Die Kita-Gebühren steigen in Ludwigsburg um 8,5 Prozent an. Foto: dpa

732 angemeldete Kinder erhalten für das anstehende Kindergartenjahr keinen Platz in einer Einrichtung. Zudem werden die Kita-Gebühren deutlich angehoben.

Eine gewisse Ratlosigkeit im Bildungs- und Sozialausschuss der Stadt Ludwigsburg war in der Sitzung am Mittwochabend nicht zu übersehen. Auf der Tagesordnung stand das leidige Thema Kinderbetreuung. Besonders, was die verfügbaren Betreuungsplätze angeht, sind die Zahlen einmal mehr ernüchternd. 723 angemeldete Kinder werden, wenn das neue Kindergartenjahr im September beginnt, keinen Platz in einer Kindertageseinrichtung erhalten. So viele waren es zu diesem Zeitpunkt noch nie. Die Stadt zeigt sich um Lösungen bemüht, mehr als Schadensbegrenzung scheint im Moment aber nicht möglich.

Bei den unter Dreijährigen kann die Stadt 382 Kindern keine Platzzusage geben, bei den über Dreijährigen sind es 341 Kinder. „Hier sind die Aufnahmen diesmal auf einem Tiefstand“, sagt Thomas Brändle, Abteilungsleiter Kinder und Familie der Stadt Ludwigsburg. 683 Anmeldungen gab es, etwa die Hälfte geht also leer aus. Die Stadt weist auf eine Sondersituation für das kommende Kindergartenjahr hin: 285 Plätze seien theoretisch verfügbar, könnten in der Praxis momentan aber nicht vergeben werden.

Das liege zum einen am akuten Fachkräftemangel, zum anderen an Bauverzögerungen in einigen Einrichtungen. Der Mangel an pädagogischen Fachkräften sorgt zudem dafür, dass in vielen Einrichtungen die Betreuungszeit dauerhaft reduziert wird. „Außerdem ist die Nachfragesituation eine andere als vor drei oder vier Jahren“, erklärt Daniel Wittmann, der den Fachbereich Bildung und Familie der Stadt leitet.

Die Gründe dafür macht die Stadt einerseits in der höheren Geburtenrate und andererseits darin aus, dass das Land zum Schuljahr 2022/23 erneut den Stichtag für die Einschulung vorverlegt hat, und zwar auf den 30. Juni. Kinder, die nach diesem Stichtag Geburtstag haben, müssen erst im Jahr darauf zur Schule gehen, bleiben also im Zweifel ein Jahr länger im Kindergarten.

Dennoch, und das wollen Brändle und Wittmann verständlicherweise nicht unerwähnt lassen: „Wir schaffen kontinuierlich Plätze.“ 666 Plätze seien es seit 2018 gewesen, weitere 228 neue Plätze sind in Planung. Den tatsächlichen Bedarf deckt das allerdings bei Weitem nicht.

Gebühren steigen um 8,5 Prozent

Ebenfalls für Gesprächsstoff sorgt die Erhöhung des Gebührenrichtsatzes um 8,5 Prozent. „Das ist unüblich hoch“, sagt Wittmanns Stellvertreter Thomas Albrecht, sei aber aufgrund der jüngsten Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst sowie beispielsweise gestiegener Energiekosten unumgänglich.

Die Verwaltung orientiert sich damit am Landesrichtsatz, was der Gemeinderat bereits im September vergangenen Jahres beschlossen hatte. In den kommenden Jahren sollen die Schwankungen der Steigerungsrate des Landesrichtsatzes durch einen linearen Wert ausgeglichen werden. Der berechnete Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre liegt bei 3,8 Prozent, für Ludwigsburg soll der Wert auf vier Prozent gerundet und alle fünf Jahre neu berechnet werden. „Dadurch würden die städtischen Gebührenerhöhungen berechenbarer und gerechter“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Gesamtelternbeirat kritisiert die Stadt scharf

Der Ludwigsburger Gesamtelternbeirat (GEB) übt scharfe Kritik und sieht darin „ein massives Ungleichgewicht zwischen den Leistungen, die die Eltern im Bereich Kitabetreuung in Ludwigsburger Einrichtungen erbringen müssen und den Leistungen, die die Stadt Ludwigsburg nach wie vor nicht erbringt.“ Der GEB beklagt außerdem die fehlende Deckelung der Beiträge.

Verhandelt wird am kommenden Mittwoch im Gemeinderat lediglich die Einführung des Mittelwertes. Eine Beschlussempfehlung wollte der Bildungs- und Sozialausschuss nicht abgeben.