Japaner sind dafür bekannt, auch noch im hohen Alter fit zu sein. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung ist eine der höchsten weltweit. Das hat unterschiedliche Gründe.
In kaum einem anderen Land liegt die durchschnittliche Lebenserwartung so hoch wie in Japan. Das bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Grübeln: Was machen die Japaner anders?
Wer heute in Japan geboren wird, wird laut statistischen Berechnungen durchschnittlich 85 Jahre alt. Diese Zahlen hat die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in ihrem Datenreport 2022 veröffentlicht. Eine gleiche Lebenserwartung prognostiziert die Stiftung den Einwohnern in Hongkong. Lediglich in Monaco und San Marino sollen die Menschen älter werden, durchschnittlich je 86 und 87 Jahre.
Wer viel verdient, lebt länger
Dass eine florierende Wirtschaft maßgeblich zu der hohen Lebenserwartung beiträgt, ist unumstritten. Auch laut DSW hängt ein hohes Einkommen statistisch damit zusammen, dass die Kindersterblichkeitsrate sowie die Todesfälle pro 1000 Einwohner sinken.
Das dürfte auch in Japan ein Grund für die hohe Lebenserwartung sein. Laut Statistischem Bundesamt betrug 2021 das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf dort über 39 000 US-Dollar. In Deutschland allerdings lag es bei über 50 000 US-Dollar. Dennoch prognostiziert DSW den Deutschen eine niedrigere Lebensdauer; im Schnitt sollen sie 81 Jahre alt werden.
Gesundheit ist ein wichtiges Thema in Japan
Aussagekräftige Studien zu dem Thema gibt es wenige. Vielmehr haben sich verschiedene Vermutungen und Theorien entwickelt. So wird in dem Inselstaat das Thema Gesundheit groß geschrieben. Grund dafür ist auch, dass Japan ein enormes Problem aufgrund der überalterten Gesellschaft hat. Die betagten Menschen sollen also lange fit bleiben.
Japaner sollen zudem mehr Wert auf Hygiene und Abstand zu fremden Menschen legen. Das könnte auch ein Faktor dafür gewesen sein, warum das Land vergleichsweise glimpflich durch die Covid-Pandemie gekommen ist. Gelobt wird auch das moderne Gesundheitssystem in Japan.
Weniger Japaner sind übergewichtig
Beim Thema Ernährung gehen die Meinungen auseinander. Die Einen loben die bunte Zusammensetzung japanischer Speisen aus verschiedenstem Gemüse, Fisch und Fleisch. Andere bemängeln den hohen Konsum von weißem Reis, Fleisch und Fisch. Gesund sein soll jedenfalls grüner Tee, den die Einwohner oft täglich trinken. Fermentierte Lebensmittel sollen zudem gut für die Darmflora sein. Unterm Strich sind jedenfalls weniger Menschen in Japan übergewichtig als in Deutschland – und das ist auf jeden Fall gesünder.
Abgesehen davon soll in Japan Arbeit einen hohen Stellenwert bei den Menschen haben. Die Regierung unterstützt die Einwohner dabei, auch nach dem Eintritt ins Rentenalter beruflich aktiv zu bleiben. Dadurch bleiben betagte Menschen womöglich eher integriert in die Gesellschaft und bewegen sich mehr.
Das soziale Gefüge könnte eine Rolle spielen
Ein weiterer Faktor könnte der große soziale Zusammenhalt in dem Inselstaat sein. Ältere Menschen bleiben oft in ihrer Familie, statt in einem Altersheim untergebracht zu werden und können mit einer großen familiären Unterstützung rechnen.
Eine Rolle bei der Lebenserwartung könnte auch die Mentalität spielen. Ikigai beschreibt in Japan den Sinn des Lebens und spielt auf eine aktive und zukunftsgerichtete Lebensweise an. Eine Studie fand heraus, dass die Mortalitätsrate unter den Personen geringer war, die angegeben hatten, Ikigai in ihrem Leben zu verspüren.
Sinkt die Lebenserwartung in Zukunft?
Letzen Endes ist nicht eindeutig erklärt, warum die durchschnittliche Lebenserwartung in Japan vergleichsweise hoch ist. Es gibt unzählige Faktoren, die relevant sein können. Manche Forscher befürchten allerdings, dass die hohe japanische Lebenserwartung in Zukunft zurückgehen könnte – aufgrund von Schwierigkeiten im Gesundheitssystem und weil der Konsum an Fastfood, Alkohol und Tabak zunehmen und der soziale Zusammenhalt nachlassen könnte.