein Pint in einen Pub – der Rest ist Geschichte.

2003 gaben Mary Donaldson und Prinz Frederik ihre Verlobung bekannt. Foto: Dean Pictures/imago stock&people

Und eine ziemlich romantische noch dazu: Denn Mary Donaldson hatte keine Ahnung, wer der niedliche Europäer war, der sich ihr in dem Pub als „Fred from Denmark“ vorstellte. Kronprinz Frederik nämlich, Nummer eins der dänischen Thronfolge. „Eine halbe Stunde später kam jemand zu mir und sagte: ‚Weißt Du eigentlich, wer diese Leute sind?’“, erinnerte sie sich mal in einem Interview an diesen Abend. Für Frederik war es Liebe auf den ersten Blick: „Es war nicht nur Verliebtheit, sondern das Gefühl, eine verwandte Seele gefunden zu haben.“ Drei Jahre später verlobten sich die beiden. Davor, hieß es, habe Mary eine „Prinzessinnen-Schule“ durchlaufen, die vor allem aus Sprachunterricht und einem Crashkurs in dänischer Geschichte bestanden haben soll.

Verzaubert von Mary

Im Dom von Kopenhagen gaben sich Mary und Frederik am 14. Mai 2004 das Ja-Wort. Selten hat man einen Bräutigam gesehen, der so vollkommen verzaubert vor seiner Braut stand. Der Kronprinz strahlte, während er gleichzeitig Tränen der Rührung wegblinzeln musste und hielt während der ganzen Zeremonie Marys Hand. Auch Königin Margrethe erkannte, dass ihr Sohn einen Glücksgriff gemacht hatte. „Als du Mary getroffen hast, brach in deiner Seele der Frühling aus und alles ist aufgeblüht“, sagte sie in ihrer Rede beim Hochzeitsdiner.

Am 14. Mai 2004 gaben sich Mary und Frederik im Dom von Kopenhagen das Ja-Wort. Foto: AFP/SVEN NACKSTRAND

Das royale Paar ist mit Kindern gesegnet: Vier haben die beiden. Mary, die erst 25 war, als ihre Mutter starb, kümmert sich intensiv um die Erziehung: „Eine Mutter ist in gewissen Phasen des Lebens die wichtigste Person“ und als junge Mutter stellte sie klar, dass der Job Kronprinzessin an zweiter Stelle steht: „Meine Familie hat Vorrang.“ Inzwischen sind ihre Vier aus dem Gröbsten raus: Prinz Christian ist 18 und hat als neuer Kronprinz eine wichtige Rolle inne. Prinzessin Isabella ist 16 und besucht ein Kopenhagener Gymnasium. Die Zwillinge Josephine und Vincent feierten vor Kurzem ihren 13. Geburtstag.

Mehr als „Dänemarks teuerster Kleiderständer“

Frederik gilt als schüchtern, Mary scheint das Rampenlicht mehr zu genießen als er. Die attraktive Königin vertritt dänisches Design in aller Welt. Böse Zungen lästerten deshalb schon, sie sei „Dänemarks teuerster Kleiderständer“. Von niemand geringerem als dem 2019 verstorbenen Couturier Karl Lagerfeld stammt indes das Lob, Mary sei „schön und elegant“.

Aber die neue Königin hat mehr in petto, als schick auszusehen. Sie nimmt regelmäßig an Übungen des dänischen Militärs teil und trägt den Titel eines Ehrenmajors. Mary ist Schirmherrin etlicher Stiftungen und gemeinnütziger Organisationen, darunter auch die WHO in Europa. Seit 2020 ist sie Präsidentin des „World Wide Fund for Nature“ (WWF) in Dänemark – ein Amt, das zuvor ihr verstorbener Schwiegervater Prinz Henrik inne hatte. Mit ihrem „Mary-Fonds“ unterstützt die Königin Menschen, die am Rande der dänischen Gesellschaft stehen.

Ihre erste Auslandsreise als Königin führte Mary nach Köln zum Finale der Handball-EM – das ihre Landsmänner aber verloren. Foto: Imago/IMAGO/Anke Waelischmiller/Sven Simon

Das Vertrauen des Volkes haben Mary und Frederik: Laut einer Umfrage sind sich über 80 Prozent der Däninnen und Dänen sicher, dass die beiden ihren neuen Job gut machen werden.

Der erste Kuss als König und Königin: Mary und Frederik auf dem Balkon von Schloss Christiansborg. Foto: AFP/Ritzau Scanpix/THOMAS TRAASDAHL

Wenige Tage nach dem Thronwechsel wurde in Dänemark ein Buch veröffentlicht, das König Frederik X. zusammen mit seinem Biografen Jens Andersen geschrieben hat. Darin nennt der 55-jährige Monarch Mary „meine Partnerin und meinen Wingman“. „Ich liebe die Ehe, meine Frau, unsere Kinder und die ganze glückliche Basis, die für die Menschen entsteht, die es schaffen, zusammenzuhalten und durchzuhalten“, zitierten dänische Medien aus „Kongeord“. Vor dem Thronwechsel hatte es böse Gerüchte über eine Ehekrise im Hause Dänemark gegeben. Der als äußerst diskret bekannte Palast kommentierte die Berichte in europäischen Klatschzeitungen nicht – bei seiner Proklamation auf dem Balkon von Schloss Christiansborg küsste Frederik seine Mary aber so herzhaft, als wolle er keine weiteren Zweifel über den Zustand seiner Ehe aufkommen lassen.