In Kitas wird viel geboten. Aber die Betreuung hat ihren Preis. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In Marbach werden die Gebühren für den Kindergartenbesuch um rund 8,5 Prozent angehoben. Die Räte sehen aus finanziellen Gründen keine Alternative zu diesem Schritt.

Etliche Marbacher Eltern werden wahrscheinlich schlucken, wenn sie demnächst ihre Kontoauszüge überfliegen und die Abzüge für die Kindergarten- oder Kitabetreuung genauer studieren. Denn dafür werden sie fortan aller Voraussicht nach deutlich stärker zur Kasse gebeten. Der Verwaltungsausschuss hat dem Gemeinderat jetzt nahegelegt, die Gebühren um rund 8,5 Prozent anzuheben. Das Gremium orientierte sich mit diesem Preissprung an den Empfehlungen der kirchlichen und kommunalen Verbände.

20 Euro mehr im Monat bei acht Stunden Betreuung

Wer seinen Jungen oder sein Mädchen beispielsweise in einer Gruppe für unter Dreijährige bei verlängerten Öffnungszeiten angemeldet hat, zahlt somit von September an 482 Euro. Bislang werden 444 Euro abgebucht. In der Ganztagesbetreuung mit acht Stunden müssen Eltern künftig 593 Euro berappen, statt 547 Euro. Saftig, wenn auch auf einem niedrigerem Ausgangsniveau, sind auch die Erhöhungen in den Kindergärten. Für einen Sprössling werden zum Beispiel für eine sechsstündige Betreuung von Herbst an 181 Euro verlangt, was einem Plus von 14 Euro entspricht. Bei acht Stunden werden künftig 269 Euro aufgerufen, statt 248 Euro wie aktuell. Da in Marbach die Gebühren nach der Anzahl der Kinder in einer Familie gestaffelt sind, reduzieren sich die Tarife entsprechend, wenn mehr Mädchen und Jungs in einem Haushalt leben.

Bürgermeister Jan Trost rekapitulierte, dass sich in den höheren Gebühren die allgemeinen Preissteigerungen widerspiegelten.

Zudem gab der Gemeinderat bei der letzten Anhebung der Sätze 2022 sein Okay, nicht alle tatsächlich angefallenen Mehrkosten sofort auf die Eltern umzulegen. Denn die Mütter und Väter, so der Tenor damals, seien durch die Folgen der Pandemie ohnehin schon arg gebeutelt. „Das fällt in diesem Jahr allen Familien mit Kindergartenkindern kräftig auf die Füße“, konstatierte Susanne Wichmann von den Grünen. Der Preissprung sei so hoch wie nie – weil die Rückstände von 2022 nun quasi bei der abermals angesetzten Erhöhung mit eingespeist sind.

Sorge um Zuschüsse bei der Stadt

Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik betonte jedoch, dass die Stadt fast keine andere Möglichkeit habe, als sich an den Richtsätzen der übergeordneten Verbände zu orientieren. Andernfalls drohe Marbach bei Anträgen zur finanziellen Förderung aus dem Ausgleichsstock leer auszugehen. „Dieser ist salopp gesagt ein Sozialhilfeantrag einer Kommune“, erläuterte sie. Insofern müsse die Stadt nachweisen, dass sie bei ihren Gebühren die Richtsätze des Landes oder die Orientierungswerte von Verbänden nicht unterschreite. Sonst werde man nicht als notleidend eingestuft und es könnten in erheblichem Maße Zuschüsse flöten gehen. Heißt: die Stadt kann sich bei den Kitagebühren nicht generös den Eltern gegenüber zeigen und unter den Standards bleiben, aber zugleich beim Land die missliche Haushaltslage geltend machen und auf Hilfen bei Großprojekten wie dem geplanten Hallenbad-Neubau pochen.

Weil die Stadt jeden Cent zweimal umdrehen muss, gab der Ausschuss zähneknirschend grünes Licht für die Anhebung der Beiträge. Allerdings ist Rathausspitze und Räten bewusst, dass auf die Familien damit eine teils schwer zu stemmende finanzielle Bürde zukommt. Deshalb sucht man nach Wegen, die wirtschaftlich Schwächeren zu entlasten. Es wird ein Arbeitskreis aus Vertretern der Fraktionen, der Kindergartenträger und des Gesamtelternbeirats gebildet, der sich Gedanken um ein einkommensabhängiges Gebührenmodell machen soll.

Alleinerziehende bekommen schon einen Nachlass

Bereits eingeführt wurde vor zwei Jahren eine finanzielle Erleichterung für Alleinerziehende, denen nicht schon von anderer öffentlicher Stelle unter die Arme gegriffen wird. Die betreffenden Mütter und Väter können in der Gebührentabelle so eingruppiert werden, als hätten sie ein Kind mehr als es tatsächlich der Fall ist. Bei ungefähr zehn Alleinerziehenden sei diese Regelung zum Tragen gekommen, sagte Mathias Marmein, bei dem in der Stadt die Fäden in puncto Kindergartenwesen zusammenlaufen.