Technologie der Zukunft? Der neue und ungewöhnlich geformte 3D-Bau in Heidelberg. Foto: christian buck/Kraus

Auf dem Areal der ehemaligen Campbell-Barracks in Heidelberg ist innerhalb von 140 Stunden ein Gebäude komplett im 3D-Druck-Verfahren entstanden. Doch ist das schnelle Bauen auch ein Modell im Kampf gegen die Wohnungsnot?

Der Bauherr übergab den Schlüssel mit einem Festakt an die Mieter. Die Firma Heidelberg iT wird das neue Gebäude künftig als „Server-Hotel“ nutzen, als Rechenzentrum. Der wellenförmige Bau wurde von den Firmen Peri 3D Construction, einem Vorreiter auf dem Gebiet des 3D-Baudrucks und Heidelberg Materials, einem der weltweit größten Baustoffunternehmen errichtet. Heidelberg Materials habe eigenen Aussagen zufolge einen 3D-Druckbeton eingesetzt, der als mineralischer Baustoff zu 100 Prozent recyclefähig ist. Entworfen haben das geschwungene Gebäude Mense-Korte ingenieure+architekten und SSV Architekten, als Projektentwicklerin und Bauherrin fungiert die Kraus Gruppe.

Beeindruckende Größe

Abgesehen von der für die eingesetzte Technologie bemerkenswerten Größe – der Gewerbebau ist rund 54 Meter lang, elf Meter tief und neun Meter hoch – ist der 3D-Druck in der Architektur keineswegs mehr eine sensationelle Neuheit. Im nordrhein-westfälischen Beckum entstand bereits vor zwei Jahren das erste Einfamilienhaus, das erste überhaupt in Deutschland, übrigens auch von Peri 3D Construction mit Sitz in Weißenhorn in Bayern.

Ähnliche Projekte sind in den USA, Belgien und China dokumentiert, wobei die als etwas unförmig kritisieren, komplett in 3D gedruckten Häuser in China vor allem mit der Firma Winsun aus Schanghai verknüpft werden.

Tausende Bauvorgaben

3D-Druck ist ein Bauverfahren, vom dem viele begeistert sind, manche Experten sehen in diesen Erfolgen eine industrielle Revolution, mit der vielleicht bald schon die gegenwärtige Bau- und Wohnkrise ad acta gelegt werden könnte. Es gibt allerdings auch Gegenstimmen.

Die Architekturbüros und Baufirmen, die den 3D-Druck anwenden, müssten sich ebenfalls zumindest in diesem regelfreudigen Land an die herrschenden Bauvorgaben halten, von denen es Tausende gibt. Und je größer das projektierte Gebäude, desto aufwendiger ist die Planung und desto größer muss der Drucker sein, heißt es. Auch das womöglich eine nicht zu vernachlässigende Kostenfrage.

Bei einem 3D-Druck-Bauverfahren spritzt eine Druckdüse feine Betonlinien auf eine Bodenplatte und zieht Schicht für Schicht Außen- und Innenwände hoch. Auf diese können auch Bodenplatten, Zwischendecken und das Dach gedruckt werden. Auf Grundlage des Entwurfs können mit der Maschine Aussparungen und Schlitze für Fenster, Türen und Stromleitungen sowie Hohlräume für Dämmstoffe millimetergenau gesetzt werden. Als Baumaterial kommen neben Beton auch Stahl, Kunststoff oder Kunstharze in Frage.